Sterben allein zu Haus
Vorsorge für den Todesfall – Neues Tanatorium in Torrevieja eröffnet
Torrevieja – ma.
„Viele Residenten schieben die Regelung ihrer letzten Dinge vor sich her, weil sie merken, dass das unangenehm ist.“Manfred Schwarting vom Verein Silberlocke kennt die Abneigung betagter Pensionäre, ihr Testament aufzusetzen sowie ihre Bestattung zu Lebzeiten zu regeln. „Da ist man plötzlich alt geworden und hat verpennt, etwas zu tun“, konstatiert er. Es fehle in Spanien die Einrichtung von Hospizen.
Alleinstehend sterben, das betreffe vor allem jene Menschen, die gar keinen Familienbezug mehr haben – weder an der Costa Blanca noch in der Heimat. Und die Statistiken sind erschreckend. Stadtrat Javier Manzanares vom Rathaus von Torrevieja beziffert die Zahl der Menschen, die im Land Valencia allein zu Hause sterben, auf 30.000 Personen. „Ein Drama“, meint der Politiker. „Davon betroffen“, so Manzanares, „sind auch viele unser internationale Residenten“.
Konsulat: „Allein in diesem Jahr sprechen wir schon von 30 Fällen“
Vom deutschen Honorarkonsulat in Alicante heißt es, dass sich die Todesfälle unter deutschen Residenten häufen, bei denen Hinterbliebene in Deutschland erst ermittelt werden müssen. Manchmal vergeblich. Das Konsulat arbeite bei der Suche nach Familienangehörigen mit der Polizei in Deutschland zusammen. „Allein in diesem Jahr sprechen wir schon von 30 Fällen“, erklärt Honorarkonsulin Dorothea von Drahosch Sanneman im Gespräch mit der CBN.
Bei vielen plötzlichen Todesfällen sind es dann die Freunde des Verstorbenen, die einspringen müssen, die Geld für die Urne sammeln und eine Bestattungszeremonie organisieren. Wohin mit der Urne, lautet die nächste vorrangige Frage. Mangels Familienhintergrund ist dann oft eine Seebestattung die erste Wahl.
Diese Woche hat das zweite Tanatorium von Torrevieja auf 2.800 Quadratmetern Fläche im Industriegebiet Casagrande der Stadt eröffnet. „Wir wollen ein Begegnungszentrum für die Zeremonie sein, wo sich Trauergäste wie zu Hause fühlen“, erklärte José Miguel Pérez Samper, Geschäftsführer von ASV Servicios Funerarios. Den Tod sieht der ASV-Chef als „ein Ereignis, dass die Generationen übergreift.“ASV wolle deshalb „Tabus brechen“und hat im neuen Tanatorium auch Kinderspielecken eingerichtet. Samper erklärt: „Es sind zunehmend auch Kinder von Familienangehörigen und Freunden, die an der Bestattungszeremonie für einen Verstorbenen teilnehmen.“ Für Menschen ohne Familie bleibt allein der Abschluss einer Versicherung zur Bestattungsvorsorge. Auf rund 5.000 Euro beläuft sich im Schnitt die Versicherungssumme, monatliche Prämien liegen bei etwa 50 Euro. Die Bestattungsvorsorge kümmert sich auf Wunsch auch um die Überführung, die Organisation der Bestattung sowie die Grabpflege.