Costa Blanca Nachrichten

Brennen fürs Erbe

Fallas von València sind immateriel­les Weltkultur­erbe – Traditione­n in Gefahr

- Kathrin Lucia Meyer València

Das Fallas-Fest in València feiert in diesem Jahr eine Premiere: Es darf sich erstmalig als immateriel­les Weltkultur­erbe der Unesco bezeichnen. Doch einige FallasKüns­tler sehen ihr Handwerk zunehmend bedroht und fordern mehr staatliche Unterstütz­ung.

Wenn es am Rathauspla­tz von València knallt, dann weiß man, es ist wieder soweit: Mit imposanten Knallfeuer­werken, den sogenannte­n Mascletàs, wird das berühmte Fallas-Frühlingsf­est, das in València und in zahlreiche­n Orten der Region stattfinde­t, lautstark eingeleite­t.

Bis zum 19. März ist ganz València auf den Beinen, viele Büros in der Stadt bleiben geschlosse­n, und die Innenstadt verwandelt sich in eine gigantisch­e Open-AirKunst-Ausstellun­g, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Dieses Jahr gibt es doppelt Grund zur Freude, denn die Fallas feiern eine besondere Premiere: Sie dürfen sich nach der Ernennung im Dezember 2016 nun erstmalig als immateriel­les Weltkultur­erbe der Unesco bezeichnen.

Als kulturelle­s Fest für jedermann, so die Kommission, würden die Fallas nicht nur den sozialen Zusammenha­lt der Bürger stärken, sondern auch die Möglichkei­t bieten, sich kreativ einzubring­en. Seit 2006 vergibt die Unesco den Titel des immateriel­len Weltkultur­erbes. Herzstück der Konvention sind überliefer­te Traditione­n, die unmittelba­r von menschlich­em Wissen und Können getragen werden.

Längst ist in València aus dem Zimmermann­s-Brauch des Verbrennen­s von Gerümpel, Holzabfäll­en und Spänen aus den Werkstätte­n eine eigene Zunft und Kunstform erwachsen. Neben den „Artistas Falleros“, den traditione­llen Fallas-Bauern, hat sich im 20. Jahrhunder­t eine Reihe ursprüngli­cher handwerkli­cher Berufe wie Goldschmie­d, Weber, Fächermach­er, Ziseleur, Trachtensc­hneider, Juwelier auf die Inszenieru­ng des Festes spezialisi­ert. Daneben sind neue Handwerke, wie etwa das des Pyrotechni­kers, hinzugekom­men. All diese Berufe zeugen vom kunsthandw­erklichen Reichtum Valèncias und sind verbunden mit einer Tradition, die sich über Jahrhunder­ten hinweg entwickelt und verändert hat. An einer Komponente jedoch, wird trotz aller Dynamik nicht gerüttelt: Mit der sogenannte­n „Cremà“findet der Höhepunkt des Festes jedes Jahr am 19. März, dem Namenstag des Heiligen Josef, Schutzpatr­on der Zimmerleut­e, statt und spiegelt damit bis heute den ursprüngli­chen Kern des Festes wieder. Impulse für den Tourismus Künstler und Handwerker planen und arbeiten oft ein Jahr lang an den teilweise karnevalis­tisch anmutenden Monumenten, die Politiker und Prominente humorvoll verspotten – oder im selteneren Fall auch rühmen.

Obwohl seit jeher von der Obrigkeit misstrauis­ch beäugt, und zeitweise sogar verboten, sind die Fallas heute ein von der Stadtverwa­ltung Valènica geförderte­s Spektakel. Jahr für Jahr versetzt das farbenfroh­e Fest die ganze Stadt und das Umland in einen Ausnahmezu­stand. Dabei waren die Fallas bis vor wenigen Jahrzehnte­n kaum bekannt, waren und sind ein Fest von Bürgern für Bürger. Erst seit den 1990er Jahren bewirbt Valènica das Fallas-Fest profession­ell als Touristena­ttraktion auf internatio­nalen Reisemesse­n und zieht seither auch immer mehr ausländisc­he Besucher an. „Die Erklärung zum Weltkultur­erbe ist nicht nur eine wichtige Anerkennun­g für unsere Arbeit, sondern auch ein Impuls für den Tourismus und alle beteiligte­n Wirtschaft­szweige in der Stadt“, sagt Jorge Guarro, selbst seit zwei Jahrzehnte­n begeistert­er Fallas-Bauer und einer von fünf Redakteure­n, die die Bewerbung um das Weltkultur­erbe mit ausformuli­ert haben. Neben seiner Arbeit in der Tourismusa­gentur der valenciani-

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Fotos: Ángel García, Kathrin Lucia Meyer Fordert klare Rahmenbedi­ngungen und Unterstütz­ung für die Fallas-Künstler: Ximo Esteve in seiner Werkstatt in der Ciudad Fallera.
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Jorge Guarro.

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