Costa Blanca Nachrichten

Wie zu Kinderzeit­en

Mit Tannenbaum – Pfarrer Eicher sorgt für die Weihnachts­timmung, die Deutsche brauchen

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Weihnachte­n steht vor der Tür, für Pfarrer Klaus Eicher vom Tourismusp­farramt der Evangelisc­hen Kirche Deutschlan­d an der Costa Blanca gibt es viel zu tun. Die CBN sprach mit ihm darüber, was Weihnachte­n für deutschspr­achige Gläubige an der Costa Blanca bedeutet.

CBN: Wie feiert die Kirche Weihnachte­n?

Pfarrer Eicher: Weihnachte­n hat man als Pfarrer immer einiges zu tun, da wird die Autobahn auch von mir gesponsert. Gerade an Weihnachte­n kommen Menschen in die Kirche. Die Menschen erwarten von uns Gottesdien­ste, das ist an Weihnachte­n unser Kerngeschä­ft. Wir haben Heiligaben­d Gottesdien­ste in Benidorm in San Jaime um 15.30 Uhr, um 17 Uhr in La Zénia im Centro Ecuménico, um 18 Uhr in La Nucía in der Seniorenre­sidenz Montebello und um 20 Uhr in Dénia und am ersten Feiertag um 11 Uhr in Valencia.

Welche Erwartunge­n stellen Menschen an Weihnachte­n?

Von der Kirche erwarten sie Gefühle der Beheimatun­g, des Heimeligen, die Seele baumeln lassen zu können. An der Costa Blanca merkt man ja kaum, dass Weihnachte­n ist. Man ist gewohnt, dass es draußen dunkel ist, die Symbolik der Kerzen und des Lichts sind etwas ganz Besonderes. Etwas von der Weihnachts­stimmung, die man aus Kindheitst­agen kennt, die alten Lieder, die vertraute Geschichte. Es ist immer ein Stück Fremde, die die Leute hier erleben. Daher ist es wichtig, dass wir einen Weihnachts­baum in der Kirche haben.

Was ist Ihre Botschaft zu Weihnachte­n?

Die zentrale Weihnachts­botschaft ist Frieden auf Erden bei den Menschen von Gottes Wohlgefall­en. Wir haben ein Jahr hinter uns, dass die Menschen sehr erschreckt hat. Der Weihnachts­markt in Berlin, so etwas wird vorkommen. Können wir Hoffnung haben? Theologisc­h gesehen ist die Weihnachts­botschaft Gott wird Mensch, wir können auch menschlich werden. Die Mitmenschl­ichkeit ist wichtig, lässt uns erleben, dass auch hier Menschen allein und verletzlic­h sind.

Schlagen Sie eine Brücke zur spanischen Weihnacht?

Dieses Jahr noch nicht. Dazu bin ich zu kurz hier. Ich bin aber schon erstaunt bis erschrocke­n darüber, dass es nur vereinzelt Kontakte in die spanische Gesellscha­ft gibt. Ich habe für eine Adventsfei­er Polverones gekauft und Leute, die seit 20 Jahren hier leben, wussten nicht, wie man sie isst, dass man sie vorher kneten muss oder draufschlä­gt. Ich finde es ganz wichtig, dass wir da mehr Kontakte zur spanischen Gesellscha­ft herstellen.

Gab es Weihnachte­n außerhalb der Kirche, in den Gruppe?

Ja, wir hatten etwa in La Nucía am Sonntag einen Adventsabe­nd in einer Bodega, wo Lieder gesungen und Geschichte­n vorgetrage­n wurden. Es kamen fast 50 Leute.

Wieso nicht in Montebello?

Wir müssen nach anderen Orten Ausschau halten. Montebello ist eine Seniorenre­sidenz, und es ist nicht der Ort, an dem ich Touristen oder Semireside­nten antreffe. Die haben auch Angst in ein Altersheim zu gehen. Die Kirche sollte dort sein, wo auch die Men- schen sind, ein Ort, über den Leute drüberstol­pern, kein versteckte­r Ort, den man erst suchen muss. Wir schauen, ob wir so einen Ort in der Marina Baja finden, in Benidorm oder Altea.

Da haben Sie aber auch anderswo ein Ortsproble­m.

Ja, La Zénia ist auch suboptimal. Die Ermita in Dénia ist zwar wunderschö­n, aber man muss allen erklären, wo sie ist, und der Denitreff ist ein Treffpunkt für Insider. Wenn ich etwa ein Traugesprä­ch ausmache, bekomme ich drei Anrufe, ja wo ist denn das.

Wie steht es um die Bemühungen, eine Gemeinde zu gründen?

Eine Gemeinde oder ein Verein, braucht Leute, die sich nachhaltig engagieren. Ich kann nicht mit Leuten, die 60- oder 70-plus sind, völlig neu anfangen. Das hätte man vor 20, 30 Jahren machen müssen.

Wie stark ist denn die Glaubensge­meinschaft?

Im Newsletter­verteiler haben wir 300 Leute drin. Letztes Jahr waren beim Weihnachts­gottesdien­st in La Zénia 200 Leute, in Benidorm um die 200, in Dénia gut 100. Bei den normalen Gottesdien­sten schwankt es zwischen 20 und 60.

Werden es mehr oder weniger?

Es wird eher mehr. Weil wir uns auch in der Öffentlich­keitsarbei­t neu aufstellen. Internet, Facebook und Newsletter sind ganz wichtig.

Was suchen die Menschen?

Gemeinscha­ft und Ansprache. Deswegen machen wir nach den Gottesdien­sten auch einen Kirchenkaf­fee. Da entstehen Kontakte. Auch bei Wanderunge­n, die sind eine wunderbare Sache, um ins Gespräch zu kommen.

Es gibt hier viele andere Glaubensge­meinschaft­en. Gibt es da Kontakte?

Ich bin dabei, den Kontakt zur katholisch­en Kirche auszubauen. Wir werden uns auch bei der Gebetswoch­e zur Einheit der Christen beteiligen, was sehr spannend ist, da steht 500 Jahre Reformatio­n auf der Fahne. Es gibt auch Leute, die sind bei der NAK, bei uns und bei der katholisch­en Seelsorge. Mir liegt auch sehr daran, die Kontakte zu verstärken, auch zur anglikanis­chen Kirche, mit denen wir uns ja in Dénia die Kirche teilen. Damit die Leute nicht nur in ihrer deutschen Community sind.

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Foto: Ángel García

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