Malerei auf dem Tablet Digitale Kunst – Nora Bilderwelten aus Elche vermischt Fotografie mit Malerei am Computer
Man muss schon zwei Mal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich nicht um gewöhnliche Malerei handelt – auch wenn die Gemälde täuschend echt aussehen. „Ich finde das toll, dass nie einer weiß, ob es jetzt normale Malerei mit Pinsel oder digitale Malerei ist“, erzählt Nora Bilderwelten mit einem verschmitzten Lächeln.
Nora, ist eine Fotografin und digitale Künstlerin aus Elche. Statt Pinsel, Farben und Leinwand braucht sie für ihre Bilder ihr Grafik-Tablet, auf dem sie statt mit einem Pinsel mit einem elektronischen Stift malt. Mithilfe des Bearbeitungsprogramms Photoshop werden die Werke digital weiter bearbeitet – mit verschiedenen Werkzeugen und Effekten wie Filtern, Masken, Pinseln und Texturen. Vor allem die Texturen spielen eine wichtige Rolle in ihrer Arbeit. „Sie machen das Motiv unkenntlich, so muss jeder Betrachter sein eigenes Motiv in meinen Bildern finden.“Zu ihrem Künstlernamen kam sie, nachdem die Spanier Probleme hatten, ihren Nachnamen auszusprechen. „Da hat sich dann irgendwann stattdessen der Name meiner Kunst, Bilderwelten, eingebürgert“, so Nora.
Die gebürtige Berlinerin kam vor über zehn Jahren der Liebe wegen an die Costa Blanca nach Elche. „Die Liebe verging, aber ich bin geblieben“, erzählt sie. Doch bis sie ihren Weg in die spanische Kunstszene gefunden hat, dauerte es einige Zeit. „Digitale Kunst ist in Spanien, vor allem hier in Elche, gar nicht bekannt – ganz anders als in Berlin.“Viele Künstlerkollegen aus der Malerei hätten ihre Kunst nicht als Malerei akzeptiert – bis heute. Nora Bilderwelten selber kann das sogar verstehen. „Aber alles entwickelt sich weiter, auch die Kunst. Und digitale Kunst ist eben die neue, moderne Kunst“, sagt sie.
Anfänge als Fotografin
Ihre Anfänge in der Kunst machte sie als Fotografin – am allerliebsten schoss sie Porträtfotos. „Ich wollte Gefühle und Emotionen sehen, etwas das mich berührt, deshalb war Landschaftsfotografie oder -malerei gar nichts für mich.“ In ihren Bildern finden sich immer wieder dieselben Themenschwerpunkte: Identität, Philosophie, Emotionen und Träume. „Ich mag dieses Geheimnisvolle, etwas, das nicht gleich erkennbar ist“, beschreibt Nora ihre Bilder.“Ich war auch schon immer eine Träumerin“, überlegt sie laut, weshalb sie sich genau diesen Themen widmet.
Diese nicht greifbaren Themen versucht sie dem Betrachter näher zu bringen, indem sie ihren Bildern Titel gibt. „Ohne die funktionieren meine Bilder in Ausstellungen nicht“, erklärt sie. Am Ende findet sich vor allem ein Motiv immer wieder: Gesichter. Mal seit-
„Ich wollte eigentlich nie etwas mit Kunst machen, ich war so satt davon!“
lich, mal von vorne. Mal nur der Kopf, dann der ganze Körper. Mal mit starrem Blick, dann ganz ohne Augen. „Ich komme irgendwie doch immer wieder zurück zu Porträts“, lacht die Künstlerin.
Die Künstlerin, die eigentlich nie eine sein wollte. Als Tochter eines Vaters, der selber Maler ist, und einer Mutter, die als größte Unterstützerin die Ausstellungen für die Werke des Vaters organisiert, war die Kunst immer allgegenwärtig in Noras Kindheit. „Meine Eltern haben mich immer in Museen und Ausstellungen geschleppt“, erzählt sie lachend. In Berlin ist ihr Vater kein Unbekannter, er war einer der Künstler, die Teile der Berliner Mauer, heute als East Side Gallery bekannt, angemalt haben. Aufgewachsen in der DDR, haben ihre Eltern von der Stasi verbotene und geheime Ausstellungen in der Wohnung organisiert. „Ich selber wollte nie etwas mit Kunst machen, ich war so satt davon“, blickt Nora Bilderwelten auf damals zurück.
Und so studierte sie von 1998 bis 2003 Journalismus und Public Relations an der Humboldt-Universität in Berlin und arbeitete anschließend für einige Zeit als Redakteurin, ehe es sie 2006 nach Spanien zog. Dort versuchte sie zuerst, als Redakteurin weiterzuarbeiten. „Aber irgendwie war das noch schwieriger, als in der Kunstszene Fuß zu fassen“, berichtet Nora. Als es als Redakteurin nicht klappte, entdeckte sie ihre Liebe zur Fotografie.
Beziehungen zu La Alcudia
Die war ebenfalls wie die Malerei ein stets präsentes Element ihrer Kindheit, da der beste Freund ihres Vaters Fotograf ist. „Zum ersten Mal fotografiert habe ich auf der archäologischen Ausgrabungsstätte La Alcudia in Elche, wo ich auch zum ersten Mal mit Models und Schauspielern gearbeitet habe“, erzählt Nora von ihren Anfängen. In diesem Arbeiten liegt auch der Ursprung ihrer Leidenschaft für Porträtfotografie. Viele der Schauspieler habe sie oft gebeten, ihren Gesichtern und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, beispielsweise durch Schreien.