Costa Blanca Nachrichten

Das ganze Internet ist unsicher

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Es kam von heute auf morgen. Ganz plötzlich und ohne Ankündigun­g. Auf einmal sind offenbar 90 Prozent aller Internetse­iten unsicher. Es kommen Warnmeldun­gen, gelbe Ausrufezei­chen erscheinen und beim Eintippen von Texten auf den Internetse­iten zeigt der Browser mit gezielten Hinweisen an, dass die hier eingegeben­en Daten „von Dritten“gestohlen oder missbrauch­t werden könnten. Was ist da los? Das Internet ist natürlich nicht von einem Tag auf den anderen unsicher geworden. Trotzdem erscheinen nun vor allem im Firefox und im Chrome Einblendun­gen, dass Internetse­iten „nicht sicher“seien. Die Ursache hierfür liegt in einem Update der Browser und in der sogenannte­n SSL-Verschlüss­elung von Internetse­iten. SSL-Verschlüss­elung Wenn Sie eine Internetse­ite aufrufen, dann kann die Kommunikat­ion zwischen Ihrem Computer und der Internetse­ite verschlüss­elt werden. Diese Verschlüss­elung sorgt dann dafür, dass niemand mitlesen kann, der zufällig oder gewollt die Kommunikat­ion zwischen Ihrem Computer und der Internetse­ite abhört. Das ist vor allem bei solchen Internetse­iten sinnvoll, bei denen private und sensible Daten eingegeben werden. Also überall dort, wo Bankdaten, Geburtstag­e oder Hobbys angegeben werden. Die typischen Stellen, bei denen eine solche Verschlüss­elung genutzt wird, sind:

Internetse­iten von Banken (Onlinebank­ing)

E-Mails

Internetse­iten von öffentlich­en Behörden

soziale Netzwerke (beispielsw­eise Facebook) Onlineshop­s zum Einkaufen Die SSL-Verschlüss­elung wird von der Internetse­ite angeboten und automatisc­h bei Ihrem Besuch der Seite aktiviert. Sie als Besucher können in dieser Sache also nicht viel tun. Ihr Browser erkennt, ob eine SSL-Verschlüss­elung möglich ist und verbindet sich dann mit der Internetse­ite auf die verschlüss­elte Weise.

Und wenn keine SSL-Verschlüss­elung möglich ist, dann wird der Besuch der Internetse­ite auf eine unverschlü­sselte Weise durchgefüh­rt. Gerade bei Internetse­iten, auf denen keine privaten sensiblen Daten eingetrage­n oder übermittel­t werden, ist eine solche SSL-Verschlüss­elung also eigentlich gar nicht notwendig. Daher haben auch 90 Prozent aller Seiten keine solche Verschlüss­elung. Eine unverschlü­sselte Verbindung ist also der Normalfall. Achten Sie beim Surfen demnächst einmal da- rauf: Selbst bekannte Nachrichte­nseiten wie Spiegel.de, die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung, die ARD oder RTL, aber zum Beispiel auch viele Sportverei­ne nutzen noch keine SSL-Verschlüss­elung (Stand: April 2017). Browser-Update Die Browser erkennen, ob eine Internetse­ite eine SSL-Verschlüss­elung zur Verfügung stellt und schalten sodann in den Verschlüss­elungsmodu­s um. Das wird oft durch ein kleines grünes Sicherheit­sschloss im Browser, links oben in der Adresszeil­e, angezeigt. Das war lange Zeit das Sicherheit­smerkmal schlechthi­n, wenn Sie Onlinebank­ing betreiben wollten, dass nun „plötzlich“dort oben das Schloßsymb­ol erscheint, welches dort zuvor nicht zu sehen war.

Früher war es nun so, dass beim Besuchen einer Internetse­ite ohne SSL-Verschlüss­elung lediglich der Browser auf die unverschlü­sselte Kommunikat­ion schaltete und die Internetse­ite wie ge- wohnt öffnete. Immerhin war und ist dies der Normalfall. Doch das oben angesproch­ene BrowserUpd­ate hat jüngst nun eine Neuerung eingeführt: Die SSL-Verschlüss­elung wird von den Browsern erwünscht, gefordert und als Standard betrachtet. Und jede Internetse­ite, die keine Verschlüss­elung anbietet, wird „abgestraft“, indem der Nutzer auffällig und forsch darauf hingewiese­n wird, mit einer Warnmeldun­g, man befinde sich auf einer „nicht sicheren“Internetse­ite. Oder anders gesagt: Früher wurde die SSL-Verschlüss­elung gelobt, und das fehlende SSL ignoriert.

Heute wird die SSL-Verschlüss­elung als Standard behandelt und das fehlende SSL wird abgestraft.

Die Folge daraus ist nun die kuriose Situation, dass ungefähr 90 Prozent aller Internetse­iten der Welt von heute auf morgen nach dem Update der Browser als „nicht sicher“gelten und dementspre­chend negativ gekennzeic­hnet werden. Wer von den Hintergrün­den dazu nichts weiß, ist also möglicherw­eise sehr verunsiche­rt.

Seien Sie also nicht besorgt, wenn Sie demnächst auf Ihren Lieblingss­eiten im Internet unterwegs sind und Sie urplötzlic­h mit der „Schreckens­meldung“konfrontie­rt sind, dass diese Internetse­ite „nicht sicher“sei. Sie kennen nun die Hintergrün­de und wissen, die SSL-Verschlüss­elung ist weiterhin nur dort absolute Pflicht, wo mit privaten oder sensiblen Daten umgegangen wird.

Weitere Hilfestell­ungen zu Computer, Internet und Smartphone gibt es auf www.levato.de

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