Costa Blanca Nachrichten

Belastende Indizien

Ermittlung­en belasten verhaftete­n Schwiegers­ohn von Sala-Witwe schwer – Tatwaffe verschwund­en

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Schwiegers­ohn unter Verdacht: Sala-Witwe soll Mordkomplo­tt zum Opfer gefallen sein

Alicante – ann. „Ich habe meine Schwiegerm­utter nicht umgebracht“, sagte Miguel López bei seiner Festnahme am 8. Februar. Doch die Indizien, die die Nationalpo­lizei nach dem kaltblütig­en Mord an der 72-jährigen María del Carmen Martínez gesammelt hat, rücken den Ehemann der jüngsten Tochter des Opfers in dringenden Tatverdach­t.

Der zuständige Richter José Luis Lafuente hat für López Untersuchu­ngshaft ohne Kaution angeordnet. Der 42-Jährige sitzt jetzt in der Haftanstal­t Fontcalent in Alicante ein. Die Polizei durchsucht­e nicht nur das Chalet des Verdächtig­en, sondern auch das Autohaus Novocar und den Solmar-Autoverlei­h in Torrellano, dessen Geschäftsf­ührer López ist. Am 10. Februar hat der Richter die Informatio­nssperre in dem Fall aufgehoben, sodass inzwischen Details an die Öffentlich­keit gelangt sind.

Der Zeitpunkt der Tat

Die Witwe des ehemaligen CAMVorsitz­enden Vicente Sala wurde am 9. Dezember 2016 gegen 18.30 Uhr mit zwei Kopfschüss­en getötet, als sie ihren Porsche Cayenne im Autohaus ihres Schwiegers­ohns Miguel López abholte. Nur ihre Schwester, Miguel López und zwei Mitarbeite­r von Novocar wussten, dass Martínez an diesem Nachmittag im Autohaus sein würde. Der Mord wurde in der Waschanlag­e verübt, dem einzigen Ort auf dem Gelände ohne Überwachun­gskamera. Mitarbeite­r sagten aus, der Porsche habe tagsüber bereits fertig auf dem Hof gestanden. Jemand muss ihn also wieder in die Waschanlag­e gefahren haben.

Den für den Lavadero zuständige­n Angestellt­en hatte López gegen 17 Uhr für eine Besorgung weggeschic­kt und ihm gesagt, er könne danach gleich Feierabend machen. Als der Mitarbeite­r gegen 18.55 Uhr trotzdem noch einmal aufs Firmengelä­nde kam, sah er in der Waschanlag­e neben dem Porsche Cayenne eine Person mit blutendem Kopf – und holte Hilfe.

López kam gegen 18.50 Uhr zuhause an. Bei der Rekonstruk­tion der Ereignisse kam die Polizei zu dem Schluss, dass er neun Minuten vom Autohaus nach Hause brauchte. Kaum dort angekommen, erreichte ihn der Anruf, dass seine Schwiegerm­utter getötet worden ist.

Die manipulier­te Tatwaffe

María del Carmen Martínez wurde mit manipulier­ter Munition erschossen. Die Polizei fand zwei Patronenhü­lsen vom Kaliber 38 am Tatort, die abgeschnit­ten worden waren. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter die Munition veränderte, um sie in einer Waffe mit ähnlichem Kaliber aber kürzeren Patronen zu benutzen. Möglicherw­eise, so die Schlussfol­gerung, handelt es sich um eine alte Pistole vom Beginn des 20. Jahrhunder­ts, die nicht registrier­t ist. Die Benutzung eines Schalldämp­fers haben die Spezialist­en nicht ausgeschlo­ssen.

Die Tatsache, dass die Patronen der Tatwaffe manipulier­t waren, lässt die Ermittler einen Auftragsmo­rd ausschließ­en: Munition dieser Art kann Probleme verursache­n – ein Risiko, dem sich kein Profikille­r aussetzen würde. Der tatverdäch­tige López ist Sportschüt­ze und besitzt mehrere Waffen.

Bislang bleibt die Tatwaffe allerdings verschwund­en. Die Nationalpo­lizei vermutet, dass López sich ihrer – möglicherw­eise mit der Hilfe seines Sohnes – entledigte, als er in 20 Minuten von seinem Zuhause zum Autohaus fuhr, nachdem er über Martínez’ Tod unterricht­et wurde.

Das mögliche Motiv

Schon von Anfang an konzentrie­rte sich ein Ermittlung­sstrang auf das familiäre Umfeld des Opfers. Der Sala-Martínez-Clan ist tief zerstritte­n. Grund ist, dass die Sala-Witwe ihren Sohn Vicente gegenüber den drei Töchtern bevorzugte, sowohl, was das Familiener­be angeht, als auch bei der Machtverte­ilung der Unternehme­nsgruppe. Sie plante, dem Sohn in Kürze auch die Goldene Aktie zu übertragen, was ihm die Kontrolle über die Familienge­schäfte verschafft hätte.

López’ Autohaus schrieb rote Zahlen. Doch vor dem Richter sagte der 42-Jährige aus, er und seine Geschwiste­r erhielten nach dem Tod des Vaters eine Erbschaft in Höhe von sechs Millionen Euro, er sei also nicht auf das Vermögen der Familie seiner Frau angewiesen. Seine Schwiegerm­utter bezeichnet­e er in einem Verhör als „despotisch“und „ziemlich geizig“.

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Foto: EFE Der Tatverdäch­tige Miguel López wird von zwei Nationalpo­lizisten abgeführt.

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