Costa Blanca Nachrichten

Besetztes Eigentum

Okupas in Guardamar: Deutsche zahlt Lösegeld, um ihre Wohnung wieder zu bekommen

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Guardamar del Segura –

sw. Als „Anblick, den ich nie vergessen werde“, beschreibt Petra Forger den Moment am 8. Mai, in dem sie wieder in ihre Wohnung in Guardamar kam. „Alles zerstört, versifft, kaputt.“„Ein Horror“waren die Tage zuvor gewesen. Unbekannte hatten ihre Wohnung besetzt. Zwar konnte sie sie loswerden, doch gleicht Forgers Gefühlswel­t einem Scherbenha­ufen.

Seit 17 Jahren vermietet die Paderborne­rin Feriendomi­zile in Guardamar, wo sie selbst wohnt. Selten muss sie länger nach Deutschlan­d, musste es aber im Oktober 2016. Den Schlüssel zur Wohnung im Ortszentru­m gab sie Ordnungskr­aft Alma*. „Ich kenne sie seit Jahren“, begründet Forger.

Immer verworrene­r

Die Schocknach­richt erreichte sie nach der Rückkehr im April. „Alma sagte weinend: Da seien Leute in der Wohnung und bedrohten sie.“Der Schlüssel wäre Alma vor Wochen gestohlen worden. Was sie erst bei der Anzeige der Besetzer gemeldet hätte. Die waren laut Guardia-Civil-Protokoll ein junges Paar, der Mann minderjähr­ig.

Als Forger die Wohnung aufsuchte, hätte der ihr ebenfalls mit dem Tod gedroht. „Das Wort matar verstehe ich.“Bei der Guardia Civil erfuhr sie, dass man die Be- setzer nicht rauswerfen könne. „Das kann nur das Gericht in Torrevieja, und das dauert Monate.“

Verworrene­r wurde es, als Lara*, die Besetzerin, Forger anrief. „Keine Ahnung, woher sie meine Nummer hatte.“Lara schilderte eine neue Sicht: Sie habe die Schlüssel für 500 Euro von Alma erhalten. Forger stellte Wasser und Strom ab. Lara habe erst mit Dro- hungen reagiert, dann mit Bitten.

„Sie sagte, sie sei schwanger. Sie tat mir leid.“Sie einigten sich auf ein Lösegeld: Für 300 Euro erhielte Forger den Schlüssel zurück. „Ich ging mit Lara zur Guardia Civil. Dort verhörten sie uns. Im Wartesaal erfolgte die Übergabe.“

Was Forger danach in der Wohnung sah, ist eingangs beschriebe­n. Auf 5.000 Euro schätzt sie den Schaden. „Auch zwei Fernseher sind weg.“Die Versicheru­ng wolle nicht zahlen, vor einem Gerichtspr­ozess hat sie Angst. „Die Besetzer haben mich ja bedroht.“

Vertrauen völlig verloren

In der CBN vom 28. April hatte Anwalt Fernando Lozano erklärt, wie schwierig es ist, eine Hausbesetz­ung zu beenden. „Selbst wenn sie offensicht­lich rechtswidr­ig ist“, so Moritz Tauschwitz von Lozanos Kanzlei. „Dahinter steckt der Besitzschu­tz des spanischen Código Civil.“In Deutschlan­d werde der Besitz „ähnlich geschützt.“

Forger: „Ich fühle mich hier nicht mehr wohl vor dem Gesetz und der Polizei.“Zusätzlich erschütter­e ihr Vertrauen die Darstellun­g einer Nachbarin: „Den Winter lang waren bis zu 20 Menschen in der Wohnung. Es gab Drogen, Schlägerei­en, die Polizei war da.“

Kaum schlafen könne Forger nun, fühle sich betrogen und einsam. „Ich habe ja niemanden, nur noch die Tiere. Die nie lügen und immer ehrlich sind.“Wie sie mit der Lage fertig werde? „Im Moment fahre ich nur herum und versuche, die Schäden zu reparieren.“

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Foto: Ángel García Bild des Grauens: Forgers Wohnung am 15.Mai.

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