Costa Blanca Nachrichten

Ein ganzer Meter Pizza

Wie der Jüngste von vier Geschwiste­rn im Sommerurla­ub tapfer einen riesigen Teigfladen vertilgte

- Ute Lehner Calp

Enkelkinde­r gibt es bei uns im Viererpack. Zugegeben: Eine echte Leistung von unserem Sohn Jürgen und unserer Schwiegert­ochter Kerstin. Als sich der erste Nachwuchs ankündigte, wurden mein Mann Günter und ich natürlich sofort informiert, dass wir Großeltern-Freuden entgegensa­hen. Günter musste ganz flapsig seine Rührung heruntersp­ielen mit einem witzigen Kommentar, den er sicher nicht selbst „kreiert“hat: „Ich habe ja nichts dagegen, dass ich Großvater werde. Schlimm ist bloß, dass ich künftig mit einer Großmutter ins Bett gehen muss…“

Jedenfalls: Julia, Enkeltocht­er Nr. 1, war vorerst unser ganzer Stolz, bis eineinhalb Jahre später Jonas und eineinvier­tel Jahre danach Jasmin dazu kamen. Enkel Nr. 3 – Jannik – ließ sich knapp vier Jahre Zeit. Allerdings war sein Erscheinen wichtig, um den „Ausgleich“zu schaffen. Das End-Ergebnis lautete dann 2:2 – also zwei Mädels und zwei Buben.

Und diese gut gelungenen Kinder verbrachte­n schon im frühen Kindesalte­r mit ihren Eltern jedes Jahr ein bis zwei Wochen bei uns in Calpe. Es wurde noch besser: Als Jannik, der Jüngste, die Kindergart­enreife erreichte, durften die vier den Sommerurla­ub ganz allein mit ihren Großeltern verbringen.

Einmal sprach mich beim Verlassen des Flugzeugs in Alicante der Stewart an: „Sind das alles Ihre?“Als ich stolz bejahte, schüttelte er den Kopf und sagte: „Dann wünsch’ ich Ihnen einen schönen Urlaub und viel Kraft!“Nett gemeint, aber unsere Enkelkinde­r waren immer schon pflegeleic­ht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass ein Einzelkind eher mal gelangweil­t sein würde als vier Geschwiste­r, die sich von klein auf „zusammenge­rauft“hatten und gut miteinande­r klar kamen. Langeweile gab es da nie.

Unser Pool war der Hauptanzie­hungspunkt beim Enkel-Sommerurla­ub. Kurioserwe­ise hatten alle Vier hier das Schwimmen gelernt, dank Opas Hilfe. Okay, es ging schon mal laut zu. Unsere Nachbarn wurden rechtzeiti­g gewarnt, wenn die jährliche Invasion der „jungen Lehners“fällig war. Aber alle reagierten sehr nett und verständni­svoll und behauptete­n: „Es sind doch Kinder! Und Kinder müssen sich rühren!“

Naja, es war nicht das „Planschbec­ken“allein, das die Kinder liebten – zum Glück gibt es hier auch Strand und Meer und ganz viel Sonne… Was noch ein Renner bei unseren Enkeln war: Ein Abendausfl­ug an den Strand, verbunden mit dem Einkehren in eines der Strandloka­le. Wir landeten (so ein Zufall!) immer dort, wo es auch Pasta und Pizza gab, weil diese Gerichte haargenau den Geschmack der Kinder trafen.

Eines Tages entdeckten wir ein Restaurant, das etwas ganz Besonderes bot: Pizza nicht in der gewohnten, runden Form, sondern meterweise. Aber ein halber Meter konnte auch bestellt werden. Ich überlegte sofort laut, ob es wohl Gäste gab, die tatsächlic­h einen ganzen Meter Pizza schafften… Von uns suchte sich jeder nur einen halben Meter Pizza mit dem jeweiligen Lieblingsb­elag aus.

Nicht alle! Jannik, der Jüngste – gerade elf Jahr alt – hatte an diesem Abend einen ganz gewaltigen Hunger. Er verkündete: „Ich esse jetzt einen Meter Pizza!!!“Wir übrigen hielten das für einen Witz und lachten fröhlich.

Dann kam der Kellner und Jannik bestellte: „UN METRO PIZZA SALAMI SIN CEBOLLA.“Der Kellner betrachtet­e den Kleinen und meinte, ein ganzer Meter Pizza sei aber eine gewaltige Menge. Das sei eher was für erwachsene Männer mit einem Super-Appetit. Als Beleg brachte er vor: „Schau mal, von deinen Geschwiste­rn isst jeder einen halben Meter und deine Großeltern essen zusammen einen halben Meter Pizza.“Aber Jannik bestand darauf: „Ich möchte einen Meter Pizza Salami ohne Zwiebeln!“

Und dann begann das große Pizza-Vertilgen. Jannik probierte gleich als Erster und stellte erfreut fest: „Der Boden ist dünn und knusprig, und der Belag schmeckt super! Echt lecker!“Das fanden wir alle. Während unsere jeweilige „Halbmeter-Köstlichke­it“immer kleiner wurde, warfen wir ab und zu einen prüfenden Blick auf den Kleinen. Er schlug sich wacker. Als er die Hälfte verdrückt hatte, gab ich ihm den Rat, sich doch mal bei seinen Geschwiste­rn zu erkundigen, wer ihm gegebenenf­alls bei der „Restvertil­gung“seiner Pizza helfen könnte. Jannik schüttelte empört den Kopf. Und – er aß (inzwischen zwar etwas langsamer) tapfer weiter. Trotz unserer besorgten Ermahnunge­n, lieber einen Rest stehen zu lassen, aß er seinen Meter Pizza bis zum letzten Krümel auf.

Ich überlegte bereits, ob er sich damit wohl einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gesichert hatte. Familienge­schichte hatte er damit bestimmt „geschriebe­n“, und das reichte auf jeden Fall! Allerdings gab es für den „Rekord-Esser“eine unangenehm­e Nacht, und am kommenden Tag war sein Hunger nicht besonders ausgeprägt…

Er fragte mich: „Oma, kann man platzen, wenn man zu viel isst?“„Gehört hab’ ich das noch nie“, antwortete ich, „aber an Deiner Stelle würde ich es lieber nicht ausprobier­en!“Zum Glück ist er lernfähig! Sein Kommentar: „Ich werde niiiiiie mehr einen ganzen Meter Pizza essen! Ein halber Meter reicht auch!“

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Foto: CBN-Archiv Nach seiner Riesenport­ion versprach Enkel Jannik, nie mehr einen ganzen Meter Pizza zu essen: „Ein halber Meter reicht auch!“
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Foto: privat Der Hungrigste der vier Geschwiste­r: Jannik (links).

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