Residenten gehen
Einwohnerschwund an der Costa Blanca – Über 16.000 Leute fallen aus Register – Zahl der Deutschen auf Tiefststand
Die Costa Blanca leidet unter Einwohnerschwund. Rund 16.000 Personen sind laut Statistikamt zum 1. Januar aus den Einwohnermelderegistern der Provinz Alicante gefallen, ein großer Teil davon europäische Residenten. Besonders schlimm hat es L’Alfàs del Pi und Orihuela getroffen.
Die Patrouille der Ortspolizei fährt durch die Urbanisationen, da oben am Berg mal nach dem Rechten zu sehen. Seit Tagen bringen städtische Gärtner die Grünanlagen auf Vordermann, pflegen Palmen und schneiden Bäume zurück. Und wie im Mitteilungsblatt steht, bietet das Rathaus wieder Spanischkurse für Ausländer im Kulturzentrum an. Wie wird das alles bloß bezahlt?
Kommunen brauchen Geld, viel Geld, um ihren Einwohnern Infrastrukturen und Dienstleistungen bieten zu können. Eine wichtige Einnahmequelle sind die Transferleistungen aus Madrid. Die Höhe dieser Zuwendungen hängt gemäß der Länderfinanzierung vom Einwohnermelderegister, dem Padrón, ab. Die Kommunen in der Provinz Alicante haben vergangenes Jahr 16.000 gemeldete Einwohner verloren.
Das kommt der Costa Blanca nicht gelegen. Vor allem nicht den vielen Kleinstädten, wo im Winter knapp über 20.000 Bürger leben, aber von Juni bis September die Einwohnerzahl um ein Vielfaches ansteigt, Ausländer und Madrilenen die Ferienhäuser und Apart- ments füllen. Dort zittern die Stadtoberen vor jeder Aktualisierung des Einwohnermelderegisters. Denn vor Ort fehlt es jeden Sommer an Polizei, Ärzten, Krankenpflegern und Verwaltungspersonal.
Bloß nicht unter die 20.000
Wenn der Padrón unter die 20.000 rutscht, müssen die Gemeinden den Gürtel richtig eng schnallen. Die bittere Pille muss L’Alfàs del Pi schlucken. Dort purzelten 3.310 Einwohner aus dem Padrón und nun muss die Multi-Kulti-Gemeinde mit weniger Geld aus Madrid auskommen – wo es doch in den Urbanisationen so viel zu tun gäbe.
Den aktuellen Angaben des Nationalen Statistikinstituts (INE) zufolge fallen in der Provinz Alicante viele Ausländer aus den Einwohnermelderegistern. So sind mit Stand 1. Januar 2017 allein 9.344 Briten weniger in der Provinz Alicante gemeldet als im Jahr zuvor. Bei den Deutschen beläuft sich die Zahl auf minus 3.045.
Schlimm trifft es Orihuela. Die Bischofsstadt zählt nur 75.092 Einwohner, 5.267 weniger als im Jahr zuvor, davon haben 670 Deutsche ihre Anmeldung nicht bestätigt und über 3.000 Briten auch nicht. Auch Torrevieja verliert 961 Einwohner, Rojales 1.481.
Die Chefin des städtischen Statistikamts von Orihuela, María Dolores Moreno, fürchtet trotzdem nicht, unter die 75.000-Grenze zu rutschen und den Status als Stadt mit großer Bevölkerungsdichte zu verlieren. „Wir haben im Januar 82.300 Einwohner errechnet“, meint sie. Dennoch bangt sie um Zuschüsse. Entsprechend schwierig gestalte sich etwa die Errichtung eines Gesundheitszentrums in Entre Naranjos, was ausländische Anwohner seit langem fordern.
„Zu den Pflichten des Bürgers gehört es, solche Dienstleistungen auch durch eine Meldung zu gewährleisten“, meint sie. Die Meldekampagne der Stadt zusammen mit der Ortspolizei seit Januar falle durchwachsen aus. „Von einigen Einwohnern haben wir immerhin die Bestätigung, dass sie da sind. Andere machen nicht einmal die Tür auf.“
Pauschal bringen Medien den Ausländerschwund in den Einwohnermelderegistern mit dem Trend zur Rückkehr in die Heimat in Verbindung. Die Deutschen gehen weg, heißt es oft lapidar. Mitnichten. „Wir sind mehr geworden“, sagt der Euroclub-Vorsitzende Klaus Tornsäufer. Über 550 Mitglieder zählt der deutschsprachige Club aus Dénia, zehn Nationen bietet er eine Anlaufstelle. Tendenz steigend.
Ein Trend, der seit Jahren anhält und für den Vorsitzenden mit dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm des Euroclubs zusammenhängt. Allerdings zählt Dénia zu den wenigen Städten an der Costa Blanca, in denen die Einwohnerzahl leicht steigt, um 55 auf 41.520.
Beim Deutschen Club Costa Blanca (DCCB) steigen die Mitgliederzahlen nach der Schlichtung der internen Querelen übrigens auch wieder. Um 75 im vergangenen Jahr auf 290 zahlende und 450 erfasste Mitglieder. Die Deutschen scheinen nicht überall wegzugehen.
Beim Creativ Club Calpe (CCC) hat man wohl den Eindruck, dass die Anzahl der Deutschen am Peñón gesunken ist. „Wir haben tendenziell weniger Mitglieder und das Wichtigste: Es kommt kein junger Nachwuchs“, sagt Präsidentin Gaby Schäfer. „Ich weiß von vielen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen wieder in die alte Heimat gehen.“Pflegebedingungen und die fremde Sprache würden oft den Ausschlag für die Rückkehr geben. An die 200 Mitglieder hat der CCC momentan,
Orihuela verliert in einem Jahr über 5.000 gemeldete Einwohner
P r e s s R e a d e r. c o m