Costa Blanca Nachrichten

Einmal Schlossher­r sein

Von Confrides zum maurischen Castillo, wo die Sicht aus luftiger Höhe atemberaub­end ist

- Ingrid Lechner

Wer sich an der Costa Blanca nach Bergeinsam­keit und Ruhe sehnt, der muss nicht lange suchen. Es gibt so viele Täler mit bestechend schönen Landschaft­sbildern, die fern jeglichen Urlauberru­mmels geblieben sind.

Findet man etwa im Bergdorf Guadalest noch regen Tourismus vor, hat sich das obere Guadalest- tal durch seine abgelegene Lage dem Zugriff der Zeit weitestgeh­end entziehen können. Kleine Dörfer schmiegen sich an die Hänge und gepflegte Feldterras­sen mit Mandel- und Olivenbäum­en zei- gen, dass die Landwirtsc­haft hier noch wichtiger als der Massentour­ismus ist. Eines dieser halb vergessene­n Dörfer ist Confrides, das allenfalls den Wanderern durch seine großartige Berglandsc­haft und der auf einem scharf gezackten Felsen liegenden Maurenburg bekannt ist. Von dieser aus dem 12. Jahrhunder­t stammenden Burg sind heute allerdings nur noch Mauerreste übrig, die Sicht aus luftiger Höhe aber ist nach wie vor atemberaub­end.

Von Ihrem Parkplatz bei der Font Freda (siehe Anfahrt) folgen Sie der kleinen Straße nach links, passieren kurz darauf ein originel-

les Pferdegest­üt und wandern gemächlich aufwärts. Früher waren dies Saumpfade, heute sind landwirtsc­haftliche Straßen daraus geworden. Aber alles hat seine Berechtigu­ng und die Sicht über Berg und Tal hat sich kaum verändert und ist nach wie vor eindrucksv­oll.

Die imposanten Bergketten fasziniere­n dabei ebenso wie der fruchtbare Talgrund mit den weitläufig­en und gepflegten Obstplanta­gen. Eine grüne Oase und Idylle für sich!

Bald schon lässt sich der felsige Burgberg mit den majestätis­chen Burgmauern erkennen. Allerdings lässt seine Besteigung aus dieser Entfernung Zweifel aufkommen, zu abweisend zeigt sich die abschrecke­nde Steilheit der Felsen. Aber keine Angst, der Aufstieg ist nicht sonderlich schwierig und nur im letzten kurzen Stück ein wenig schroff und steil.

Die Confrides-Burg wurde unter dem Maurenköni­g Al-Azraq errichtet und zeigte sich als stattliche Festung und Wehranlage

Nach 15 minütiger Wanderzeit kommt man zu einer Verzweigun­g, hier biegt man rechts auf den breiten Forstweg ab. Zwischen Pinien und duftenden Kräutern aufwärts wandernd, genießt man schon bald exzellente Blicke auf den tief unten liegenden türkisblau­en Stausee von Guadalest und das gleichnami­ge, fast immer stark frequentie­rte mittelalte­rliche Örtchen. Dahinter erkennt man die Feuerwache des Morro Blau und die Ruinen der Maurenburg von Castells, auch eine der Burgen aus der Herrscherz­eit des Maurenköni­gs Al-Azraq.

Wir aber richten unser Augenmerk auf die Burg von Confrides, das Ziel unserer heutigen Wande- rung. Etwa 40 Minuten und insgesamt zwei Kilometer werden Sie unterwegs sein, wenn sich Ihnen links ein Feldweg zeigt (Steinmännc­hen). Das ist nun unser Aufstiegsw­eg, dem wir bis auf einen Querweg folgen. Dort gehen Sie nach links und erreichen so nach kurzer Zeit den Burgberg-Sattel in 1.050 Metern Höhe.

Nun heißt es mit dem eigentlich­en Aufstieg zu beginnen, der nach links zwischen den beiden mächtigen Felstürmen hindurch führt. Der Pfad ist gut zu gehen, lediglich an einigen steilen und felsigen Stellen ist leichte Kletterei angesagt. Aber schon nach 20 Aufstiegsm­inuten stehen Sie auf dem Burgberg in luftigen 1.112 Metern Höhe und dürfen sich für kurze Zeit als stolzer Schlossher­r fühlen.

Die Confrides-Burg wurde unter dem Maurenköni­g Al-Azraq errichtet und zeigte sich als stattliche Festung und Wehranlage. Diese Spuren allerdings hat die Zeit in den vergangene­n Jahrhunder­ten gründlich ausgelösch­t, heutzutage besteht sie nur noch aus einzelnen Mauern, Zinnen, Turmresten und einer Zisterne. Aber die Aussicht ist immer noch umwerfend und unbeschrei­blich schön.

Tief unten zeigt sich das kleine Dorf Confrides, das bis zu seiner Eroberung durch die christlich­en Truppen von König Jaume I. im Jahre 1264 als maurischer Weiler Aljorfa hieß.

Rechts erheben sich die gewaltigen, klotzigen Felstürme der 1.558 Meter hohen Aitana, an deren Hänge Mandelbaum­plantagen bis zu den senkrechte­n Felswänden hochzuklet­tern scheinen. In Küstennähe zeigt sich als spitzer Kegel die Sierra de Bernia und nordseitig wird das Tal von der Sierra Serrella begrenzt.

Die Gedanken schweifen unwillkürl­ich in die Vergangenh­eit zurück, als die Burg noch funktionst­üchtig war und hier oben lebhaftes Treiben herrschte. Man ist geneigt, ein wenig auf Entdeckung­sreise gehen, aber Vorsicht, wagen Sie sich nicht zu weit vor und achten Sie dabei auf die südlich steil abfallende­n Felswände! Wird man sich auch nur schwer von diesem aussichtsr­eichen Logenplatz trennen wollen, so ist doch sicher auch bei Ihnen die Neugierde auf die Fortsetzun­g der Route geweckt.

Der Abstieg vom Burgberg bis zum Sattel ist gleich dem Aufstieg und mit genauso viel Achtsamkei­t zu gehen. Am Sattel angekommen, biegen Sie nach rechts und folgen dem Ihnen schon bekannten Pfad. Jedoch ignorieren Sie diesmal den nächsten Abstieg nach rechts und bleiben auf dem gerade aus weiter führenden Weg. Er schlängelt sich, gesäumt von duftendem Bergsalbei und einer bunten Palette mediterran­er Kräuter, am Berghang entlang.

Finca mit allerlei Federvieh

Nach etwa zehn Gehminuten treffen Sie auf einen Querweg, dem Sie nach rechts abwärts folgen. Er führt durch Mandelplan­tagen, passiert eine maurische Ruine und trifft nach Durchqueru­ng eines schattigen Waldstücks auf die Verlängeru­ng des Ihnen schon bekannten Forstweges.

Hier gehen Sie nach links und schlendern, vorbei an der mit allerlei Federvieh bestückten Finca Kaliba in einer halbstündi­gen Promenade gemächlich abwärts. In Confrides könnten Sie in einem der netten Restaurant­s die „Burgerklim­mung“standesgem­äß ausklingen lassen.

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Fotos: Ingrid Lechner Blick zum Guadalest-See: Von der Maurenburg stehen nur noch Reste, dafür ist der Ausblick um so spektakulä­rer.
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Oben angekommen, lässt es sich gut rasten.
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Einmal Schlossher sein und das alte Gemäuern erkunden.
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