Wirtschaft
Die Preise für Gemüse steigen – Woran das liegt, ist nicht ganz klar – Vielseitige Schuldzuweisungen
Zwiebeln aus Gold: Die Preise für Gemüse steigen
Barcelona – ck. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in Griechenland, Italien und Israel haben die Exporte Spaniens in die Höhe schnellen lassen. Bis auch hier die Unwetter die Ernten verregneten. Die Versorgung der Märkte in Deutschland oder Großbritannien war mit Engpässen und entsprechenden Preiserhöhungen verbunden. Zucchini, Brokkoli, Blumenkohl, Auberginen und Eisbergsalat wurde teurer, verdreifachten ihre Preise mitunter.
Im Fall einiger Supermärkte in Großbritannien wurde Salat aus Spanien rationiert. Wenn es sein müsse, so ein Bauer aus Sant Boi de Llobregat (Barcelona), würde jetzt auch Gemüse exportiert, das ästhetisch nicht so perfekt aussähe. „Wenn Produkte knapp werden, gewinnen alle außer dem Konsumenten“, sagt der Landwirt Albert Bou. Nach und nach kämen die Märkte wieder zur Ruhe, stellt das Landwirtschaftsministerium fest.
Artischocken gab es nach der Eiseskälte in anderen Mittelmeeranrainern nur aus Spanien. Durch die Sturzregen in Alicante, Murcia und Almería wurde die Ernte auch dort knapp, und das in Momenten größter Nachfrage, fasst die Zeitung „El País“die Situation zusammen. Bou verkauft 20 Prozent seiner Ernte an Großabnehmer. Vier Euro pro Kilo konnte er noch vor drei Wochen für Zucchini verlangen, mittlerweile ist der Preis wieder gesunken. „In den vergangenen Wochen hatten wir gute Preise, aber wir rechnen nicht mit einzelnen Produkten, sondern mit der ganzen Saison. Denn alles kann sich von einem auf den ande- ren Tag ändern. Zwei oder drei Cent mehr oder weniger pro Kilo oder Stück entscheiden, ob man Gewinn oder Verlust macht“, sagt der Bauer aus Sant Boi.
Der Dachverband der Landwirte und Viehzüchter (COAG) de- nunziert, dass den größten Gewinn in dieser speziellen Situation die Zwischenhändler abschöpften. COAG fordert das Landwirtschaftsministerium von Isabel García Tejerina auf, dem nachzugehen. Dort heißt es, dass die Kontrollgremien keine Unregelmäßigkeiten feststellen konnten.
Der Preisindex Ursprung-Endstation (Ipod) hat im Januar allerdings einen Preisunterschied von 247 Prozent für das Kilo Zwiebeln zwischen Acker und Endverbraucher festgestellt. Als wären die Zwiebeln plötzlich aus Gold. Inzwischen haben sich die Preise wieder normalisiert. Für die Bauern ändern sich die Produktionsbedingungen nicht so sehr. Sie haben am Preisaufschlag im Januar nicht verdient, klagt Andrés Góngora von der COAG. Jaume Flores vom Großhändlerverband (Agem) gibt die Schuld den Preisabsprachen der Großabnehmer und Supermarktketten. Die Bauern leiden unter der Volatilität der Preise. Der Supermarktverband wiederum glaubt nicht, dass man das Zwiebelbeispiel übertragen kann. Die vielen Agenten sorgen ihrer Meinung nach dafür, dass sich die Preise regulieren.
Zwischen Gewinn oder Verlust liegen zwei oder drei Cent pro Kilo