Konvertierung oder Auswanderung
Am 14. Februar 1502, zehn Jahre nach dem Ende der christlichen Rückeroberung Spaniens, erließen Isabel von Kastilien und Fernando von Aragón ein Gesetz zur religiösen Konvertierung der unterlegenen Mauren. Diese mussten sich daraufhin entweder taufen lassen oder das Land verlassen.
Jene Muslime, die zum Katholizismus übertraten, wurden in der Folge als Morisken bezeichnet. Eine Wahl hatten die in Spanien lebenden Mauren indes kaum, denn die Details des Gesetzes liefen im Prinzip auf ihre Zwangskonvertierung hinaus und ließ ihnen de facto keine Alternative zur Taufe.
Eine Dekade zuvor, nach ihrem Sieg über das Emirat von Granada, hatten die katholischen Könige den Mauren noch eine weitgehende Freiheit bei der Ausübung ihrer Religion und sonstigen kulturellen Bräuche gewährt. Diese Freiheit beanspruchten die Morisken auch weiterhin für sich, denn die meisten von ihnen waren nur zum Schein konvertiert, ohne ihre Religion tatsächlich aufzugeben.
Im Verlauf des 16. Jahrhunderts nahm jedoch die Repression gegen jene Morisken, die ihre reli- giösen Riten beibehielten, zunehmend zu. Der Konflikt gipfelte in einem Aufstand der Morisken aus den Alpujarras (1568-1571), die nach Niederschlagung ihrer Revolte über das ganze Land verteilt wurden. Im Jahr 1609 ordnete König Felipe III. dann ihre Vertreibung aus Spanien an. (jan)