Symphonie für Gamba
Dénia widmet Delikatesse 18-minütiges Orchesterstück – Uraufführung vor ausverkauftem Haus
Ständchen für Dénias Rote Garnele: Musiker komponieren OrchesterStück für Krustentier
Kaum einer Meeresfrucht wird so viel Aufmerksamkeit zuteil wie der Gamba Roja de Dénia. Die Rote Garnele gilt als Delikatesse und ist als solche bis weit über die Ortsgrenzen hinaus berühmt. Nun wird ihr ohnehin außergewöhnlicher Bekanntheitsgrad mit dem Orchesterstück „La banda sonora de la Gamba Roja de Dénia“(„Der Soundtrack der Roten Garnele von Dénia“) gekrönt. Uraufgeführt wurde die musikalische Hommage an das Krustentier Mitte Januar von Dénias banda (Orchester) im Centro Social. Ihm gehören die Musiker Javier Pinto (Klarinette) und Josep Pastor (Klavier) an, die das Werk im Auftrag der Stadt komponiert haben.
„Das Stück kam bei dem Konzert sehr gut an, die Zuhörer waren begeistert“, erzählt der Hauptautor des 18 Minuten dauernden Werks, Javier Pinto. Stolz schwingt in der Stimme des Musikwissenschaftlers mit. Pinto wurde die Aufgabe zuteil, dem ersten und zweiten Teil des Musikstücks, die dem Garnelenfang („La Pesca“) und der Zubereitung („La Cocina“) gewidmet sind, eine Melodie zu geben, während Orchesterleiter Josep Pastor der Verköstigung des Schalentiers („La Degustación“) einen musikalischen Rahmen gab. Außergewöhnlicher Weg Pinto, Musiklehrer an Dénias Konservatorium, und Dirigent des Orchesters von Benitachell, ging bei seiner Aufgabe einen außergewöhnlichen Weg. Anstatt sich zum Komponieren an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, schlüpfte er vorübergehend in die Rolle des Garnelenfischers und fuhr mit einem Fi- scherboot aufs Meer hinaus.
„Der erste Satz meiner Komposition konzentriert sich auf den Sonnenaufgang auf See, auf das Schlagen der Wellen an den Schiffsrumpf und auf das Treiben an Bord“, erklärt Pinto. Der Sound nehme mehr und mehr an Gewaltigkeit zu und spiegele die mit Lärm einhergehende Arbeit der Fischer wieder. „Und dann wird es auf einmal ganz still“, sagt der Musiker. „Die Fischer haben ihre Netze ausgeworfen.“
Auf die Stille folgt spannungsgeladene Musik, die dem Zuhörer die Erwartung der Fischer auf ihre Fänge vermitteln soll. Als „grandios“beschreibt Pinto die letzten Akkorde des ersten Teiles, wenn sich das Fischerboot dem Hafen nähert und der Montgó am Horizont sichtbar wird.
Für den zweiten Teil des Musikwerks stellte sich Quique Dacosta zur Verfügung. Früh am Morgen machte sich der Sternekoch (drei Michelinsterne) mit dem Komponisten auf den Weg, Wasser aus dem Meer zum Kochen der Garnelen zu holen. „Dénias Garnele wird gekocht und kalt gegessen“, erklärte Dacosta und zeigte Pinto ganz genau, wie eine zubereitete Garnele fachgerecht zerlegt wird. Zu der Präsentation hatte er den Gastrokritiker Jesús Terrés eingeladen.
Im Mittelpunkt dieses Teils des Orchesterstücks steht der Kochvorgang der Meeresfrucht. „Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, wie man siedendes Wasser und explodierende Wasserblasen musikalisch wiedergeben kann und dies entsprechend in der Partitur umsetzt“, verrät Pinto.
Es scheint ihm gelungen zu sein. Das Publikum jedenfalls feierte Pinto und Co-Autor Ripoll bei der Uraufführung im Centro Social wie bei einer Oscar-Verleihung. Pinto, der bereits mit mehreren kleineren Partituren bei Wettbewerben Preise eingeheimst hat, schreibt bereits an der Komposition eines neuen Orchesterstücks, das er im April vorstellen will.
Hang zur Filmmusik
„Mein größter Wunsch ist es, Filmmusik zu schreiben“, sagt der Vollblutmusiker. Doch es sei sehr schwer, in dieser Branche erfolgreich Fuß zu fassen. Die Rote Garnele könnte dem Denianer möglicherweise Türen öffnen. Zumindest verhilft sie dem Nachwuchstalent, auch über die Landesgrenzen hinaus als Komponist bekannter zu werden. Ein Video mit der Entstehungsgeschichte der Partitur war bei der Madrider Tourismusmesse Fitur zu sehen. Präsentiert von Javier Pinto.