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150 Liter pro Quadratmeter – Heftige Regenfälle stürzen Alicante ins Chaos
Alicante: 150 Liter pro Quadratmeter – Heftige Regenfälle stürzen Provinzhauptstadt ins Chaos València: Verkehrsberuhigung und Radwege statt Verbot für alte Autos
Alicante – ms/sk/sw. Nach einem sommerlichen Gastspiel ist am Montag der Winter wieder an die Costa Blanca mit Schneefällen, heftigen Windböen von bis zu 90 Stundenkilometern und sintflutartigen Regenfällen zurückgekehrt. Am schlimmsten traf es Alicante und die Playa de San Juan. Dort gingen binnen 24 Stunden 150 Liter pro Quadratmeter nieder – so viel wie sonst in einem halben Jahr und wie in den vergangenen 80 Jahren gerade dreimal.
Da die Hälfte dieser Menge in gerademal zwei Stunden vom Himmel kam, verwandelten sich die Zufahrtsstraßen wie die Avenida de Dénia oder die Straßen in Playa de San Juan in Flüsse. Einigen Autos stand das Wasser bis zum Seitenfenster, Polizei und Feuerwehr schoben Sonderschichten, es herrschte Chaos. Allein die Feuerwehr in Alicante musste zu 300 Einsätzen ausrücken, unter anderem, um Wasser aus dem Bereich des Hospital Sant Joan d’Alacant abzupumpen. Einige Schulen konnten am Dienstag keinen Unterricht durchführen.
Die Guardia Civil musste in San Vicente zwei Personen vom Dach ihres Autos retten. In Orxeta mussten sieben Personen aus Wohnungen evakuiert werden. Eine dramatische Rettungsaktion wickelten die Polizisten am SerpisFluss bei Cocentaina ab. Der Mann räumte die Straßensperrungen zur Seite und befuhr einen überschwemmten Weg. Dort erfassten die Wassermassen sein Auto, rissen es mit ihm in den Serpis-Fluss, wo es unterzugehen drohte. Die Guardia Civil und die Feuerwehr konnten den 67-Jährigen vor dem Ertrinken retten.
Trotz Alarmstufe Orange überraschte das Ausmaß der Regenfälle viele Alicantiner. Schließlich hatten Meteorologen noch am Freitag mit 32,5 Grad den bisher wärmsten
Vom wärmsten Wintertag zu Niederschlägen von 150 Litern pro Quadratmeter
Wintertag aufgezeichnet. Dann aber sackten die Temperaturen um zehn Grad ab. Wetterforscher Jorge Olcina bezeichnete die für März ungewöhnliche Gota fría als die heftigsten Regenfälle seit der Überschwemmung im September 1997, als 271 Liter auf den Qua- dratmeter gefallen waren.
Auch in der Marina Alta regnete es heftig. In Pego fielen 109 Liter auf den Quadratmeter, in Jávea 101. Das Unwetter überraschte zwei Wanderer auf dem Montgó, die die Nacht im Zelt auf dem Berg verbringen mussten. Im Les Planes Gebiet am Montgó brach eine Stützmauer ein. In La Xara musste die Containerschule evakuiert werden. Außerdem wurde die Zufahrtstraße zum Camí de Gandía gesperrt, weil eine große Kiefer auf die Straße gefallen war.
Gegen 10.30 Uhr waren in Dénia bereits 100 Liter auf den Quadratmeter niedergegangen. Der Camí del Llavado und der Camí de la Bota in Dénia erwiesen sich Montagmorgen als unpassierbar, und in der Calle Colón sackte ein Teil des Balkons des denkmalgeschützten Gebäudes Horno del Penal ab. Die Mariners-Falla hielt Sturm und Regen auch nicht stand – ebenso wenig wie der neu aufgeschüttete Sand an den Stränden des Las-Marinas-Gebiets. Der Portet-Strand in Moraira verwandelte sich in eine braune Suppe.
Etwas glimpflicher kamen die Marina Baja und auch die Vega Baja davon. Benidorm verzeichnete 57 Liter. La Nucía 58,7 auf den Quadratmeter und die Cala von Finestrat 68. Genug, um die Stauseen Amadorio und Guadalest zu füllen. Das Wasserwirtschaftsamt beschloss, die Schleusen zu öffnen und Wasser abzulassen.
In Orihuela wurden 59 Liter auf den Quadratmeter erfasst. In Torrevieja standen einige Straßen unter Wasser, und in Elche, wo 68 Liter fielen, wurden zwei Jugendliche fotografiert, die mit dem Kajak auf dem Vinalopó fuhren. Rekordverdächtig war der Wind, der eine Stärke von 84 Kilometer pro Stunde erreichte. So fiel in Pilar de la Horadada ein 30 Meter hoher Turm um. Allein bis 18 Uhr gingen 140 Anrufe unter der Notrufnummer 112 ein.
Dramatisch war der Einsatz im Viertel San Francisco in Orihuela, wo eine Hauswand zusammenstürzte. Drei Familien mussten ihre Wohnungen verlassen. Im Bezirk San Antón wehte der Wind eine Palme um, die auf ein fahrendes Fahrzeug herabfiel. Es entstanden Materialschäden, die Insassen kamen aber mit dem Schrecken davon. Zu überfluteten Straßen kam es an Orihuelas Küste. Das stehende Wasser verhinderte zahlreichen Einwohnern die Zufahrt zu ihren Häusern. Das Colegio Playas de Orihuela musste geschlossen werden. Die Opposition nahm dies zum Anlass, um die Reinigung der Abflussrohre zu fordern. Das Abflusssystem ist laut der linksökologischen Partei Compromís in vielen Urbanisationen mangelhaft.