Vorgetäuschte Krankheiten
Mithilfe dubioser Agenturen verklagen immer mehr britische Touristen Hotels in Spanien
Benidorm – kam. Britische Touristen haben offensichtlich eine skurrile Methode gefunden, um ihren Urlaub zu refinanzieren. Wegen angeblicher Magenprobleme verklagen immer mehr Briten spanische Hotelbetreiber auf Schadenersatz. Und kommen damit oft genug durch. Möglich macht dies eine Regelung in den englischen Verbraucherschutzgesetzen, welche in 2012 reformiert wurden.
Seither können Bewohner des Vereinigten Königreichs auch noch drei Jahre nach einer Reise Ansprüche gegenüber Hotels geltend machen. Als Beleg für eine Lebensmittelvergiftung etwa reicht dabei schon die Quittung über den Kauf von Magentabletten. Seit 2012 sind die Klagefälle rapide angestiegen.
2016 haben die Schadenersatzforderungen von britischen Touristen gegenüber Hotels ein Rekordniveau erreicht. Innerhalb eines Jahres sei in Spanien die Zahl von 1.000 auf 10.000 Klagen angestiegen, so der Hotel- und Gaststättenverband Hosbec in Benidorm. Den entstanden Schaden schätzt der Verband für 2016 auf 70 Millionen Euro. Hosbec-Generalsekräterin Nuria Montes befürchtet, dass sich der Trend auch in 2017 fortsetzen könnte. Es müsse endlich dagegen vorgegangen werden, denn schließlich habe sich eine regelrechte Betrugsmaschinerie entwickelt. Selbsternannte Verbraucheragenturen, sogenannte „Claim Management Companies“, bieten gegen Provision an, den Prozess für die Kläger abzuwickeln. Touristen würden regelrecht dazu angestiftet, finanzielle Entschädigungen für Krankheiten zu fordern, die sie nie erlitten hatten. „Durchschnittlich 5.000 Pfund erkämpfen darauf spezialisierte Rechtsanwälte und Agenturen pro Fall“, weiß Montes.
Anti-Betrugs-Strategie
Um endlich eine gemeinsame Strategie gegen die zunehmende Zahl von Schadenersatzklagen britischer Touristen gegenüber spanischen Hotels zu erarbeiten, treffen sich die Arbeitgeberverbände der wichtigsten spanischen Touristendestinationen am 22. Mai mit dem Verband der britischen Reiseagenturen Abta.
Letztere wiederum registrierte innerhalb der vergangenen beiden Jahre einen Anstieg der Beschwerden wegen angeblicher MagenDarm-Erkrankungen von seiten britischer Urlauber um mehr als 430 Prozent, während die medizinischen Statistiken für diese Erkrankungen an Urlaubsorte rund ums Mittelmeer seit Jahren stabil sind.