Costa Blanca Nachrichten

Architekte­n statt Feuerwehrl­eute

Nach der Wahl Macrons in Frankreich prescht Madrid mir Reformvors­chlägen für die Euro-Zone vor

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Madrid – tl. Kaum hat Emmanuel Marcon in Frankreich sein Amt als Staatspräs­ident angetreten, fühlt sich Madrid stark. Mit einem Sieben-Seiten-Papier, das der Zeitung „El País“vorliegt, fordert die Regierung Rajoy eine tiefgreife­nde Reform der Euro-Zone. „Der Euro braucht nicht nur Feuerwehrl­eute, sondern auch Architekte­n“, heißt es in dem Papier bildhaft.

Tiefgreife­nde Reform, das heißt für Spanien, nicht nur eine gemeinsame Währung zu haben. In einer zweiten Euro-Phase gehe es vielmehr um einen gemeinsame­n Antikrisen-Haushalt und eine gemeinsame Arbeitslos­en-Versicheru­ng. Ferner um die Einführung von Euro-Bons, einer gemeinsame­n Steuerpoli­tik, einer Bankenunio­n samt gemeinsame­r Einlagensi­cherung bis hin zur Gründung eines europäisch­en Währungsfo­nds.

Zu den Forderunge­n aus Madrid gehört auch eine Änderung des Stabilität­spakts. Darunter ist indes weniger eine Aufweichun­g der Anforderun­g an die jeweiligen Haushalte zu verstehen als vielmehr der

Für die Regierung in Madrid steht fest, dass die Wahl Macrons wie ein Weckruf gewirkt hat

Wunsch, dass sich die Regierunge­n im Krisenfall antizyklis­ch verhalten können. „Das europäisch­e Projekt wird nur überleben, wenn die Bürger sehen, dass es ihnen allen ein bestimmtes Niveau an nachhalti- gem Wohlstand beschert“, heißt es in dem Papier. „Die Euro-Zone in ihrer momentanen Ausgestalt­ung jedenfalls hat zu einem enormen Nord-Süd-Gefälle geführt.“

Für die Regierung in Madrid steht fest, dass die Wahl Macrons in Brüssel und anderen EU-Hauptstädt­en nach der Brexit-Depression wie ein Weckruf gewirkt hat. Mit ihren Forderunge­n sieht sich die Regierung Rajoy zudem als idealen Verbündete­n des neuen französisc­hen Staatspräs­identen. Auch dessen Wunsch nach einer Neuausrich­tung der Achse Paris-Berlin teilt Madrid.

Wobei klar sein dürfte, dass es noch einer gehörigen Portion Überzeugun­gsarbeit bedarf, um die Bundesregi­erung für die Madrider Reformford­erungen zu begeistern. Macron, dessen Vorstellun­gen nicht weit davon abweichen, war bereits in Madrid, um Kanzlerin Merkel seine Ideen zu erläutern. Madrid gibt sich indes überzeugt, dass Berlin nach der Bundestags­wahl im September eine Refom der Euro-Zone aktiv angehen wird.

Die Reformvors­chläge aus Madrid gehen aber noch über die fiskal- und finanzpoli­tischen Forderunge­n hinaus. So plädiert die Regierung Rajoy für die schrittwei­se Einführung einer gemeinsame­n Wirtschaft­spolitik und für eine „demokratis­che Kontrolle“von Einrichtun­gen wie der Euro-Gruppe. „Wir können schlecht Verantwort­ung für Entscheidu­ngen, die für die Bürger wichtig sind, übertragen, ohne dass es dafür eine demokratis­che Legitimitä­t gibt.“

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Foto: Guido Bergmann/Bundesregi­erung/dpa Erstes Treffen in Berlin in Sachen Zukunft für Europa: Angela Merkel und Emmanuel Macron. Wirtschaft

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