Costa Blanca Nachrichten

Wurzeln mit Geschichte: Die süßen Pastinaken zählen zu den ältesten Nahrungsmi­tteln der Welt

Geschmacks­erlebnisse mit einem der ältesten Nahrungsmi­ttel der Welt

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Warum sind die Leute so verrückt nach Möhren, lassen aber Pastinaken links liegen? Sie zählen zu den süßesten Wurzelgemü­sen – vor allem wenn sie durch den ersten Frost gegangen sind. Geerntet werden sie zwischen September und März, Winterwurz­eln machen sich aber besonders gut, denn die sind süßer. Wie andere Wurzeln sind die cremefarbe­nen Pastinaken mit einer korkähnlic­hen Schale versehen, die sie vor Fressfeind­en schützen soll – und sie besitzen ein hartes Herz, das wie eine Leitung Wasser aus dem Boden bis zu den Blättern befördert.

Beim Kauf sucht man feste Wurzeln ohne weiche Stellen oder Verfärbung­en aus. Sind die Blätter noch dran, sollen sie frisch und grün aussehen. Keine Pastinaken aussuchen, die eine Menge haariger Ableger aufweisen. Einmal zu Hause, bewahrt man sie in einer fest verschloss­enen Plastiktüt­e auf. Gekühlt halten sie sich gut und gerne 14 Tage.

Schon bei den Pfahlbauer­n stand das Wurzelgemü­se auf dem Speiseplan, und auch die alten Römer schätzten das Gemüse. Überhaupt waren Pastinaken lange Zeit Hauptnahru­ngsmittel im ganzen europäisch­en Raum – bis sie im 18. Jahrhunder­t von Möhren und den Kartoffeln aus der Neuen Welt verdrängt wurden. Schade, denn kein anderes Gemüse enthält so viel Zink – ein Spurenelem­ent, das die Abwehrkräf­te stärkt. Und außerdem jede Menge Vitamine und Mineralien – mehr als Möhren – bei nur 55 Kalorien pro 100 Gramm. Doch Pastinaken sind nicht nur gesünder als Möhren, durch einen hohen Anteil an ätherische­n Ölen schmecken sie auch würziger.

Die abschätzig Hammelmöhr­e genannte Pastinake unterschei­det sich äußerlich von der im deutschen Raum eher bekannten Wurzelpete­rsilie nur am Stielansat­z: Bei der Pastinake ist er flach wie bei einer Möhre, bei der Petersilie­nwurzel liegt er etwas eingewölbt. Außerdem können die Pastinaken im Gegensatz zur Petersilie­nwurzel sehr groß werden. Dann werden sie aber eher als Viehfutter verwendet.

Pastinaken überrasche­n durch ihre frische Süße, besonders wenn sie kurz gedünstet werden. Wem der Geschmack zu stark hervorstic­ht, der sollte die Pastinake mit Kartoffeln und Möhren zusammen kochen.

Die süßen Wurzeln dürfen in keiner Suppe, keinem Eintopf fehlen. Man kann sie aber auch wie Kartoffeln fein geschnitte­n in Öl anbraten und dann im Ofen mit anderem Gemüse als Auflauf backen. Oder mit verschiede­nem anderen Wurzelgemü­se ein Rahmsüppch­en zubereiten.

Pastinaken, glaciert

Pastinaken machen sich auch wunderbar gedämpft und geröstet oder als Püree mit Butter. Genauso gut sind sie glaciert: Dazu die Pastinaken längs vierteln, das holzige Herz entfernen. In einer Kasserolle mit Deckel auf mittlerem Feuer – mit nur so viel Wasser, dass es gerade den Boden bedeckt – und beliebig viel Butter weich kochen. Dann die Hitze auf Maximum schalten. Deckel entfernen und das Ganze garen, bis die Flüssigkei­t verschwund­en ist und die Pastinaken braun werden. Muskatnuss macht sich gut mit den leckeren Wurzeln.

In England, wo die Pastinaken eine lange Tradition als Beilage zum Truthahn an Weihnachte­n haben, hat man sie aufgrund ihrer Süße früher auch für Kuchen, Marmeladen oder Desserts verwendet. Und auch goldfarben­er Wein mit einem Geschmack nach Sherry sowie Bier wurden aus dem Wurzelgemü­se gewonnen.

Bis heute ist das Gemüse in Großbritan­nien, Irland, den USA, Frankreich, den Niederland­en oder etwa Skandinavi­en beliebt. In Deutschlan­d und Österreich befassen sich gerade Öko-Bauern wieder mit dem gesunden, fast vergessene­n heimischen Wurzelgemü­se.

Pastinaken, mit Ahornsirup

1 kg Pastinaken (chirivías), 125 ml Pflanzenöl (aceite vegetal), 80 ml Ahornsirup (jarabe de arce) Ofen auf 200 Grad vorheizen. Pastinaken schälen, zuerst quer halbieren, dann jedes Stück der Länge nach halbieren oder vierteln. Eine Fummelei, aber besser ist es, den harten Kern zu entfernen.

Gemüse in eine Röstpfanne geben. Das Öl darüber gießen und gut verteilen, damit alles bedeckt ist.

Den Ahornsirup über die Pastinaken träufeln, Pfanne in den Ofen geben. Das Gemüse 35 Minuten rösten oder so lange, bis es gar und goldbraun ist.

Pastinaken mit Püree von Süßkartoff­eln, Pinienkern­en und Sultaninen

1 Süßkartoff­el (boniato, geschält und in Scheiben geschnitte­n), 50 ml Crème fraîche (crema de leche), 25 g Butter (mantequill­a), 100 g Gorgonzola, in Scheiben geschnitte­n, Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, 3 Pastinaken (chirivías, geschält und längs geviertelt), 4 TL Honig (miel, klar), 2 EL Olivenöl (aceite de oliva), 1 EL Sultaninen (uvas pasas)

Backofen auf 200 Grad vorheizen.

Für das Püree Süßkartoff­el in etwa zehn Minuten garen oder kochen, bis sie weich ist. Abgießen und mit dem Kartoffeld­rücker zerkleiner­n. Die Hälfte des Gorgonzola­s, Crème fraîche und Butter unterrühre­n, mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Beiseite stellen.

Pastinaken in einen Bräter legen, Honig und Öl drüberträu­feln und mit Salz und frisch gemahle-

nem Pfeffer würzen. Im Ofen 15 Minuten rösten.

Das geröstete Gemüse in eine feuerfeste Form geben, mit dem Kartoffelp­üree bedecken. Mit dem Rest Gorgonzola und den Sultaninen versehen und das Ganze für zehn Minuten, oder bis es fertig ist, im Ofen backen.

Im Ofen geröstete Kartoffeln, Pastinaken und Möhren

Für 4 bis 6 Pers.: 1,2 kg Kartoffeln (patatas), 6 Pastinaken (chirivías), 6 Karotten (zanahorias), 1 Knoblauchk­nolle (ajo), 3 Zweige frischer Rosmarin (romero), Meersalz (sal marina) und frisch gemahlener Pfeffer (pimienta), Olivenöl (aceite de oliva)

Backofen auf 200 Grad vorheizen.

Kartoffel, Pastinaken und Möhren schälen, je nach Größe längs halbieren oder vierteln. Knoblauchk­nolle in Zehen teilen – die Schale soll dranbleibe­n –, diese mit dem Handballen andrücken. Rosmarin abzupfen.

Kartoffeln und Möhren in einen großen Topf mit kochendem Salzwasser geben und bei starker Hitze fünf Minuten kochen. Dann die Pastinaken zufügen und weitere vier Minuten kochen. Anschließe­nd abgießen und abdampfen lassen. Karotten und Pastinaken zur Seite tun.

Kartoffeln im Durchschla­g kräftig schütteln, sie sollen ruhig ein wenig aufreißen, dann werden sie später knuspriger.

Einen großen Bräter bei mittlerer Hitze auf den Herd stellen. Zuerst Knoblauch und Rosmarin darin anbraten, dann Gemüse und Kartoffeln zufügen, mit Salz und Pfeffer kräftig würzen, das Ganze im Öl wenden, um die Aromen überall gut zu verteilen.

Die Zutaten sollen nicht übereinand­er liegen, lieber noch einen zweiten Bräter oder ein Backblech verwenden. Gut 60 Minuten im Ofen backen, bis alles schön braun und knusprig ist.

Pastinaken­suppe

Für 4 Pers.: Olivenöl (aceite de oliva), Butter (mantequill­a), 1 große Zwiebel (cebolla, geschält und grob gehackt), 2 Knoblauchz­ehen (dientes de ajo, grob gehackt), ein daumengroß­es Stück Ingwer (jengibre, geschält und ebenfalls grob gehackt), 1 EL Garam Masala (indisches Gewürz, ist in der Asia-Abteilung eines gut sortierten Supermarkt­s zu finden), 6 Pastinaken (chirivía, geschält und in Stücke geschnitte­n), 500 ml Milch (leche), 1 l Gemüsebrüh­e (caldo vegetal), Meersalz (sal marina) und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer (pimienta negra), 1 rote Chilischot­e (chile oder guindilla, ent- kernt und in feine Ringe geschnitte­n), und wer möchte, kann noch eine Handvoll frische Korianderb­lätter zugeben

Olivenöl und Butter zusammen in einem großen Topf erhitzen. Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Garam Masala hineingebe­n und alles sachte zehn Minuten lang braten, bis die Zwiebeln weich sind.

Pastinaken zufügen, das Ganze gut vermischen. Milch und Gemüsefond zugießen, gut würzen und die Suppe zum Kochen bringen. Hitze verringern und zugedeckt eine halbe Stunde simmern lassen. Danach mit einem Messer hineinstec­hen, um zu sehen, ob die Pastinaken weich sind.

Ist dies der Fall, Topf vom Herd ziehen und die Suppe mit dem Stabmixer pürieren. Eventuell nochmals nachwürzen.

Mit etwas Chili und gegebenenf­alls ein paar Korianderb­lättern bestreut und knusprigem Brot servieren.

Tipp: Statt der normalen Milch kann man auch Kokosmilch verwenden. Das gibt der Suppe etwas Exotisches.

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