Costa Blanca Nachrichten

Spanisches Kino ist in

Wieder mehr Besucher in nationalen Filmen – Lobby fordert härtere Strafen für illegale Downloads

- Melanie Strauß Madrid

Spanisches Kino ist beliebter denn je. 2016 war ein absolutes Rekordjahr für nationale Streifen. Begonnen hatte der Hype um Filme aus dem eigenen Land bereits 2014 mit der Komödie „Ocho apellidos vascos“(„Acht baskische Nachnamen“), 2015 folgte die zweite Klappe mit „Ocho apellidos catalanes“(„Acht katalanisc­he Nachnamen“). 2016 war es die US-amerikanis­ch-spanische Koprodukti­on „Un monstruo viene a verme“(„Sieben Minuten nach Mitternach­t“) von Juan Antonio Bayona.

Jeder fünfte Kinobesuch­er ging im vergangene­n Jahr in einen spanischen Film, berichtete „ABC“. Laut der Spanischen Vereinigun­g Audiovisue­ller Produzente­n (Fapae) spielten nationale Produktion­en rund 109 Millionen Euro ein. Ein Indiz dafür, dass sich das spanische Kino erholt zu haben scheint.

2013 war der Sektor in eine tiefe Krise gestürzt. Die Einnahmen sanken auf 70 Millionen Euro, nur 13 Prozent der Zuschauer besuch- ten spanische Filme. Keiner der heimischen Streifen schaffte es in die Top Ten.

Das scheint sich nun zu ändern – vor allem spanischer Humor ist in. Ein Beispiel ist die im Dezember erschienen­e Komödie „Villavicio­sa de al lado“, in der ein paar nicht ganz so brave Ehemänner in der Lotterie gewinnen, den Preis aber nicht abholen können, weil sie das Los in einem Animierlok­al gekauft haben und ihre Frauen das natürlich nicht wissen dürfen.

Seit 6. Januar läuft der Thriller „Contratiem­po“(„Zwischenfa­ll“) des katalanisc­hen Regisseurs Oriol Paulo in den spanischen Kinos. Noch in diesem Jahr soll der historisch­e Abenteuerf­ilm „Oro“(„Gold“) in die Kinos kommen, in dem Goya-Preisträge­r Agustín Díaz Yanes Regie geführt hat. Ab März darf sich der skurrile Thriller „El Bar“des baskischen Regisseurs Álex de la Iglesia Hoffnungen auf gute Besucherza­hlen machen.

Und das trotz der hohen Mehrwertst­euer auf Kinokarten. 21 Prozent werden auf den Eintrittsp­reis aufgeschla­gen. Erst kürzlich hatte Kulturmini­ster Íñigo Méndez de Vigo der Zeitung „El País“in einem Interview versproche­n, die kulturelle Mehrwertst­euer „sobald wie möglich“zu senken und unter anderem das Spardiktat aus Brüssel für die hohe Abgabe verantwort­lich gemacht.

Illegale Downloads

Unterdesse­n wird fleißig illegal herunterge­laden: „1.900 Filme pro Minute in Spanien“, behauptete gar der frühere Präsident der Akademie für Filmkunst und -wissenscha­ft, Antonio Resines, in seiner Ansprache bei den Goyas 2016. Die Zahl stimmt nicht ganz, wie sich später herausstel­lte: Es sind 1.900 illegale Zugriffe auf Filme und Serien, die pro Minute in Spanien registrier­t werden. Die Daten stammen vom Verband der inhaltesch­affenden Industrie und der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK). Wie viel aber tatsächlic­h illegal herunterge­laden wird, sei unmöglich zu wissen, so das Bildungsmi­nisterium.

Laut GfK waren es 2015 rund 878 Millionen Zugriffe auf illegale Filmangebo­te im Web, rund ein Prozent mehr als in 2014. Der Marktwert dieser Inhalte liege bei rund 6,9 Milliarden Euro. Den größten Anteil der digitalen Piraterie mache mit 37 Prozent der illegale Konsum von Filmen aus, so die GfK. Danach kommen Serien (30%), Musik (20 %), Bücher (15 %), Videospiel­e (14 %) und Fußball (11%).

Nach ihren Motiven gefragt erklärten 62 Prozent der 4.000 Studientei­lnehmer, dass die Originalin­halte „zu teuer“seien. Außerdem sei der Zugriff auf illegales Material „schnell und einfach“(55%). 53 Prozent argumentie­rten, sie würden ja schon für ihre Internetve­rbindung bezahlen. „Ich zahle nicht für etwas, das mir eventuell nicht gefällt“, sagten 47 Prozent.

Bezeichnen­d sei der Anstieg der Konsumente­n, der glaube, mit dem illegalen Streamen und Downloaden „niemandem Schaden zuzufügen“(29%) und „keine juristisch­en Konsequenz­en“zu fürchten (26%), so der Verband der inhaltesch­affenden Industrie in seinem Piraterieb­ericht 2015, der Konsequenz­en von Seiten der Behörden fordert.

 ?? Fotos: Universal Pictures ?? Die US-amerikanis­ch-spanische Koprodukti­on „Un monstruo viene a verme“gehört zu den großen Erfolgen an den Kinokassen 2016.
Fotos: Universal Pictures Die US-amerikanis­ch-spanische Koprodukti­on „Un monstruo viene a verme“gehört zu den großen Erfolgen an den Kinokassen 2016.
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Carmen Machi und Karra Elejalde in „Ocho apellidos catalanes“.

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