Wenn der Hahn einmal kräht...
Das ging ja gerade nochmal gut. Danke Spanien, danke Manel. Um ein Haar wäre Deutschland schon wieder Letzter beim Eurovision Song Contest geworden – zum dritten Mal in Folge. Aber zum Glück war da Manel Navarro, oder besser gesagt „der krähende Hahn“, wie die Spanier ihren letztplatzierten Kandidaten seit vergangenem Samstag mehr oder weniger liebevoll nennen. Zu verdanken hat die deutsche Kandidatin Levina den vorletzten Platz nämlich einem zum Schreien komischen Patzer des 21-jährigen Spaniers. Ausgerechnet im letzten Takt entgleiste dem quietschvergnügten Beachboy die Stimme – heraus kam ein merkwürdiger Krählaut, der jetzt in allen erdenklichen Video-Variationen im Internet kursiert, die den Auftritt des spanischen Kandidaten durch den Kakao ziehen. Schon vor seinem Auftritt war der Blondschopf bei den Spaniern in Ungnade gefallen: Von einem Fernsehsender zum Kandidaten gepusht und dann auch noch schlecht erzogen, lauteten die Vorwürfe des Publikums in der Vorauswahl.
Als dann am späten Samstagabend klar war, das Spanien mit nur „five points“den letzten Platz belegen würde, brach die Spottwelle los. Und die, die schon zuvor gegen Manel gewettert hatten, lach- ten sich ins Fäustchen. Schon grausam, das Fernsehgeschäft. Fast kann einem der blonde Surferboy ein bisschen leid tun. Sieht es doch so aus, als sei seine Karriere beendet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Sogar der Wikipedia-Artikel über den 21-jährigen Sänger war kurzzeitig nicht nur mit „Sänger, Gitarrist und Songwriter“, sondern auch mit „gallo“, also Hahn, überschrieben.
Und das spanische Publikum wünschte sich mehr denn je seinen peinlichen, aber deutlich besser platzierten Quatsch- kandidaten aus dem Jahr 2008 zurück: Rodolfo Chikilicuatre hatte damals mit seiner Eurovision-Parodie „Baila El Chiki Chiki“immerhin einen würdigen 16. Platz belegt. Chikilicuatre schenkte Manel Navarro, der mittlerweile versucht, die Sache mit Humor zu nehmen, in dieser Woche übrigens in einer Talkshow zum Trost einen Hahn – und zwar einen echten.