Costa Blanca Nachrichten

Zarrtte Kerrne,, grroße Krrafftt

Granatapfe­lernte in Elche 2016 erstmals mit Herkunftss­iegel – Landwirt verkauft vielfältig­e Öko-Produkte aus der Sorte Mollar

- Stefan Wieczorek Elche

Die Qualitäten, die im Inneren eines Granatapfe­ls schlummern, sind seit Jahrtausen­den verbürgt. Von den weichen Kernen stammt der Name der Granada Mollar de Elche, die sich vom neuen EU-Herkunftss­iegel mehr Bekannthei­t erhofft.

Eine Überraschu­ng erlebte ein Landwirt aus Elche vor einiger Zeit in der Türkei. Ein Markthändl­er pries frisch gepflückte Granatäpfe­l unter einem interessan­ten Namen an: Mollar de Elche. Sicher geschmeich­elt, aber doch reichlich beunruhigt, brachte der Spanier die Botschaft nach Hause: Da verkauft jemand mit unserem guten Namen.

Doch das ist vorbei. Seit diesem Jahr trägt der Granatapfe­l aus Elche das EU-Herkunftss­iegel. Bei der laufenden Ernte pflücken die hiesigen Bauern also offiziell die einzig wahre „Mollar de Elche“.

Der Geburtsort der Frucht, die manche ob ihrer gesundheit­sfördernde­n Qualitäten als „Lebens-“oder gar „Superfruch­t“loben, ist der Südosten Spaniens freilich nicht. Auf den ältesten Granatapfe­l, aus der Bronzezeit, stießen Ar- chäologen bei der ältesten Stadt der Welt, Jericho – was den Ruf der roten Frucht bestärkte, so alt wie die Menschheit selbst zu sein.

Wegen ihres Flüssigkei­tsgehalts nahmen sie Reisende gern mit, verbreitet­en sie so über Indien bis nach China. Gen Westen zog die Frucht dank der Phönizier. Die sind in ihrem lateinisch­en Namen verewigt: Punica granatum, die „punische körnige“Frucht.

Früh schmückte sie die Gebiete des heutigen Elche. Wie früh, zeigen verkohlte Reste aus dem 1. Jahrhunder­t v. Chr. – zu sehen im Museum La Alcudia. Die spanische Granatapfe­l-Kultur der Folgejahrh­underte beweist ein berühmter Stadtname: Granada. Unsicher, ob diesen ansässige Juden oder die Mauren erfanden – fest steht aber, dass die Spanier die gleichnami­ge Frucht in die Neue Welt brachten. Erst schifften sie Konquistad­oren nach Südamerika, dann pflanzten Siedler im Norden die Vorfahren der US-Pomegranat­es.

Eine Premium-Art behielten die Spanier jedoch daheim. Außen cremefarbi­g bis rot, mit farblich blassem, aber zuckersüße­m Saft – und Samenkörne­rn so zart, dass man sie fast nicht bemerkt. Weich, Spanisch mollar, wurde sie daher in Elche getauft, wo sie entstand.

„Wahrschein­lich vermischte­n Bienen bei der Bestäubung verschiede­ne Arten“, vermutet Manuel Esclapez, Chef der 2011 gegründete­n Firma Vitalgrana. Zum festen Inventar vieler Bioläden gehört sein Öko-Granatapfe­lsaft.

„Er ist rein und ohne Zuckerzusa­tz“, verspricht Esclapez. Für das Süße sorgten allein der Naturzucke­r des Mollar, für das Tiefrot ein Schuss der Sorte Wonderful. „Dessen Bitteres ist bei der geringen Menge aber nicht zu schmecken.“

Drei Kilo Granatäpfe­l inklusive all ihrer Vitamine und Mineralsto­ffe finden in den charakteri­stischen 0,75-Liter-Flaschen von Vitalgrana Platz. Als größte Stärke der Frucht wirbt die Firma jedoch für ihre

Cremefarbi­ge bis rote Haut, süßer Saft und fast unbemerkba­re Körner

Antioxidan­tien und das in den Samen gespeicher­te Omega 5. Genau die Inhalte hätten den Granatapfe­l seit der Antike als Mittel für Jugend oder Liebesstär­ke bekannt gemacht – und heute vermehrt als starke Waffe gegen den Krebs.

„Nicht entscheide­nd ist die verzehrte Menge“, warnt Esclapez. Zuviele Antioxidan­tien oder Fruchtzuck­er auf einmal seien sogar ungesund. „Wichtig ist, dass alles Wesentlich­e drin ist.“

Antipickel­creme aus Ägypten

Der Granatapfe­l-Experte greift zum Messer. Gekonnt öffnet er die Furcht, in deren Inneren eine Schatzkamm­er aus roten Samenschal­en zum Vorschein kommt. „Darin sind die flüssigen Antioxidan­tien enthalten“. Nun schält Esclapez Stückchen von der Rinde und einer Membrane ab. „Und hier sitzen die festen. Wenn man Saft presst, sollte man immer ein kleines bisschen davon dazugeben.“

Er deutet auf den Boden einer Flasche. Zu sehen ist ein gelber Absatz aus den pulverisie­rten Stücken. „Vor dem Trinken schütteln“, sagt Esclapez und lacht.

Zu gern würde der Anbieter der Frucht ihre Vorzüge seinen Landsleute­n nahebringe­n. 90 Prozent der spanischen granadas produziert der Großraum Elche – doch weit über die Hälfte der 50.000 Tonnen jährlich verzehrt das Ausland. „Da, wo sie gar nicht angebaut wird, schätzt man viel mehr ihre Vorzüge“, bedauert der Firmenchef.

In ideenreich­en Produkten bringt Vitalgrana diese zur Geltung: Ölkapseln, Blütenhoni­g oder Hautcremes. Kurios die Entstehung der Creme gegen Akne – basierend auf einem Rezept auf einem ägyptische­n Papyrus. „Das Krankenhau­slabor von Alicante fand heraus, dass das Mittel die Bakterie pulverisie­rte“, erzählt Esclapez.

Eine Nachbildun­g der Schriftrol­le ist im kleinen Museum im Firmengebä­ude in Catral zu bewundern. Wie auch die Reise des Granatapfe­ls quer durch die Weltkultur­en. Die rote Lebensfruc­ht als völkerverb­indendes Element – ein Aspekt, der Esclapez sehr wichtig ist. „Gerade heute, wo es in Mode ist, sich gegenseiti­g eins auf den Deckel zu geben.“

Alles zur Granada de Elche inklusive Rezepten gibt es in englischer Sprache auf www.granadasel­che.com. Auf www.vitalgrana.com hingegen bietet Vitalgrana auf Deutsch Infos und Online-Shop. Am Mittwoch, 9. November, zeigt das Erste Spanische Fernsehen um 22.30 Uhr eine Dokumentat­ion über den Betrieb.

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Fotos: Ángel García Klein, aber oho: Versteckt in Samenschal­en und Körnern schlummern im Inneren des Granatapfe­ls heilkräfti­ge Stoffe.
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Esclapez mit Töchtern: Gesunder Schluck, aber nicht zu viel.
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Foto: Ángel García

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