Unter der Decke gelassen
„Schonend aufbereiten“: Aqualia desinfiziert Flusswasser umweltfreundlich – CBN 1.725
Zu diesem Artikel möchten wir folgendes ergänzen und in Erinnerung rufen:
Vor etwa 25 Jahren wurde das Wasserwerk in Dénia gebaut und wie üblich dreimal so teuer wie geplant. Die Inbetriebnahme war nicht nur für die Erbauer und die Gemeinde Dénia eine Katastrophe, weil reihenweise die Hauptwasserleitung explodierte. Diese Wasserleitung bestand aus Beton und war zwischen 70 und 90 Jahre alt. Man war gezwungen, die alten Leitungen auszugraben und durch neue zu ersetzen. Die Verlogenheit der Dénianer Behörden ging so weit, dass behauptet wurde, dass Neider und andere oppositionelle Bürger die Wasserleitungen manipuliert hätten.
Die erste Amtshandlung war, einen zivilen Wachdienst ins Leben zu rufen, der das Wasserwerk 24 Stunden am Tag gegen angebliche Anschläge bewachen musste. Das hinderte aber die Stadtverwaltung nicht daran, mehrmals im Jahr öffentlich dazu aufzurufen, dass dieses Wasser nicht für Kleinkinder und für ältere Bürger benutzt werden sollte. Im Klartext hieß das, dass ein gesunder 18-Jähriger genauso viel Schäden an Leib und Leben erleiden könnte wie ein 80-Jähriger. Und jedes Mal stiegen die Umsätze der Supermärkte in Dénia und Umgebung für Wasser in Flaschen.
Da die Unwilligkeit der damaligen Stadtverwaltung von Dénia, an den Zuständen etwas zu ändern, bekannt ist, sind wir im Jahre 1999 selbst tätig geworden. Wir haben die Gemeinde Dénia mittels einer Petition beim Europäischen Parlament auffordern lassen, endlich tätig zu werden. Das Rathaus hatte vergessen, dass schon zum damaligen Zeitpunkt das Umwelt- und Naturschutzrecht Europarecht war und ist. Das einzige, was die spanischen Behörden unternommen haben war, alles abzustreiten. Sie waren sich keiner Schuld bewusst.
Zwei bekannte Baufirmen und Baustoffhandlungen starteten eine riesige Vergrabungsaktion auf dem Gebiet des Río Racons. Die erste verkippte ihre Fracht auf eine Fläche von der Größe eines Fußballfelds und der Höhe von rund fünf Metern. Die kürzeste Entfernung zum Fluss war zwischen 70 und 80 Meter. Abgeladen wurden dort überwiegend Bauschutt und andere Materialien. Höchst erstaunlich war, dass auf diesem Gelände drei grüne Müllcontainer standen. Diese waren gefüllt mit Dosen, Flaschen und Kanister sowie einer Menge Akten von einer aufgelösten Agricultur. Das erstaunliche war das Emblem der Gemeinde Pego. Ein von uns getätigter Anruf bei der Gemeinde Pego wurde ignoriert.
Der zweite Übeltäter, der der weitaus schlimmere war, fing an, in direkter Nähe des Flusses etwa fünf mal fünf Meter große Löcher auszuheben und diese mit dem Inhalt der angefahrenen Container zu füllen. Da es sich hier um Sumpfgebiet handelt, schwamm der ganze Unrat schon nach einer Viertelstunde auf einer Wasserfläche. Es wurde versucht, mithilfe eines Baggers das Zeug so schnell wie möglich unter die Wasserfläche zu bekommen.
Anhand unserer Unterlagen kamen die Fahrzeuge dieser Firma im Drei- bis Fünf-Minuten-Takt und haben im Laufe der Vergrabungen schätzungsweise mehr als 1.000 Verkippungen vorgenommen. Wir selbst wurden beim Fotografieren der gesamten Verkippungen und beim Notieren der Kfz-Kennzeichen mehrmals bedroht. Man hat uns nicht nur beschimpft, sondern auch mit Steinen geschmissen.
In einem Fall sind wir mit unseren Pferden von einem wütenden Lkw-Fahrer verfolgt worden, und wir haben uns nur retten können, weil wir einen der zahllosen Wassergräben überspringen konnten. Alle Beschwerden und alle Einga- ben an die Stadt Dénia, die Zugangsstraße zu den Verkippingsstätten zu sperren, wurden einfach ignoriert.
Der damalige Bürgermeister wollte uns begreiflich machen, dass die Verkippungsstätte gar nicht zur Gemeinde Dénia gehört. Wir haben ihm eine Generalstabskarte auf den Tisch gelegt und ihm das Gemeindegebiet, von dem er Bürgermeister war, gezeigt.
Bei der letzten Drohung der Kommission, die Angelegenheit dem Europäischen Gerichtshof zu übergeben, hat er der Kommission weisgemacht, dass er dabei sei, alles wieder in Ordnung zu bringen. Auch das war eine Lüge. Er hat wohl dafür gesorgt, dass auf der schlimmsten Vergrabungsstätte ein paar Bäume gepflanzt werden.
Wir haben zusätzlich eine Anzeige beim Gericht in Dénia gegen den Verursacher, gestellt. Diese Anzeige bestand aus zwei Listen mit den Kfz-Kennzeichen der Fahrzeuge und 50 Fotos als Beweis. Der zuständige Sachbearbeiter des Gerichts weigerte sich, die Anzeige entgegen zu nehmen. Erst auf sehr massiven Druck unsererseits und der Androhung eines „Zwergenaufstands“wurde die Anzeige entgegengenommen.
Nach einem Jahr fragten wir mal, ob sich in der Angelegenheit etwas getan hätte. Es wurde uns geantwortet, dass die Sache archiviert worden wäre. Von den 50 abgegebenen Fotos hatten wir uns gegenüber der EU verpflichtet, 25 nach Straßburg als Beweis zu senden. Das war auch mit dem Gericht so abgesprochen. Man war also gezwungen, die Akte aus dem Archiv zu holen. Man legte sie auf den Tisch und schob sie uns ohne Kommentar zu.
Nachdem wir sie geöffnet hatten, fanden wir auf der ersten Seite einen an uns adressierten Brief mit der Nachricht, dass die Sache archiviert worden sei und wir drei Tage Zeit hätten, dagegen Einspruch einlegen könnten. Nur, dieser Brief wurde vor einem Jahr geschrieben, war demnach ein Jahr alt, an uns adressiert und damit unser Eigentum. Ein unglaublicher Vorgang in einem demokratischen Rechtsstaat.
Da die Abfälle bis jetzt dort immer noch lagern, glauben wir nicht, dass die angebliche neue Technologie das bringen kann, was man den Leuten verspricht. Wir glauben eher daran, dass sich einer die 1,6 Millionen Fördergelder unter den Nagel reißen will.
Keiner sollte vergessen, dass in etwa 400 Metern Luftlinie dieses auf Jahrzehnte verseuchte Wasser in einem Wasserwerk (auch nicht in Deutschland) trinkbar gemacht werden kann. In den Ländern Nordeuropas kann man ins Gefängnis kommen, wenn man versuchen sollte, mit einem privaten Fahrzeug durch ein Wasserschutzgebiet zu fahren, indem sich eine Trinkwassertalsperre befindet. Schauen sie sich nur die Müllhaufen an, die sich auf dem Gelände des Wasserwerkes befinden. Denn für die Reinigung und den Schutz gibt es nun Mal von Brüssel keine Subventionen.
Wenn diese französische Firma wüsste, mit wem sie sich da eingelassen hat, würde sie fluchtartig Spanien verlassen. Das, was wir hier geschildert haben ist, nur die Spitze eines Eisberges. Die Vergrabungen sind wesentlich umfangreicher. Sie waren und sind illegal. Der uns vorliegende Endbericht der EU sagt eigentlich alles.
Wir mussten auch feststellen, dass alle Behörden wie Justiz, Polizei und Rathäuser Hand in Hand arbeiten und die Tatsachen unter der Decke lassen. Keine der Beteiligten ist je für diese Machenschaften vor Gericht gestellt und bestraft worden. Helga und Norbert Grass Dénia