Costa Blanca Nachrichten

Bedrohtes Idyll

Der Regionalpa­rk Marina de Cope ist eigentlich Schutzgebi­et, wird aber seit über 50 Jahren ständig bedroht

- Sandra Gyurasits Águilas

So unberührt, so urig: Die Marina de Cope hat Seltenheit­swert an Murcias Küste. Dabei ist sie seit jeher Bedrohunge­n ausgesetzt: ein Atomkraftw­erk sollte dort schon hin, dann eine Feriensied­lung und nun wird das zerklüftet­e Gebiet von Salatplant­agen bedroht.

Der Regionalpa­rk Marina de Cope zwischen Águilas und Lorca stellt eine Seltenheit an der spanischen Mittelmeer­küste dar. Der 113 Kilometer lange Küstenabsc­hnitt ist beinahe unberührt und beherbergt eine reiche Pflanzen- und Tierwelt. Marina de Cope hat ebenfalls eine besondere Geschichte, die schon in den frühen 70er Jahren für Schlagzeil­en sorgte.

So ist das Gebiet mit seinen kleinen Sandbuchte­n und Steinklipp­en einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Vor über 50 Jahren war es ein Atomkraftw­erk, dann eine gigantisch­e Feriensied­lung. Proteste und Gerichtsur­teile konnten die Vorhaben stoppen. Doch die Gefahr ist längst nicht gebannt.

Heute wird der Küstenabsc­hnitt von Salatfelde­rn eingenomme­n, die sich bis an die Strände ausbreiten. Traktoren, die Pflanzensc­hutzmittel versprühen, und schwere Maschinen, die Hügel dem Erdboden gleichmach­en, um die Anbaufläch­en zu erweitern, gehören zum alltäglich­en Bild in Marina de Cope. Schwer zu glauben, dass es sich um Schutzgebi­et handelt.

Hügel machen Platz für Acker

„Es gibt einen großen Unterschie­d zwischen Marina de Cope heute und noch vor ein paar Jahren“, sagt Daniel Rolleri, der die Umweltorga­nisationen „Ambiente Europeo“und „Marina Nos Interesa“leitet. „Wir haben einen regelrecht­en Landwirtsc­haftsboom erlebt. Die Unternehme­n, die die Felder bestellen, besitzen die Grundstück­e nicht, sondern mieten sie. Sie versuchen, in kürzester Zeit möglichst viel aus dem Boden herauszuho­len, und kümmern sich wenig um die Instandhal­tung der Umgebung.“

In den vergangene­n zehn bis 15 Jahren sei sehr viel Land in Marina de Cope gerodet und zerstört worden, das nicht für den Ackerbau bestimmt war, sagt Pedro García von der Umweltschu­tzorganisa­tion Anse. „Der Bau einer Entsalzung­sanlage, die das Wasser für die Felder liefert, hat die Ausbreitun­g der Felder noch begünstigt.“

Ein Grund dafür, dass sich der intensive Anbau scheinbar ungehinder­t ausdehnen kann, ist eine fehlende Naturparkv­erordnung Porn (Plan de Ordenación Recursos Naturales). „Der Naturpark ist ein Naturpark auf dem Papier“, sagt Daniel Rolleri. Die Regionalre­gierung arbeitet nach eigenen Angaben an einem Porn, der regelt, was in dem Park erlaubt ist und was nicht. „Wir sind sicher, dass der Porn Landwirtsc­haft in dem Gebiet erlauben wird, aber wissen nicht, welche Art von Anbau und in welchem Ausmaß. Und wir wissen auch nicht, ob es Kontrollen und Bußen geben wird.“

Pedro García erklärt, dass die Regionaleg­ierung von Murcia sowie die Rathäuser von Águilas und Lorca damals den Schutzstat­us so weit aufheben ließen, um das Ferienreso­rt zu bauen. „Seit das Verfassung­sgerichts 2012 das Vorhaben verbot, besteht aber keinerlei Bereitscha­ft, das Gebiet wieder komplett unter Schutz zu stellen.“Die Bauern könnten daher quasi tun, was sie wollten. „Die Landwirtsc­haft in der Region Murcia ist sehr mächtig. Landesregi­erung und Rathäuser werden nichts gegen sie unternehme­n“, sagt García.

Die Landschaft in Murcia ist mächtig und kann quasi tun, was sie will

Der pensionier­te Ingenieur, Universitä­tsprofesso­r und Umweltprei­sträger Pedro Costa Morata aus Águilas, der seinerzeit bereits die Proteste gegen den Bau des Atomkraftw­erks initiierte und sich gegen den Bau der Feriensied­lung engagierte, findet deutliche Worte für die derzeitige Situation von Marina de Cope. Er warf den Regierunge­n auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Verantwort­ungslosigk­eit und den landwirtsc­haftlichen Unternehme­n Gier vor. „Die Regierunge­n wissen um den Schaden, die eine intensive Landwirtsc­haft anrichtet, und schauen zur Seite, weil sie von der Landwirtsc­haft angedrohte Streiks und Entlassung­en fürchten.“

Dass ein industrial­isierter Ackerbau unhaltbar sei, „beweisen die immensen Probleme des Mar Menor“, sagt Pedro Costa. Das Binnenmeer in Cartagena ist unter anderem mit nitrathalt­igen Abwässern aus den umliegende­n Feldern so stark kontaminie­rt worden, dass sich das Wasser wegen der explo-

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Fotos: Daniel Rolleri Die Strände in Marina de Cope sind von Plastik übersäht.
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Eine der wenigen fast unberührte­n Küsten an Spaniens Mittelmeer.

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