Verboten und angebetet
Um Granatapfel ranken sich Legenden und Mythen – Verewigt auf Flagge von Spanien
sw. In Schrift und Bild festgehalten ist der Mythos des Granatapfels, der die Weltgeschichte begleitete. „Du Flamme auf dem Baum, leibhaftige Schwester von Venus“rief sie Federico García Lorca im „Orientalischen Lied“von 1920 an. Als „Licht des Lebens“betete er sie regelrecht an und folgte damit einer langen Tradition.
Als edle Grabbeigabe wurden Granatäpfel im alten Ägypten gefunden. Die Griechen sahen sie, trotz großer Wertschätzung, als eine Art verbotene Frucht: Weil die Fruchtbarkeitsgöttin Persephone von ihr kostete, musste sie ein Drittel des Jahres bei Hades in der Unterwelt verweilen.
Kernelement von Liebesmythen
Die Frucht vom Baum der Erkenntnis in der Bibel, von dem Adam und Eva kosten, bleibt zwar anonym. Jedoch ist der Granatapfel Sinnbild für die Leidenschaft der Liebenden an mehreren Stellen des biblischen Hohelieds.
Als Symbol der Fruchtbarkeit und edle Dekoration des Tempels des Salomo schätzen ihn die Juden. 613 Samen, so ihr Volksglaube, zählt die Frucht – genauso viele, wie die Gesetze in der Tora. Als gute Geschenke Gottes schmückt der Granatapfel im Koran paradiesische Gärten. Von einem Granatapfelbaum singt die Nachtigall, als sich Romeo und Julia bei Shakespeare die Liebe gestehen.
In der Malerei taucht der Granatapfel als Königssymbol auf, wie auch im Wappen von Granada, dank dem die Frucht auf Spaniens Flagge verewigt ist. Aus Granada kamen die Barmherzigen Brüder, die in Graz die heutige „Apotheke zum Granatapfel“gründeten.
Mit der Frucht im Händchen bildeten Botticelli oder da Vinci das Jesuskind ab. Als symbolischer Auftrag seiner Kirche, unter einer harten Schale eine reiche Zahl an Früchten hervorzubringen.
Von himmlischen Sphären steigt auch der bekannteste Granatapfel der Provinz herab. Als Wundergefährt des Engels, der Maria besucht, ist die Malgrana ein Kernelement des Misteri-Schauspiels. Den Genuss bieten Sonderaufführungen in den Tagen vor Allerheiligen, 28. Oktober bis 1. November, in der Basilika von Elche.