Stolz auf Fischerei
Für Jáveas Fischer ist ihr Beruf ein Lebensstil – Rathaus vergibt Bürgerpreis an Genossenschaft
Mehr Lebensart als Beruf: Jáveas Fischer und ihre Genossenschaft bekommen Bürgerpreis
Jávea – se. Jáveas Fischer folgen unbeirrt ihrem Kurs. Weder die Krise der Fischerei noch die zahlreichen Versuche von Baulöwen, sie aus dem Hafen zu vertreiben, können sie von ihrem Lebensstil abbringen. „Denn unser Beruf ist ein Lebensstil und eine Berufung, die uralte Werte und Traditionen des Mittelmeerraums erhält“, sagt Moises Erades, stellvertretender zweiter Vorsitzender der Fischereigenossenschaft.
Erades hält seit vielen Jahren das Steuerrad der Vereinigung in der Hand und hat sie, was die wirtschaftliche Seite betrifft, in die Modernität geführt – ohne jedoch die Essenz des Fischerlebens anzutasten. Die Stadt Jávea hat die Fischereigenossenschaft nun mit dem alljährlichen Bürgerpreis ausgezeichnet. In Anerkennung der Verdienste auf dem Gebiet der Volkskultur, der ortstypischen Mittelmeer-Diät und des Tourismus.
„Wir arbeiten im primären Wirtschaftssektor und sind damit in Jávea eine Rarität“, sagt Erades. Mit dem Fischfang werde man heute nicht mehr reich, aber die Zahlen könnten sich sehen lassen: Die Genossenschaft hat 2015 zwei Millionen Tonnen Fisch vertrieben und einen Umsatz von 15 Millionen Euro verzeichnet.
Verdienste auf dem Gebiet der Volkskultur und des Tourismus
„Über 100 Fischerfamilien hängen von uns ab. Dazu kommen 25 Angestellte in der Verwaltung und in den Läden und andere Firmen, zum Beispiel unsere Transporteure“, erklärt der Spanier. In Jávea seien zwar nur 18 Boote beheimatet. Der Hafen sei aber Ziel vieler auswärtiger Sardinen- und Sardellenboote, deren Fang dann ebenfalls in Jávea versteigert werde.
Was machte die Fischerei wieder rentabel? 2002 hat die Genossenschaft die Gründung der Or- ganización de Productores Pesqueros (OPP) angeregt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss der Genossenschaften aus Dénia, Jávea und Calp, der mit zwei vorrangigen Zielen geschaffen wurde: die lästigen Zwischenhändler auszu schalten und den Direktverkauf an kleine Abnehmer über eigene Läden zu ermöglichen. Und noch ein weiteres Konzept der Fischer ging auf: 2006 gründete die OPP die Tochterfirma Amma, die sich um die Vermarktung kümmert.
Doch warum verdienen die Fischer einen Preis für touristische und kulturelle Arbeit? „Unser Hafen und unsere Versteigerungshalle sind für Besucher offen und ziehen Touristen an“, sagt Erades. „Auch bieten wir Führungen für Schüler und Studenten.“Diese Offenheit sei vom Gesundheits- und vom Küstenamt nicht gern gesehen. „Aber wir sind stolz auf unsere Fischerei“, sagt Erades.
Deshalb ist die Genossenschaft auch Mitbegründer und Mitglied des Instituts für Meeresforschung Irox in Jávea. „Wir sponsern es und helfen bei einer Studie mit, die erreichen soll, das die unterseeische Hochebene Roca dels Felius vor Jávea unter Schutz gestellt wird, weil sie eine Kinderstube für die Fische ist“, erklärt Erades. Viel Druck von Baulöwen Kulturarbeit leistet auch das Genossenschaftsmitglied Amadeo Ros. Der Hobbyhistoriker veröffentlicht regelmäßig kleine Forschungsarbeiten – zum Beispiel über den Thunfischfang seit der Römerzeit. Bei Ros, der ausgebildeter Bootsschreiner ist und aus einer alten Fischerfamilie stammt, fließe Meerwasser in den Adern, heißt es.
So wie bei vielen seiner Kollegen. An die zehn Mal schon wollten Baulöwen aus dem Fischerhafen einen Ankerplatz für Jachten machten und boten der Genossenschaft alles Mögliche, damit sie weicht. „Es wurde viel Druck auf uns ausgeübt“, sagt Erades. „Doch wir sind über 100 Jahre hier und werden bleiben.“