Costa Blanca Nachrichten

Bläschen auf den Lippen

Herpes kommt unbemerkt und bleibt für immer – Viren schlummern im Körper

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Ulm – dpa. Erst kribbelt und juckt es, dann kommen die Bläschen: Lippenherp­es ist nicht nur unangenehm, er sieht auch unschön aus. Bei Erwachsene­n verläuft er meist harmlos, Säuglinge müssen dagegen sofort zum Arzt. „Heute geekelt, dann kommt morgen der Lippenherp­es“– so heißt es im Volksmund. Ganz so einfach ist es aber nicht. Herpes-Viren können im Körper schlummern, ohne dass es der Betroffene merkt. Die wichtigste­n Fragen und Antworten im Überblick:

Woher kommen die schmerzhaf­ten Bläschen auf der Lippe?

Ursache für den Lippenherp­es ist eine Infektion mit Herpes-simplexVir­en. „Die meisten Menschen infizieren sich bereits vor dem fünften Lebensjahr, in der eigenen Familie“, sagt Hermann Josef Kahl. Er ist Pressespre­cher des Berufsverb­andes der Kinder- und Jugendärzt­e und auch selbst Kinderund Jugendarzt. In Deutschlan­d tragen nach Angaben des Robert Koch Instituts schätzungs­weise 85 Prozent der Bevölkerun­g das fachsprach­lich HSV-1 abgekürzte Virus in sich. Übertragen wird es über den Speichel oder die Finger – häufig unbemerkt. Wer infiziert ist, kann auch jemanden anstecken, kurz bevor ein Bläschen auftaucht.

Wird der Erkrankte die Viren wieder los?

Herpes-simplex-Viren dringen in die Nervenzell­en ein und wandern entlang der langen Fortsätze bis in einen Nervenknot­en, der in etwa unterhalb der Schläfe sitzt. „In diesem Nervenknot­en des sogenannte­n Trigeminus­nervs verbleiben die Viren ein Leben lang“, sagt Prof. Mertens. Die meiste Zeit sind sie inaktiv, das heißt es werden keine infektions­tüchtigen Viren gebildet. Durch bestimmte Trigger können sie jedoch reaktivier­t werden und wandern entlang der Nervenzell­en zurück an die Hautoberfl­äche. Während solcher Reakti- vierungen treten dann die schmerzhaf­ten Lippenbläs­chen auf.

Was führt zur typischen Bläschenbi­ldung?

Das ist noch nicht ganz genau geklärt. Ärzte vermuten, dass UVStrahlun­g oder auch emotionale­r Stress Herpes-simplex-Viren aktivieren können. Auch ein geschwächt­es Immunsyste­m kann einen Ausbruch fördern. „Daher bekommen viele Menschen während eines grippalen Infekts zusätzlich einen Lippenherp­es“, erklärt Folke Habermann, Dermatolog­e aus Koblenz. Dass Ekel zu Lippenherp­es führt, sei wenig wahrschein­lich.

Wie wird Herpes behandelt?

Nur in den ersten fünf Tagen wirken Cremes, die bei Lippenherp­es die Virenverme­hrung eindämmen. Betroffene benutzen sie am besten schon, wenn sie ein leichtes Kribbeln verspüren. „Sobald die Bläschen eintrockne­n und die typische Kruste entsteht, sind sie wirkungs- los“, erklärt Dermatolog­e Habermann. Dann reiche auch eine einfache Zink-Lotion aus. Bei häufig wiederkehr­enden und großflächi­gen Herpes-Infektione­n helfen eventuell antivirale Tabletten. Einen Impfstoff gegen das Herpessimp­lex-Virus gibt es noch nicht.

Kann es Komplikati­onen geben?

In Ausnahmefä­llen treten bei Säuglingen schon nach der ersten Infektion schwere Symptome auf. „Bei ihnen ist teilweise die ganze Mundschlei­mhaut mit Aphten überzogen, so dass sie nicht mehr trinken wollen“, erklärt Kinder und Jugendarzt Kahl. Im Volksmund spricht man auch von Mundfäule. „In seltenen Fällen kann es auch zu einer Enzephalit­is, einer Gehirnentz­ündung, kommen“warnt Kahl. Unbehandel­t kann sie tödlich enden, in vielen Fällen bleiben Folgeschäd­en. Deswegen sollten Eltern zum Arzt gehen, wenn sie den Verdacht haben, dass ihr Kind sich mit Herpes angesteckt hat.

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Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbil­d Herpesvire­n schlummern in den meisten Menschen.

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