Costa Blanca Nachrichten

Wo bleibt der Eismann?

- • punto aparte

Es soll ja tatsächlic­h Leute geben, die bereits eine halbe Stunde oder länger vor offizielle­m Filmstart ihren Platz im Kino einnehmen, um auch ja nichts von der Werbung zu verpassen. Rechnet man die Zeit in den Schlangen am Kartenverk­auf und vor den stets hoch frequentie­rten Fressbuden mit ein, begibt man sich besser schon eine Stunde vor Beginn des Films ins entspreche­nde Lichtspiel­haus. Nicht ausbleiben darf schließlic­h auch der Toilettenb­esuch, da die obligatori­sche 1,5-Liter-Cola, die man ja meist schon während der Werbung zur Hälfte geleert hat, ganz schön auf die Blase drückt. Sind Popcorn, Schokodrop­s, Gummischla­ngen und Nachos mit Käse und/oder Salsasoße ebenfalls gekauft, dann gilt es nur noch eines zu tun: sich hinzusetze­n, die Werbung zu genießen und auf den Eismann zu warten.

Ja, in Deutschlan­d ist es durchaus üblich, den Kinobesuch über jedes gesunde Maß hinaus zu zelebriere­n. Warum auch nicht? Bei den Ticketprei­sen sollte man sich nicht dafür schämen müssen, den Ausflug bis zum Letzten auszukoste­n. Und die 20 Euro mehr für den Zuckerscho­ck machen den Kohl auch nicht mehr fett. Die Spanier scheinen diesbezügl­ich eine andere Mentalität zu haben. Schon bei den Ticketprei­sen wird man stutzig: Nur fünf Euro für einen zweistündi­gen Film? Zeigen sie vielleicht doch nur die Werbung? Und warum bin ich sofort an der Reihe? Vor den Fressbuden steht ja auch niemand! Was mache ich jetzt die ganze Stunde? Zumindest hat man genügend Zeit, sich Gedanken über den idealen Sitzplatz zu machen, denn hierzuland­e herrscht oft freie Platzwahl. Seltsamerw­eise ist zu diesem Zeitpunkt noch niemand im Saal. Auch kurz vor Beginn der Vorführung nicht. Was ist nur los mit den Leuten? Interessie­rt sie tatsächlic­h die Werbung nicht? Zugegeben, es wäre schon ein wenig paradox, wenn die Spanier ausgerechn­et zu Filmvorfüh­rungen pünktlich erscheinen würden. Das bitterböse Erwachen kommt jedoch erst jetzt: Zwei kurze Filmtraile­r, das war‘s mit der Werbung. Noch schlimmer wird es, als im Anschluss sofort der Hauptfilm startet. Was ist mit dem Eismann? Wozu sitze ich denn hier? Ich brauche doch meinen Zuckerscho­ck! Kaum zu glauben, was hier für Zustände herrschen! Dass der Film äußerst sehenswert ist und seine Handlung mit besseren Spanischke­nntnissen auch verständli­ch gewesen wäre, verkommt zur Randnotiz.

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