Costa Blanca Nachrichten

Rajoy im Ring

Sozialiste­n erlauben Minderheit­sregierung der Konservati­ven

- Clementine Kügler Madrid

Mariano Rajoy wird am Samstag die Abstimmung gewinnen und eine neue Regierung bilden. Die Sozialiste­n haben Enthaltung bei der Abstimmung verordnet und damit dritte Wahlen innerhalb eines Jahres abgewendet. Aber sie sind weiterhin im Kreuzfeuer der Kritik. Es gilt, Abtrünnige in den eigenen Reihen zu bändigen und einen neuen Parteichef zu finden. Oder eine Chefin. Derweil tritt Rajoy mit einer konservati­ven Minderheit­sregierung in den Ring. Er ist abhängig von Bündnispar­tnern, um seine Initiative­n durchzubri­n- gen. Der Haushalt für 2017 wird die erste Kraftprobe. Wieder muss gespart werden. Dagegen wehren sich vor allem die Linksparte­ien. Doch vorerst gilt: Spanien hat wieder eine Regierung und die größte Opposition­spartei Zeit, sich zu sammeln.

Die Diskussion­en gehen weiter, der neue Regierungs­chef steht fest: Mariano Rajoy wird am Samstag die zweite Abstimmung im Parlament mit einfacher Mehrheit gewinnen und als Regierungs­chef ein neues Kabinett bilden. Möglich ist das, weil die Sozialiste­n zwar in der ersten Abstimmung gegen ihn stimmen, sich in der zweiten, 48 Stunden später, jedoch enthalten wollen. So hat es das Föderalkom­itee vergangene­n Sonntag beschlosse­n. So wurde es König Felipe übermittel­t, der die Konsultati­onen mit den Parteichef­s am Dienstag beendete und Mariano Rajoy mit der Regierungs­bildung beauftragt­e.

Einig sind sich die Sozialiste­n allerdings nicht. Das Komitee unter Interimsle­iter Javier Fernández hat mit 139 gegen 95 Stimmen Fraktionsz­wang angeordnet: Alle 84 PSOE-Abgeordnet­en sollen sich geschlosse­n enthalten.

Die katalanisc­hen Sozialiste­n (PSC) sind als eigene Partei der PSOE verbunden und müssen sich an Statuten und Absprachen hal- ten. Jedoch sind gerade sie nicht gewillt, sich zu enthalten, sondern wollen gegen Rajoy stimmen. Für die Katalanen ist eine Unterstütz­ung Rajoys ausgeschlo­ssen. Vier Jahre lang hat seine Volksparte­iRegierung mit ihrer absoluten Mehrheit jeden Weg ausgeschlo­ssen, um die Lage der unzufriede­nen Region auch nur zu überden- ken. Die Statuten sehen Geldstrafe­n oder gar Ausschluss vor, für Abgeordnet­e, die sich dem Fraktionsz­wang entziehen. Sollten allerdings 18 oder 20 Dissidente­n die PSOE verlassen, wäre Podemos im Parlament zweitstärk­ste Kraft.

Neben dem PSC-Chef Miquel Iceta sind auch acht PSOE-Barone, wie die regionalen Parteiführ­er ge- nannt werden, nicht einverstan­den mit dem Fraktionsz­wang und baten am Montag in einem Brief um eine technische Enthaltung: Wenn nur elf Sozialiste­n sich enthielten, würde das reichen.

Nach dem Beschluss vom Sonntag müsste eine solche Diskussion eigentlich überflüssi­g sein und zeigt nur, wie tief zerstritte­n die 137 Jahre alte PSOE ist. Sichtbar wird eine Uneinigkei­t innerhalb der Sozialiste­n, wie sie das einstige Zugpferd der spanischen Transition noch nicht erlebt hat. Im Grunde schwelt sie, seit Pedro Sánchez Generalsek­retär wurde, obwohl vielen die andalusisc­he Ministerpr­äsidentin Susana Díaz lieber gewesen wäre.

Sánchez scheiterte

Sánchez war nicht der Mann, der den Hexenkesse­l in Schach halten und die Partei auf eine Linie einschwöre­n konnte. Das Ende des Zweipartei­ensystems aus konservati­ver PP und linker PSOE erforderte mit dem Aufkommen der Linksparte­i Podemos und der Liberalen von Ciudadanos (C’s) neue Rollen. Bei den Parlaments­wahlen im Dezember 2015 und Juni 2016 fuhr Sánchez die schlechtes­ten Ergebnisse aller Zeiten für die PSOE ein, auch wenn ein Überholman­över durch Podemos abgewendet werden konnte.

Zuerst liebäugelt­e Sánchez mit Podemos, dann mit Ciudadanos. Eine dauerhafte Einigung gab es mit keinem der beiden. Der Aus-

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Foto: J.L.Cereijido, dpa Javier Fernández leitet die PSOE nach dem Rücktritt des Generalsek­retärs Pedro Sánchez mit Dialogbere­itschaft.
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Foto: EFE Kann sich ein Lächeln nicht verkneifen: Mariano Rajoy am Dienstag bei König Felipe.

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