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Straßenkatzen und Tierschutz: Über die Schwierigkeiten, die Population der Streuner in den Griff zu bekommen
Straßenkatzen stellen Tierschützer und Kommunen vor ein Problem. Während in Benidorm Aktivisten für bessere kommunale Verordnungen demonstrieren, stellt Altea Futterpässe aus. Doch auch dort gibt es mit den Kastrationen Probleme.
Altea/Benidorm/El Verger – sk. Wiedermal trieb ein Katzenfeind sein Unwesen: Er fing einen Streuner ein, knüpfte das Tier kurzerhand auf, und so hing das unschuldige Wesen wie einst Schwerverbrecher, mit dem Strick um den Hals an einem Olivenbaum im Rincón de Loix. Das Foto in der Presse und in den sozialen Netzwerken löste Entsetzen aus, dabei handelte es sich „nur“um eine weitere von gar nicht mehr erfassbaren Gräueltaten gegen Straßenkatzen in Benidorm oder an der Costa Blanca. Diesmal jedoch konnte ein Verdächtiger identifiziert werden, und gegen den mutmaßlichen Täter – ein Allergiker – läuft inzwischen Anzeige.
Der Sturm der Entrüstung über diese und andere Misshandlungen von Straßenkatzen hat sich noch nicht gelegt. Am Samstag, 4. März, bringen Tierschützer der Organisation Acción Mascotas um Annick Chantal Labeyrice bei einer Demonstration zum Schutz der Straßenkatzen vor dem Benidormer Rathaus um 16 Uhr ihren Un- mut über die „tierfeindliche“Politik im Kreis Marina Baja zum Ausdruck. Die Aktivisten fordern neue und andere kommunale Verordnungen zum Tierschutz. So wollen sie etwa die drakonisch hohen Bußgelder abschaffen, die Personen drohen, nur weil sie Straßenkatzen füttern.
„Es gibt viele ältere Frauen in Benidorm, die inzwischen keine Katzen mehr füttern, weil Leute ihnen mit Anzeigen drohen. Einige mussten schon bis zu 120 Euro Strafe zahlen. Viele Leute zeigen Verständnis für die Pflege und Aufnahme von streunenden Hunden, bei Katzen aber ist das anders“, sagt Annick Chantal Labeyrice.
Seit 30 Jahren schon füttert und pflegt sie Katzen, sie kennt die Samtpföter in Benidorm wie keine andere, verfügt über spezielle Käfige und lässt sie auf eigene Kosten kastrieren. Trotz ihrer Erfahrung und ihrer Kenntnis um die Katzenkolonien in Benidorm, verzichtet die Stadt auf ihren Rat. Mit neuen versenkbaren Müllcontainern mache die Stadt das Leben der Straßenkatzen immer schwerer. Annick Chantal Labeyrice fühlt sich „total ignoriert“.
Vielen Tierschutzaktivisten fällt es schwer, bei den Kommunen Gehör zu finden. Mitunter stößt ihr vehementer Einsatz für die Tiere sogar auf eine latente Ablehnung, da bisweilen völlig unterschiedliche Weltbilder aufeinander prallen. Die Rathausherren lassen sich nicht gerne in ihre Kompetenzen hereinreden und stehen privaten, oft nicht einmal auf Vereinsebene organisierten Initiativen ohnehin misstrauisch gegenüber. Warum, meint Marion Boegl vom Tierschutzverein Animal Help Espania (AHE) nach zehn Jahren Erfahrung schon zu wissen. „Kommunale Tötungen sind leichter zu finanzieren und wesentlich unkomplizierter“, sagt sie. Dabei könnten Kommunen von dem Fachwissen vieler Tierschützer durchaus profitieren. Deswegen hält es Marion Boegl für wichtig, „dass private Gruppen legal arbeiten können“.
Auch Tiere haben Rechte
Wie der Tierschutz zu seinem Recht kommen kann, damit beschäftigte sich vergangenes Wochenende eine Konferenzreihe namens „Retando al iceberg“– was auf Deutsch Den Eisberg herausfordern heißt – in El Verger. Dort stellte die Tierschutzanwältin Raquel López Teruel klar: „Tiere haben das Recht auf Ernährung und sanitäre Pflege.“Auch Straßenkatzen gelten als Tiere. Daher hält sie für fragwürdig, Menschen für das Füttern von Katzen zu belangen. Die zivilrechtliche und strafrechtliche Regelung im Artikel 337 bezüglich des Tierschutzes stehen eigentlich über den verschiedenen kommunalen Verordnungen der sogenannten „ordenanza municipal de protección y tenencia de animales“. Beim Tierschutz hapere es häufig nicht an den rechtlichen Grundlagen, sondern an der Um-
Viele füttern keine Katzen mehr aus Angst vor den hohen Bußgeldern