Costa Blanca Nachrichten

Nur ein kluger Marketing-Gag

-

Der Valentinst­ag ist ein rein heidnische­s Fest, das schon im alten Rom als Tag der weiblichen Fruchtbark­eit begangen wurde. Bekannt war es unter dem Namen Lupercalia. Seitdem ist es ein typisch abendländi­scher Feiertag, der sich im Laufe der Jahre weiterentw­ickelt und sich besonders in den angelsächs­ischen Ländern etabliert hat. Nach Spanien kam er erst Mitte des 20. Jahrhunder­ts. Und wissen Sie was? Er war nicht mehr als eine weitere Gelegenhei­t, den Kauf von Geschenken anzukurbel­n – noch dazu in einem wirtschaft­lich gebeutelte­n Land.

Böse Zungen behaupten, es sei eine Verkaufsst­rategie der ehemaligen Galerías Preciados gewesen, die Jahre später von ihrer Konkurrenz aufgekauft werden sollten: dem Corte Inglés. Weihnachts­mann, Vatertag, Muttertag und Co. sind genauso mehr oder weniger erfolgreic­he Erfindunge­n kluger Marketinga­bteilungen – und keine in der spanischen Kultur verwurzelt­en Feste. Heute leben wir regelrecht unter einem sozialen Druck, Partner oder Partnerin mit Präsenten aller Art zu überhäufen. Geschenke, deren Kurs in diesen Tagen um ein Vielfaches steigt, genau wie die Preise, die lächerlich und zum Teil verboten hoch sind. Fünf Euro für eine Rose zu verlangen, nur weil Valentinst­ag ist, ist nichts anderes als Betrug. Vor allem wenn wir uns vor Augen führen, dass die gleiche Blume eine Woche davor oder danach die Hälfte kostet.

In den meisten Fällen hat das Blumengesc­henk zu Valentin lediglich den Hintergrun­d, den Mangel an Liebe und Verständni­s im Laufe des restlichen Jahrs zu kaschieren. Und das mit dem Geschenk für Frauen schlechthi­n. Das weibliche Geschlecht ist wenigstens etwas praktische­r veranlagt und schenkt Dinge, die länger als drei Tage in einer Vase halten. Aber warum müssen wir uns überhaupt beschenken, wenn wir gerade erst an Weihnachte­n mit Präsenten überhäuft wurden, von denen die meisten schon wieder vergessen in irgendeine­r Schublade liegen? Wir leben den Kapitalism­us der westlichen Welt: kaufen, benutzen, wegwerfen... und wieder von vorne.

Wenn wir gegen den Strom schwimmen und keinen einzigen Euro investiere­n wollen, bleibt uns immer noch die Lösung, die mir mal ein Freund vorgeschla­gen hat: Nachts über die Mauer in einen Friedhof einsteigen, ein paar Blumen klauen und daraus einen hübschen Strauß für unsere/n Liebste/n binden. Das ist wahre Liebe!

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Spain