Küste erwartet Rekordsommer
Neuer Boom in der Vermietung von Ferienapartments und beim Immobilienverkauf
Die Preise für Neubauten liegen gleichauf mit dem Boomjahr 2006
Torrevieja/Orihuela Costa
– ma. Die Costa Blanca wappnet sich bereits auf den erneuten Ansturm an Nord- und Mitteleuropäern, die Urlaub zwischen Valencia und Cartagena machen wollen oder eine Immobilie zum Kauf suchen. „Wir sind für Juli und August ausgebucht“, sagt Soraya Bangels von Sunny Homes in Los Balcones. 200 Objekte entlang der Küste führt die Ferienvermietung, doch so früh wie dieses Jahr hätten Interessierte aus Deutschland, Belgien, Skandinavien und den Niederlanden noch nie zugesagt.
Bei Guadalupe Díaz von Mahersol laufen die E-Mail-Anfragen nach Immobilien im Minutentakt ein – aus England, Deutschland, China, Russland oder Skandinavien. „2017 fängt ganz stark an“, freut sich die geschäftige Maklerin. Internationale Käufer kämen in Scharen an die südliche Costa Blanca, ungeachtet der gestiegenen Quadratmeterpreise für Neubauten, die bereits wieder das Preisniveau von vor der Krise erreicht hätten.
Baukräne, wohin man schaut
Experten erwarten das dritte Rekordjahr in Folge. Schon im ersten Halbjahr 2016 war laut Informationszentrum der Notare der Immobilienkauf durch internationale Kunden um 19,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Heuer seien noch bessere Resultate zu erwarten. „Der Immobilienmarkt bewährt sich wieder als Motor der heimischen Wirtschaft“, so das Fazit von Manuel Pertusa, MahersolGründer und Franchise-Direktor von Century 21, weltweit größtes Netzwerk von Immobilienmaklern.
Auch Luxus werde zunehmend mehr gefragt. Für eine gut betuchte internationale Klientel plant Alfón- so Álvarez, Vorstand von Residencial Playa Flamenca, eine eigene Promotion in Orihuela Costa. „Es wird ein privates Resort mit Immobilien zu Preisen ab 450.000 Euro und aufwärts“, erklärt der spanische Geschäftsmann, der das Auf und Ab des Immobilienmarktes der letzten Jahrzehnte kennt wie kaum ein anderer.
Wohin man schaut, ragen wieder Dutzende von Baukränen an der Küste auf. Zwischen Torrevieja und Orihuela Costa sind rund 10.000 Neubauten in der Bauphase, sei es in La Hoya, wo Unternehmer Antonio Soria grünes Licht zum Bau von Ferienhäusern erhalten hat, in Nachbarschaft des Krankenhauses oder in den Bezirken Lago Jardín II und Los Altos.
Gebaut wird auch gegenüber des Einkaufszentrums La Zenia Boulevard, hinter dem Küstenrathaus von Orihuela Costa, wo Pablo Serna von TM Grupo Inmobiliario über 100 Millionen Euro in ein Neubauprojekt investiert oder auch in erster Strandlinie bei Campamor. Nicht mitgezählt sind die Neubauten am Green: Auf knapp einem halben Dutzend Golfplätze der Vega Baja ist genügend Bauland ausgewiesen, um für die nächsten Jahre Reserve zu bieten.
Auch große Investoren haben ein Auge auf die Küste geworfen. Spanien ist das Land in Europa, das allein im ersten Halbjahr 2016 über 70 Prozent transnationaler Investitionen auf sich vereint hat, insgesamt 2,2 Milliarden Euro.
Wie die internationale Consulting-Firma Savills beziffert, liege Spanien nach Polen auf Platz zwei der Länder mit den höchsten Investitionsvolumen aus dem Ausland. Insgesamt habe Spanien 2016 rund acht Milliarden Euro an ausländischen Investitionen im Immobilienmarkt auf sich vereint.
Geld scheint weder für die ausländischen Käufer noch für Urlauber ein Problem zu sein. Immerhin: Rechnet man Flug, Mietwagen, Kosten für eine Woche im Feriendomizil sowie Ausgaben für Essen und Trinken für eine vierköpfige Familie zusammen, kommt man schnell auf mindestens 3.000 Euro. Und billig sind die Immobilien zum Kauf auch nicht mehr: Die Quadratmeterpreise für Neubauten liegen im Schnitt bei 1.685 Euro je Quadratmeter gleichauf mit dem Boomjahr 2006.
Die Küste schaut positiv in die Zukunft. Die Sonne scheint im Süden wie eh und je. Konkurrenzdestinationen wie Türkei und Tunesien fallen wegen der Terrorgefahr wohl auf Jahre hinaus weitestgehend aus. Und Spanien bleibt gastfreundlich. Nach dem Boom, unken Touristiker, ist vor dem Boom.