Einmal Schlossherr sein
Von Confrides zum maurischen Castillo, wo die Sicht aus luftiger Höhe atemberaubend ist
Wer sich an der Costa Blanca nach Bergeinsamkeit und Ruhe sehnt, der muss nicht lange suchen. Es gibt so viele Täler mit bestechend schönen Landschaftsbildern, die fern jeglichen Urlauberrummels geblieben sind.
Findet man etwa im Bergdorf Guadalest noch regen Tourismus vor, hat sich das obere Guadalest- tal durch seine abgelegene Lage dem Zugriff der Zeit weitestgehend entziehen können. Kleine Dörfer schmiegen sich an die Hänge und gepflegte Feldterrassen mit Mandel- und Olivenbäumen zei- gen, dass die Landwirtschaft hier noch wichtiger als der Massentourismus ist. Eines dieser halb vergessenen Dörfer ist Confrides, das allenfalls den Wanderern durch seine großartige Berglandschaft und der auf einem scharf gezackten Felsen liegenden Maurenburg bekannt ist. Von dieser aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg sind heute allerdings nur noch Mauerreste übrig, die Sicht aus luftiger Höhe aber ist nach wie vor atemberaubend.
Von Ihrem Parkplatz bei der Font Freda (siehe Anfahrt) folgen Sie der kleinen Straße nach links, passieren kurz darauf ein originel-
les Pferdegestüt und wandern gemächlich aufwärts. Früher waren dies Saumpfade, heute sind landwirtschaftliche Straßen daraus geworden. Aber alles hat seine Berechtigung und die Sicht über Berg und Tal hat sich kaum verändert und ist nach wie vor eindrucksvoll.
Die imposanten Bergketten faszinieren dabei ebenso wie der fruchtbare Talgrund mit den weitläufigen und gepflegten Obstplantagen. Eine grüne Oase und Idylle für sich!
Bald schon lässt sich der felsige Burgberg mit den majestätischen Burgmauern erkennen. Allerdings lässt seine Besteigung aus dieser Entfernung Zweifel aufkommen, zu abweisend zeigt sich die abschreckende Steilheit der Felsen. Aber keine Angst, der Aufstieg ist nicht sonderlich schwierig und nur im letzten kurzen Stück ein wenig schroff und steil.
Die Confrides-Burg wurde unter dem Maurenkönig Al-Azraq errichtet und zeigte sich als stattliche Festung und Wehranlage
Nach 15 minütiger Wanderzeit kommt man zu einer Verzweigung, hier biegt man rechts auf den breiten Forstweg ab. Zwischen Pinien und duftenden Kräutern aufwärts wandernd, genießt man schon bald exzellente Blicke auf den tief unten liegenden türkisblauen Stausee von Guadalest und das gleichnamige, fast immer stark frequentierte mittelalterliche Örtchen. Dahinter erkennt man die Feuerwache des Morro Blau und die Ruinen der Maurenburg von Castells, auch eine der Burgen aus der Herrscherzeit des Maurenkönigs Al-Azraq.
Wir aber richten unser Augenmerk auf die Burg von Confrides, das Ziel unserer heutigen Wande- rung. Etwa 40 Minuten und insgesamt zwei Kilometer werden Sie unterwegs sein, wenn sich Ihnen links ein Feldweg zeigt (Steinmännchen). Das ist nun unser Aufstiegsweg, dem wir bis auf einen Querweg folgen. Dort gehen Sie nach links und erreichen so nach kurzer Zeit den Burgberg-Sattel in 1.050 Metern Höhe.
Nun heißt es mit dem eigentlichen Aufstieg zu beginnen, der nach links zwischen den beiden mächtigen Felstürmen hindurch führt. Der Pfad ist gut zu gehen, lediglich an einigen steilen und felsigen Stellen ist leichte Kletterei angesagt. Aber schon nach 20 Aufstiegsminuten stehen Sie auf dem Burgberg in luftigen 1.112 Metern Höhe und dürfen sich für kurze Zeit als stolzer Schlossherr fühlen.
Die Confrides-Burg wurde unter dem Maurenkönig Al-Azraq errichtet und zeigte sich als stattliche Festung und Wehranlage. Diese Spuren allerdings hat die Zeit in den vergangenen Jahrhunderten gründlich ausgelöscht, heutzutage besteht sie nur noch aus einzelnen Mauern, Zinnen, Turmresten und einer Zisterne. Aber die Aussicht ist immer noch umwerfend und unbeschreiblich schön.
Tief unten zeigt sich das kleine Dorf Confrides, das bis zu seiner Eroberung durch die christlichen Truppen von König Jaume I. im Jahre 1264 als maurischer Weiler Aljorfa hieß.
Rechts erheben sich die gewaltigen, klotzigen Felstürme der 1.558 Meter hohen Aitana, an deren Hänge Mandelbaumplantagen bis zu den senkrechten Felswänden hochzuklettern scheinen. In Küstennähe zeigt sich als spitzer Kegel die Sierra de Bernia und nordseitig wird das Tal von der Sierra Serrella begrenzt.
Die Gedanken schweifen unwillkürlich in die Vergangenheit zurück, als die Burg noch funktionstüchtig war und hier oben lebhaftes Treiben herrschte. Man ist geneigt, ein wenig auf Entdeckungsreise gehen, aber Vorsicht, wagen Sie sich nicht zu weit vor und achten Sie dabei auf die südlich steil abfallenden Felswände! Wird man sich auch nur schwer von diesem aussichtsreichen Logenplatz trennen wollen, so ist doch sicher auch bei Ihnen die Neugierde auf die Fortsetzung der Route geweckt.
Der Abstieg vom Burgberg bis zum Sattel ist gleich dem Aufstieg und mit genauso viel Achtsamkeit zu gehen. Am Sattel angekommen, biegen Sie nach rechts und folgen dem Ihnen schon bekannten Pfad. Jedoch ignorieren Sie diesmal den nächsten Abstieg nach rechts und bleiben auf dem gerade aus weiter führenden Weg. Er schlängelt sich, gesäumt von duftendem Bergsalbei und einer bunten Palette mediterraner Kräuter, am Berghang entlang.
Finca mit allerlei Federvieh
Nach etwa zehn Gehminuten treffen Sie auf einen Querweg, dem Sie nach rechts abwärts folgen. Er führt durch Mandelplantagen, passiert eine maurische Ruine und trifft nach Durchquerung eines schattigen Waldstücks auf die Verlängerung des Ihnen schon bekannten Forstweges.
Hier gehen Sie nach links und schlendern, vorbei an der mit allerlei Federvieh bestückten Finca Kaliba in einer halbstündigen Promenade gemächlich abwärts. In Confrides könnten Sie in einem der netten Restaurants die „Burgerklimmung“standesgemäß ausklingen lassen.