Erste Landung vor 50 Jahren
Vor einem halben Jahrhundert wurde Alicantes Flughafen eröffnet – Ereignis stellte Weichen für Tourismusboom der Costa Blanca
„Achtung, Achtung, wenn Sie ihre Neugier gestillt haben, verlassen Sie bitte den Flughafen“
Mit einer Convair Metropolitan der Fluggesellschaft Aviaco landete am 4. Mai 1967 der Fortschritt in der Provinz Alicante. Die Maschine aus Madrid war die erste, die den neuen Flughafen El Altet ansteuerte. Das Ereignis vor 50 Jahren ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte – nicht nur eines Airports, sondern einer ganzen Region, die sich dank des nationalen und internationalen Flugverkehrs in eines der wichtigsten Urlaubsziele Spaniens, und sogar Europas, verwandelte.
Kein Wunder also, dass sich Institutionen, Politiker und Unternehmer anlässlich des 50. Geburtstags des Aeropuerto de Alicante-Elche mit Lobeshymnen förmlich überschlagen. „Auf die gute Arbeit und den Geburtstag, denn wir haben uns in die Eingangstür des Mittelmeerraums verwandelt und sind ein vorzügliches Urlaubsziel“, sagte etwa der Vorsitzende der Provinzverwaltung Alicante, César Sánchez. „Herzlichen Glückwunsch an die Verantwortlichen und Arbeiter des Flughafens Alicante-Elche – und auf weitere 50 Jahre.“
Die Zahlen des Airports sprechen denn auch für sich: Mit 12,3 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr ist er heute der fünftgrößte Flughafen in Spanien und steht auf dem 14. Platz in Europa. Seit jener ersten Landung am 4. Mai 1967 sind insgesamt 236 Mil- lionen Fluggäste in Alicante-Elche abgeflogen oder angekommen.
Die Erfolgsgeschichte beginnt bereits 1964. Zu diesem Zeitpunkt verfügt Alicante lediglich über eine kleine Flugbasis in Rabasa, die während des Bürgerkriegs für militärische Zwecke eingerichtet wor- den war und später mehr schlecht als recht auch für die zivile Luftfahrt benutzt wird. Zwischen 1951 und 1958 steigt die Zahl der Passagiere von 3.171 auf 8.552 – und schon bald stellen sich die Anlagen in Rabasa als unzureichend heraus. Ein neuer Standort wird gesucht.
Im November 1964 erwirbt der Staat ein Gelände im Gebiet der Elcher Vororte El Altet und Torrellano. Der neue Airport entsteht an der Stelle des alten Flugplatzes der Lignes Aériennes Latécoère, dem ersten ausschließlich zivilen Flughafen Spaniens. Die französische Fluggesellschaft hatte ihn 1919 als Zwischenstopp für die Luftpostverbindung in die afrikanischen Kolonien eingerichtet. 1927 übernahm dann die Gesellschaft Aeropostale, Vorläuferin der heutigen Air France, den Standort für ihre Verbindungen nach Algerien.
Einige Monate nach dem Kauf des Geländes bei Elche entstehen die 2.700 Meter lange Start- und Landebahn, eine Rollbahn und Runwayabgänge, außerdem wird ein Instrumentenlandesystem installiert. Mit der Landung der Convair Metropolitan am 4. Mai 1967 auf dem neuen Flughafen von Alicante
Gegen den gigantischen Kuppelbau wirkt das ehemalige Terminal aus den 70ern heute wie ein Schuhkarton
wird die Basis in Rabasa dann geschlossen.
Die Ankunft der ersten Maschine wird laut einem damaligen Bericht in der Zeitung „Información“von zahlreichen Schaulustigen begleitet. Per Lautsprecherdurchsage heißt es: „Achtung, Achtung, die Besucher werden gebeten, sobald sie ihre Neugier gestillt haben, den Flughafen zu verlassen.“Die offizielle Eröffnung findet übrigens erst am 22. Mai im Beisein von Francos Luftfahrtminister José Lacalle statt.
1969 kommt auch die Iberia in Alicante an. Sie richtet Verbindungen nach Madrid und Barcelona ein – und schnell wächst das Passagieraufkommen: Alle Touristen, die an der Alicantiner Küste Urlaub machen wollen und bisher in València landeten, steuern nun logischerweise den Flughafen von Alicante an.
Schon 1970 verzeichnet der Airport fast eine Million Fluggäste – ein Ausbau ist unumgänglich. Die erste Phase des neuen Terminals wird im Juni 1972 eröffnet. Diese Halle wird ausschließlich für den internationalen Flugverkehr genutzt. Die zweite Phase ist 1974 abgeschlossen, dieser Teil dient ab März 1975 der Abwicklung der Inlandsflüge.
Nur drei Jahre später ist der Flughafen erneut zu klein. Das Passagierterminal muss umgebaut, der Flugzeugstandplatz um 60.000 Quadratmeter erweitert werden. Aus betrieblichen Gründen wird außerdem die Start- und Landebahn auf 3.000 Meter verlängert.
In den 80er Jahren verlangsamt sich das Wachstum des Airports zunächst, doch der Passagierzuwachs in den 90ern ist geradezu spektakulär. 1996 wird ein tiefgreifender Umbau vorgenommen, um den rund neun Millionen Passagieren im Jahr gerecht zu werden. Zur schnelleren Abwicklung des Boardings werden fünf Fluggastbrücken, sogenannte Finger, in Betrieb genommen. Ein neues Ge- bäude beherbergt die Büros der Fluggesellschaften, das Operations Center und den Businessbereich. Erweitert werden auch der Parkplatz für Autos und das Vorfeld, zudem wird ein neuer Runawayabgang eingerichtet.
Mit der Liberalisierung des europäischen Luftverkehrs im Jahr 1997 und dem damit verbundenen Aufkommen der Billigflieger explodieren die Passagierzahlen auch in Alicante. Zum Beginn des neuen Jahrtausends ist er bereits der sechstgrößte Flughafen Spaniens – mit hohem Wachstumspotenzial.
Schnell wird klar, dass der Flughafen in seiner bisherigen Form ausgedient hat. Ein neues Megaprojekt muss her, das zumindest dem Passagieraufkommen der nächsten 20 Jahre in puncto Sicherheit und Qualität gerecht wird. Denn geht es in dem Tempo weiter, könnten im Jahr 2030 um die 20 Millionen Menschen im Jahr auf dem Airport in Alicante ankommen, so die Schätzungen. Also starten Flughafenbetreiber Aena und das Verkehrsministerium 2004 den Plan Levante, um die größte Erweiterung in der Geschichte des Flughafens durchzuführen.
Zwischen 2004 und 2011 werden rund 570 Millionen Euro in die Erweiterung des Flughafens investiert, 395 davon in das neue Terminal NAT. Gegen den gigantischen Kuppelbau, der am 23. März 2011 eröffnet wird, wirkt das ehemalige Terminal aus den 70ern wie ein Schuhkarton.
Doch nicht etwa Größenwahn ließ den US-amerikanischen Architekten Bruce Fairbanks die hohe Decke mit zahlreichen Kuppeln entwerfen, sondern praktische Gründe. „Durch die hohen Fensterfronten können wir das natürliche Licht maximal nutzen“, erklärt Fairbanks kurz vor der Eröffnung. Zudem könnten durch ein spezielles Ventilationssystem die Kosten für Klimaanlagen reduziert werden. Das System aus 36 mal 36 Meter großen Kuppelmodulen vereinfache außerdem eine künftige Erweiterung des Terminals um eine bestimmte Anzahl von Modulen, ohne dass die Ästhetik der Einheit durchbrochen werden müsse. Denn die nächste Flughafenerweiterung kommt bestimmt.