Rosen für die Toten
Kooperative Flomar verkauft 1,5 Millionen Blumen zu Allerheiligen
1,5 Millionen Blumen: Flomar versorgt an Allerheiligen die Vega Baja mit Grabschmuck
Ein betörender Duft nach Rosen, Nelken, Margariten und Lilien liegt in der Luft. In der riesigen Lagerhalle sortieren die Arbeiterinnen kistenweise Blumen. An der Rampe warten bereits die Kühllaster, die die frischgeschnittenen Blumen, gebündelt in bunten Sträußen, einpacken und abtransportieren. Die Kooperative Flomar, wenige Kilometer abseits der Autobahn A-7 auf Höhe von Pilar de la Horadada, ist der größte Blumenproduzent der Region Valencia und macht dieser Tage sein bestes Geschäft im Jahr.
„Wir verkaufen rund 1,5 Millionen Blumen in den Tagen vor Allerheiligen“, sagt Geschäftsführer Francisco Carrasco. Das entspreche rund 15 Prozent der gesamten Jahresproduktion. Auf 40 Hektar Land schneiden die rund 70 an der Kooperative beteiligten Bauern ihre liebevoll aufgezogenen Blumen und binden sie zu prächtigen Sträußen zusammen, die von der südlichen Costa Blanca bis nach Frankreich, Portugal, Italien und England exportiert werden. Das sonnige Klima und der fruchtbare Boden, sagt Carrasco, würden für ganzjährig gute Ernten sorgen.
Antonia Fernández ist eine von rund 20 Arbeiterinnen in der Verladehalle. Weitere hundert Bauern von Flomar sind auf den Feldern und in den umliegenden Gewächs-
Zu Allerheiligen verkauft die Kooperative ihre Ware exklusiv im Inland
häusern beschäftigt. Zusammen mit ihren Kolleginnen Elvira García und Julia Romero verpacken sie die duftenden Blumen zunächst in Zellophan und hernach in Kartons. „Diese Woche haben wir alle Hände voll zu tun“, sagt sie. Viele Spanier würden nämlich traditionell am 1. November den Friedhof besuchen und ihrer Toten mit einem Blumenstrauß am Grab ge- denken. Diese Tradition sei in den Dörfern noch lebendig, anders als in vielen Städten, wo sich das amerikanisierte Spektakel Halloween am Vorabend zu Allerseelen durchgesetzt habe.
Amparo Romero begleitet den Reporter in die Kühlkammern. Mit einem Zischen öffnet sich eine der isolierten Schiebetüren. Draußen schwitzt man bei noch sommerlichen 26 Grad, obwohl es Ende Oktober ist. Drinnen zeigt das Thermometer frostige vier Grad Celsius an. „Hier bewahren wir unsere Blumen auf bis zum Verkauf“, sagt die Warenrezeptionistin. In den gelben Containern stehen Schwertlilien in Reih und Glied, Margariten reihen sich in Regalen neben Rosen und Nelken. „Das sind unsere vier meistverkauften Blumenarten diese Saison“, sagt die freundliche Spanierin.
In weniger als 24 Stunden, berichtet Geschäftsführer Carrasco, kann er jeden Ort in Spanien mit Blumen beliefern. Allerheiligen verkauft die Kooperative Flomar ihre duftende Ware ganz exklusiv im spanischen Inland.
Wochen zuvor bereits würden die Termine der Aussaat der verschiedenen Sorten genau abgestimmt, damit die Blumen am 1. November auch wirklich ihre volle Pracht entfalten. Wie zu Sankt Valentin. Den Rest des Jahres wird ein Drittel der Produktion ins Ausland geschickt. Die Krise habe sich in früheren Jahren bemerkbar gemacht, als viele Familien den Gürtel enger schnallen mussten und weniger Geld für Blumen ausgegeben hätten. Inzwischen habe sich der Markt langsam erholt. Die südliche Costa Blanca habe sich aus der Krise befreit, und mit dem Wirtschaftswachstum kämen auch die Kunden wieder.
Antonia Fernández sammelt Blumen ein und bindet einen neuen Strauß aus blutroten Rosen, zitronengelben Nelken, lila Gladiolen und schneeweißem Schleierkraut. „Aus Pilar de la Horadada“, lacht sie, „verschicken wir Liebe nach ganz Spanien und Europa.“