Costa Blanca Nachrichten

Eiskalt abgezockt

Wie Maklerin M.R.L. bei internatio­nalen Residenten Ersparniss­e für einen Altersruhe­sitz abkassiert­e

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Residenten fühlen sich betrogen: Maklerin kassierte in Torrevieja und Rojales ab

Torrevieja / Rojales – ma. Im Cafe Spirit von Rojales ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ein halbes Dutzend Pensionäre aus England, Holland und Belgien in Strickwest­en und Cordhosen sitzen auf der Terrasse, vor sich eine Tasse Kaffee oder das halb leere Glas Bier. Sie kennen sich persönlich kaum, doch es vereint sie die Geschäftsb­eziehung zur Belgierin Marinka R.L., die vielen Pensionäre­n offenbar teuer zu stehen gekommen ist.

Mit der Maklerin von „Paris World Boulevard“hatten die Pensionäre sich ihren Traum vom Leben im Süden erfüllen wollen, doch vorerst ist ihr Geld weg und von der Maklerin verliert sich die Spur bei der Guardia Civil und vor Gericht. Es geht um Hunderttau­sende von Euro und möglicherw­eise den größten privaten Betrugsska­ndal an der südlichen Costa Blanca in den vergangene­n Jahren. Den finanziell­en Schaden schätzen Rechtsanwä­lte auf Millionen. Sie sprechen von „der Spitze eines Eisbergs“und davon, dass noch viele weitere Geschädigt­e sich melden würden.

„Es war unser großer Traum, hier zu leben“, sagt eine der Betroffene­n, „jetzt ist er geplatzt!“Wie alle am Tisch will sie ihren Namen in der Zeitung nicht genannt wissen – möglicherw­eise aus Scham wegen des allzu leichtfert­igen Kaufprozes­ses, vielleicht aber auch aufgrund eines offenbar allzu naiven Vertrauens in eine Frau, gegen die heute von der Polizei wegen des Verdachts auf Betrug und Do- kumentenfä­lschung ermittelt wird.

Als „süß, intelligen­t, nachdenkli­ch und fürsorglic­h“wird die Maklerin von einigen ihrer Kunden beschriebe­n. Zumindest intelligen­t scheint die Maklerin zu sein: Die Geschädigt­en dokumentie­ren mit Dutzenden von Bankauszüg­en,

Die Geschädigt­en fühlen sich betrogen und erwägen eine Sammelklag­e

dass die blonde Belgierin ihr Geld für Leistungen verbrannte, die sie bis dato nicht erhalten haben. Sie alle fühlen sich betrogen, im gemeinsame­n Gespräch erwägen die Betroffene­n eine Sammelklag­e.

Das leer stehende Alters- und Pflegeheim in Los Balcones hatte es ihr offenbar ganz besonders angetan. Mit 3.500 Euro Kapital ließ die umtriebige Maklerin sich „Los Balcones Salud S.L.“als Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung ins spanische Handelsreg­ister eintragen. Und spiegelte fortan interessie­rten Käufern vor, sie könnten dort mit ihrer Unterstütz­ung ein Apartment kaufen. Tatsächlic­h, so Agustin García als von der Badbank Sareb beauftragt­er Makler, hatte Marinka R.L. nichts mit dem Neubau zu tun, der seit einigen Jahren auf den Betreiber wartet, der bereit ist, mindestens zwölf Millionen Euro in die Anlage zu investiere­n.

Wer dort über sie eine Wohnung gekauft hatte, dessen Anzahlung ist heute unauffindb­ar. So ähneln sich denn auch die meisten Geschichte­n der Schicksals­gemeinscha­ft in der Bar Spirit – einer beziffert seinen Verlust auf 4.000 Euro, der andere auf 60.000 Euro. Dass irgendwas nicht korrekt ablief, war ihnen spätestens klar, als das Büro von „Paris World Boulevard“Mitte Februar über Nacht ausgeräumt worden ist. Und M.R.L. nicht mehr ans Telefon ging.

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Fotos: M. Allhoff Ausländer fühlen sich um ihr Geld betrogen.
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