Er liebt seinen Weinkeller
Hallo, werte Frau Edith, ich habe hier in Spanien einen sehr netten Herrn kennengelernt. Er ist 68, ich bin 64 Jahre alt. Wir wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft, begegnet sind wir uns beim Hundespaziergang. Mittlerweile sind wir uns auch näher gekommen, unternehmen gemeinsam viele schöne Dinge und haben von Haus zu Haus regelmäßigen Kontakt.
Alles könnte so schön sein. Wenn ich nicht mit der Zeit festgestellt hätte, dass mein neuer Freund sehr gerne und manchmal auch etwas tief ins Glas guckt. Ich habe ihn zwar noch nie betrunken erlebt, doch die Vorliebe für seinen Weinkeller finde ich doch etwas bedenklich. Aber immer, wenn ich ihn da- rauf anspreche, lacht er nur und meint, das sei sein Lebenselixier. Was meinen Sie, werte Frau Edith, kann der Alkohol unsere Beziehung gefährden oder sehe ich hier zu schwarz?
K. L.
Edith meint:
Ich will hier wirklich keine Lanze für den Alkohol brechen. Immerhin ist aber interessant zu lesen, was Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Universität Dortmund, und Götz Tränkler, Professor für Statistik an der Universität Dortmund, in ihrem „Lexikon der populären Irrtümer“dazu sagen. Da heißt es nämlich auf die Behauptung „Alkohol ist ungesund“: „Ganz im Gegenteil. Ein Gläschen Wein stützt das Gedächtnis im Alter“. Dr. Joe C. Christian von der Universität Indiana stellte fest: „Ein, zwei Glas Wein oder ein Bier täglich halten das Gedächtnis im Alter jung. Bei mäßigem Alkoholgenuss verbessert sich das Kurzzeitgedächtnis um 17 Prozent. Eindrücke werden schneller gespeichert, man denkt logischer, weil Alkohol den Stoffwechsel anregt und die Durchblutung fördert.“
Die Auswertung einer Studie in Kalifornien ergab: „Alkohol erhöht die Knochendichte, und das Risiko der Osteoporose wird gesenkt.“Wiederum andere Forscher fanden heraus: „Das Risiko einer koronaren Herzkrankheit wird umso kleiner, je mehr Alkohol man trinkt.“
So betrachtet schadet der Weinkeller Ihres Freundes Ihrer Beziehung sicher nicht. Sein geliebtes Lebenselixier sollte er aber indes so genießen, wie der große Paracelsus es verstanden wissen möchte, der da mit Recht sagt:
„Was das nit gifft ist? Alle ding sind gifft und nichts ist ohn gifft. Allein die dosis macht das ein ding kein gifft ist. Als ein Exempel: ein jetliche speiß und ein jetlich getranck, so es über sein dosis eingenommen wird, so ist es gifft.“ In diesem Sinne herzlichst, Ihre Edith Kühn Ich freue mich auf Ihre Post an: edita.kuehn@yahoo.es