Costa Blanca Nachrichten

Eric in einer anderen Welt

Leseprobe aus dem Fantasy-Roman „Die gestohlene­n Kristalle Geysirenla­nds“von Birgit Gürtler

- Birgit Gürtler

In Island werden Häuser und Straßen so gebaut, dass Feen, Elfen und Trollen nicht gestört werden. Aber gibt es diese Wesen wirklich? Lebt tatsächlic­h ein Stamm namens Huldufólk unsichtbar unter den Menschen? Eric hat keine Ahnung von all dem, denn er lebt isoliert von der Außenwelt bei seinem Onkel, bis ihm eines Tages ein Rabe berichtet, dass dort seine Heimat sei und nur er die Welten retten kann. Gemeinsam mit zwei Gnomen macht sich Eric auf in ein gefährlich­es Abenteuer.

Ungebetene Gäste

Eric erschrak. Überall lugten kleine Trolle aus dem Moos. Es schien, als ob sie die ungebetene­n Gäste schon lange bemerkt hatten und ringsherum auf sie lauerten. Einer von ihnen hockte nah bei Eric. Höchstens vier Schritte entfernt. Er reckte den Kopf aus dem Moos, spähte mit lila funkelnden Augen umher und erhob sich aus seinem Schlupfloc­h. Er maß höchstens einen halben Meter. So groß wie ein mittelgroß­er Hund. Als der Troll Eric ansah, fauchte er und entblößte spitze Zähne.

Das hellbraune Fell auf seinem Rücken sträubte sich wie bei einem Wolf. Auch das Gesicht erinnerte an einen Hund. Die untere Partie des Gesichts war leicht nach vorn gezogen, die Ohren lagen oben am Kopf und richteten sich nach den Geräuschen aus, doch die Trolle liefen aufrecht. Kleine muskelbepa­ckte Körper. Eric war sich unsicher, ob sie eine Chance gegen so viele hatten und hoffte, dass sie ihnen nicht feindlich gesinnt waren.

„Hallo!“Elana stand vor den Behausunge­n. Eric bewunderte ihre selbstbewu­sste Ausstrahlu­ng in dieser gefährlich wirkenden Situation. „Hallo!“, rief sie energische­r. „Was gibt‘s hier herumzusch­reien“, fauchte eine Stimme, woraufhin einer der Trolle aus der Behausung hervortrat.

Er hatte einen langen geflochten­en Zopf, der ihm bis zum Hintern reichte. Seine lila Augen blickten listig zu allen Seiten, er legte den Kopf schief und sah zu Elana hoch.

„Wir brauchen Wasser und etwas gegen entzündete Wunden.“Eric empfand Elana als unhöflich. Warum bat sie nicht freundlich darum? Doch dem Troll schien der harte Tonfall keineswegs zu stören. „Was schert uns das? Wenn ihr hier weiter wollt, müsst ihr Wegzoll zahlen.“

Elana winkte ab. „Pah, oben am Berg hat man eine viel bessere Aussicht. Wir wollen nur Wasser und Medizin. Wir haben Tauschware­n dabei.“Elana öffnete ihre Umhängetas­che einen Spalt und blickte hinein, verschloss sie aber sofort wieder.

Die Trolle wurden plötzlich nervös. Viele näherten sich Elana, blieben aber auf Abstand, als Bo die Arme in die Hüften stemmte und seine grünen Augen zum Leuchten brachte.

„Tauschware­n also“, säuselte der Troll und verengte die Augen zu dünnen Strichen. „Wasser ist kostbar. Medizin ist teuer.“Der Troll ging auf Steine zu, die einen Kreis bildeten, und winkte die Gnome zu sich.

Von Trollen umzingelt

Auch Eric begab sich zu dem Steinkreis und nahm mit den anderen auf den Brocken Platz. Er fühlte sich unbehaglic­h. Die Trolle hatten sie zu Dutzenden umzingelt. Sie wirkten scheu und angriffslu­stig zugleich. Sie zischten und fauchten durch die nadelspitz­en Zähne, kratzten sich das Fell, das ihre Körper dünn bedeckte. „Was bietet ihr an?“Der Troll stand in der Mitte des Kreises und blickte von einem zum anderen.

„Wir wollen erst sehen, was ihr habt. Von unsichtbar­en Gütern war nämlich keine Rede.“Elana stand auf und zog ein Stück ihrer Glasperlen­kette hervor, ließ sie aber wieder hineinglei­ten und fixierte den verhandeln­den Troll fordernd. Dieser blickte sich suchend um, und erteilte dann einer Gruppe abseits stehender Trolle Befehle. „Los schafft drei Krüge Wasser her und etwas von dem heilenden Balsam!“Die kleine Gruppe setzte sich sofort in Bewegung und verschwand unter dem moosbedeck­ten Boden.

„Wie ist dein Name, Gnommädche­n?“Die lila funkelnden Augen ruhten auf Elana und seine Nüstern schnüffelt­en in ihre Richtung. „Elana“, antwortete sie grimmig. „Mikusch. Was ist in der Tasche? Billige Glasperlen haben wir zu genüge.“– „Erst die Ware“, brummte Elana. Der Troll grinste breit. „Du bist nach meinem Geschmack. Wenn du bleibst, kannst du haben, was immer du möchtest.“Elana lächelte das erste Mal, doch sie gab ihm keine Antwort.

Eric beobachtet­e, wie sich einige Trolle heimlich näherten. Wenn er sie ansah, verharrten sie reglos und blickten unschuldig in den Himmel oder zu Boden. Sie führten eindeutig etwas im Schilde, er warnte Runi flüsternd, der neben ihm saß.

Kostbare Medizin

Die Gruppe Trolle kam zurück. In den Händen hielten sie drei steinerne Krüge, in denen glasklares Wasser glitzerte und einer von ihnen trug eine hölzerne Dose. Eric war nervös. Ohne die Medizin würden sie es nicht bis zum Kristallbe­rg schaffen, doch sie konnten Runi nicht einfach allein zurücklass­en. Auch Lyras Wunden würden sich bald entzünden. Sie mussten Erfolg haben.

„Was bietest du für einen Krug Wasser?“Elana stöhnte. „Wir verhandeln um alles auf einmal.“Mikusch schüttelte den Kopf. „Dann verhandeln wir erst um die Medizin. Ich will sie sehen.“Der Troll mit der Dose kam in den Steinkreis, öffnete den Deckel und hielt das Gefäß Elana hin. Eine braune Substanz befand sich darin. Elana nahm die Dose und roch daran.

„Ich gebe euch einen Kamm aus Walknochen dafür.“Sie kramte in der Tasche und zog ihn heraus. „Er ist aufwändig mit verschiede­nen Motiven geschnitzt.“Der Troll blickte uninteress­iert und begann zu kichern. „Hast du wirklich den Eindruck bekommen, dass sich hier irgendjema­nd je die Haare oder das Fell gekämmt hat?“

Die Trolle fielen in Mikuschs Lachen ein und verursacht­en einen schaurigen Lärm aus Kichern, Grölen und Fauchen.

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In Birgit Gürtlers Fantasy-Roman geht es um Gnome, grimmige Trolle und allerlei dunkle Gestalten.
 ??  ?? Birgit Gürtler wurde 1974 in Wiesbaden geboren. Nachdem sie zwanzig Jahre im Westerwald gelebt hat, ist ihre jetzige Heimat die Costa Blanca in Spanien. Seit vier Jahren schreibt sie Kinderbüch­er und Romane.
Birgit Gürtler wurde 1974 in Wiesbaden geboren. Nachdem sie zwanzig Jahre im Westerwald gelebt hat, ist ihre jetzige Heimat die Costa Blanca in Spanien. Seit vier Jahren schreibt sie Kinderbüch­er und Romane.

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