Zarrtte Kerrne,, grroße Krrafftt
Granatapfelernte in Elche 2016 erstmals mit Herkunftssiegel – Landwirt verkauft vielfältige Öko-Produkte aus der Sorte Mollar
Die Qualitäten, die im Inneren eines Granatapfels schlummern, sind seit Jahrtausenden verbürgt. Von den weichen Kernen stammt der Name der Granada Mollar de Elche, die sich vom neuen EU-Herkunftssiegel mehr Bekanntheit erhofft.
Eine Überraschung erlebte ein Landwirt aus Elche vor einiger Zeit in der Türkei. Ein Markthändler pries frisch gepflückte Granatäpfel unter einem interessanten Namen an: Mollar de Elche. Sicher geschmeichelt, aber doch reichlich beunruhigt, brachte der Spanier die Botschaft nach Hause: Da verkauft jemand mit unserem guten Namen.
Doch das ist vorbei. Seit diesem Jahr trägt der Granatapfel aus Elche das EU-Herkunftssiegel. Bei der laufenden Ernte pflücken die hiesigen Bauern also offiziell die einzig wahre „Mollar de Elche“.
Der Geburtsort der Frucht, die manche ob ihrer gesundheitsfördernden Qualitäten als „Lebens-“oder gar „Superfrucht“loben, ist der Südosten Spaniens freilich nicht. Auf den ältesten Granatapfel, aus der Bronzezeit, stießen Ar- chäologen bei der ältesten Stadt der Welt, Jericho – was den Ruf der roten Frucht bestärkte, so alt wie die Menschheit selbst zu sein.
Wegen ihres Flüssigkeitsgehalts nahmen sie Reisende gern mit, verbreiteten sie so über Indien bis nach China. Gen Westen zog die Frucht dank der Phönizier. Die sind in ihrem lateinischen Namen verewigt: Punica granatum, die „punische körnige“Frucht.
Früh schmückte sie die Gebiete des heutigen Elche. Wie früh, zeigen verkohlte Reste aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. – zu sehen im Museum La Alcudia. Die spanische Granatapfel-Kultur der Folgejahrhunderte beweist ein berühmter Stadtname: Granada. Unsicher, ob diesen ansässige Juden oder die Mauren erfanden – fest steht aber, dass die Spanier die gleichnamige Frucht in die Neue Welt brachten. Erst schifften sie Konquistadoren nach Südamerika, dann pflanzten Siedler im Norden die Vorfahren der US-Pomegranates.
Eine Premium-Art behielten die Spanier jedoch daheim. Außen cremefarbig bis rot, mit farblich blassem, aber zuckersüßem Saft – und Samenkörnern so zart, dass man sie fast nicht bemerkt. Weich, Spanisch mollar, wurde sie daher in Elche getauft, wo sie entstand.
„Wahrscheinlich vermischten Bienen bei der Bestäubung verschiedene Arten“, vermutet Manuel Esclapez, Chef der 2011 gegründeten Firma Vitalgrana. Zum festen Inventar vieler Bioläden gehört sein Öko-Granatapfelsaft.
„Er ist rein und ohne Zuckerzusatz“, verspricht Esclapez. Für das Süße sorgten allein der Naturzucker des Mollar, für das Tiefrot ein Schuss der Sorte Wonderful. „Dessen Bitteres ist bei der geringen Menge aber nicht zu schmecken.“
Drei Kilo Granatäpfel inklusive all ihrer Vitamine und Mineralstoffe finden in den charakteristischen 0,75-Liter-Flaschen von Vitalgrana Platz. Als größte Stärke der Frucht wirbt die Firma jedoch für ihre
Cremefarbige bis rote Haut, süßer Saft und fast unbemerkbare Körner
Antioxidantien und das in den Samen gespeicherte Omega 5. Genau die Inhalte hätten den Granatapfel seit der Antike als Mittel für Jugend oder Liebesstärke bekannt gemacht – und heute vermehrt als starke Waffe gegen den Krebs.
„Nicht entscheidend ist die verzehrte Menge“, warnt Esclapez. Zuviele Antioxidantien oder Fruchtzucker auf einmal seien sogar ungesund. „Wichtig ist, dass alles Wesentliche drin ist.“
Antipickelcreme aus Ägypten
Der Granatapfel-Experte greift zum Messer. Gekonnt öffnet er die Furcht, in deren Inneren eine Schatzkammer aus roten Samenschalen zum Vorschein kommt. „Darin sind die flüssigen Antioxidantien enthalten“. Nun schält Esclapez Stückchen von der Rinde und einer Membrane ab. „Und hier sitzen die festen. Wenn man Saft presst, sollte man immer ein kleines bisschen davon dazugeben.“
Er deutet auf den Boden einer Flasche. Zu sehen ist ein gelber Absatz aus den pulverisierten Stücken. „Vor dem Trinken schütteln“, sagt Esclapez und lacht.
Zu gern würde der Anbieter der Frucht ihre Vorzüge seinen Landsleuten nahebringen. 90 Prozent der spanischen granadas produziert der Großraum Elche – doch weit über die Hälfte der 50.000 Tonnen jährlich verzehrt das Ausland. „Da, wo sie gar nicht angebaut wird, schätzt man viel mehr ihre Vorzüge“, bedauert der Firmenchef.
In ideenreichen Produkten bringt Vitalgrana diese zur Geltung: Ölkapseln, Blütenhonig oder Hautcremes. Kurios die Entstehung der Creme gegen Akne – basierend auf einem Rezept auf einem ägyptischen Papyrus. „Das Krankenhauslabor von Alicante fand heraus, dass das Mittel die Bakterie pulverisierte“, erzählt Esclapez.
Eine Nachbildung der Schriftrolle ist im kleinen Museum im Firmengebäude in Catral zu bewundern. Wie auch die Reise des Granatapfels quer durch die Weltkulturen. Die rote Lebensfrucht als völkerverbindendes Element – ein Aspekt, der Esclapez sehr wichtig ist. „Gerade heute, wo es in Mode ist, sich gegenseitig eins auf den Deckel zu geben.“
Alles zur Granada de Elche inklusive Rezepten gibt es in englischer Sprache auf www.granadaselche.com. Auf www.vitalgrana.com hingegen bietet Vitalgrana auf Deutsch Infos und Online-Shop. Am Mittwoch, 9. November, zeigt das Erste Spanische Fernsehen um 22.30 Uhr eine Dokumentation über den Betrieb.