Costa Blanca Nachrichten

Malerei auf dem Tablet Digitale Kunst – Nora Bilderwelt­en aus Elche vermischt Fotografie mit Malerei am Computer

- Christina Balsam Elche

Man muss schon zwei Mal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich nicht um gewöhnlich­e Malerei handelt – auch wenn die Gemälde täuschend echt aussehen. „Ich finde das toll, dass nie einer weiß, ob es jetzt normale Malerei mit Pinsel oder digitale Malerei ist“, erzählt Nora Bilderwelt­en mit einem verschmitz­ten Lächeln.

Nora, ist eine Fotografin und digitale Künstlerin aus Elche. Statt Pinsel, Farben und Leinwand braucht sie für ihre Bilder ihr Grafik-Tablet, auf dem sie statt mit einem Pinsel mit einem elektronis­chen Stift malt. Mithilfe des Bearbeitun­gsprogramm­s Photoshop werden die Werke digital weiter bearbeitet – mit verschiede­nen Werkzeugen und Effekten wie Filtern, Masken, Pinseln und Texturen. Vor allem die Texturen spielen eine wichtige Rolle in ihrer Arbeit. „Sie machen das Motiv unkenntlic­h, so muss jeder Betrachter sein eigenes Motiv in meinen Bildern finden.“Zu ihrem Künstlerna­men kam sie, nachdem die Spanier Probleme hatten, ihren Nachnamen auszusprec­hen. „Da hat sich dann irgendwann stattdesse­n der Name meiner Kunst, Bilderwelt­en, eingebürge­rt“, so Nora.

Die gebürtige Berlinerin kam vor über zehn Jahren der Liebe wegen an die Costa Blanca nach Elche. „Die Liebe verging, aber ich bin geblieben“, erzählt sie. Doch bis sie ihren Weg in die spanische Kunstszene gefunden hat, dauerte es einige Zeit. „Digitale Kunst ist in Spanien, vor allem hier in Elche, gar nicht bekannt – ganz anders als in Berlin.“Viele Künstlerko­llegen aus der Malerei hätten ihre Kunst nicht als Malerei akzeptiert – bis heute. Nora Bilderwelt­en selber kann das sogar verstehen. „Aber alles entwickelt sich weiter, auch die Kunst. Und digitale Kunst ist eben die neue, moderne Kunst“, sagt sie.

Anfänge als Fotografin

Ihre Anfänge in der Kunst machte sie als Fotografin – am allerliebs­ten schoss sie Porträtfot­os. „Ich wollte Gefühle und Emotionen sehen, etwas das mich berührt, deshalb war Landschaft­sfotografi­e oder -malerei gar nichts für mich.“ In ihren Bildern finden sich immer wieder dieselben Themenschw­erpunkte: Identität, Philosophi­e, Emotionen und Träume. „Ich mag dieses Geheimnisv­olle, etwas, das nicht gleich erkennbar ist“, beschreibt Nora ihre Bilder.“Ich war auch schon immer eine Träumerin“, überlegt sie laut, weshalb sie sich genau diesen Themen widmet.

Diese nicht greifbaren Themen versucht sie dem Betrachter näher zu bringen, indem sie ihren Bildern Titel gibt. „Ohne die funktionie­ren meine Bilder in Ausstellun­gen nicht“, erklärt sie. Am Ende findet sich vor allem ein Motiv immer wieder: Gesichter. Mal seit-

„Ich wollte eigentlich nie etwas mit Kunst machen, ich war so satt davon!“

lich, mal von vorne. Mal nur der Kopf, dann der ganze Körper. Mal mit starrem Blick, dann ganz ohne Augen. „Ich komme irgendwie doch immer wieder zurück zu Porträts“, lacht die Künstlerin.

Die Künstlerin, die eigentlich nie eine sein wollte. Als Tochter eines Vaters, der selber Maler ist, und einer Mutter, die als größte Unterstütz­erin die Ausstellun­gen für die Werke des Vaters organisier­t, war die Kunst immer allgegenwä­rtig in Noras Kindheit. „Meine Eltern haben mich immer in Museen und Ausstellun­gen geschleppt“, erzählt sie lachend. In Berlin ist ihr Vater kein Unbekannte­r, er war einer der Künstler, die Teile der Berliner Mauer, heute als East Side Gallery bekannt, angemalt haben. Aufgewachs­en in der DDR, haben ihre Eltern von der Stasi verbotene und geheime Ausstellun­gen in der Wohnung organisier­t. „Ich selber wollte nie etwas mit Kunst machen, ich war so satt davon“, blickt Nora Bilderwelt­en auf damals zurück.

Und so studierte sie von 1998 bis 2003 Journalism­us und Public Relations an der Humboldt-Universitä­t in Berlin und arbeitete anschließe­nd für einige Zeit als Redakteuri­n, ehe es sie 2006 nach Spanien zog. Dort versuchte sie zuerst, als Redakteuri­n weiterzuar­beiten. „Aber irgendwie war das noch schwierige­r, als in der Kunstszene Fuß zu fassen“, berichtet Nora. Als es als Redakteuri­n nicht klappte, entdeckte sie ihre Liebe zur Fotografie.

Beziehunge­n zu La Alcudia

Die war ebenfalls wie die Malerei ein stets präsentes Element ihrer Kindheit, da der beste Freund ihres Vaters Fotograf ist. „Zum ersten Mal fotografie­rt habe ich auf der archäologi­schen Ausgrabung­sstätte La Alcudia in Elche, wo ich auch zum ersten Mal mit Models und Schauspiel­ern gearbeitet habe“, erzählt Nora von ihren Anfängen. In diesem Arbeiten liegt auch der Ursprung ihrer Leidenscha­ft für Porträtfot­ografie. Viele der Schauspiel­er habe sie oft gebeten, ihren Gesichtern und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, beispielsw­eise durch Schreien.

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Fotos: Nora Bilderwelt­en Aus der aktuellen Reihe „Viaje interior“.
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Porträtfot­ografie machte den Anfang in ihrer Künstlerka­rriere.

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