Viel Staub aufgewirbelt
Mediziner warnt in Alicante vor gesundheitlichen Risiken für Anwohner des Hafenbezirks
Alicante – sw.
In Alicante wächst die Kritik am Industriehafen. 300 Anwohner des angrenzenden Bezirks Gran Vía Sur forderten am 14. Mai vor dem Rathaus Industriehallen für das Hafengelände. Die Verladung von Schüttgut unter freiem Himmel sorgte zuletzt mehrmals für dunkle, teils übelriechende Wolken. Vor deren negativen Wirkungen warnte am 18. Mai in einer Schule in der Südstadt Mediziner Josep Ferris.
Viele Jahre widmete der Onkologe und Kinderarzt der Umweltgesundheit. „Die wird im Studium übergangen“, kritisierte er. „Ärzte werden bezahlt, um Krankheiten festzustellen und zu behandeln, nicht aber, um ihnen vorzubeugen.“Ein ernstes Risiko berge der Hafen, auch wenn laut Vorsitzendem Juan Antonio Gisbert dort „alles legal“abliefe. „Legal heißt nicht unbedenklich für die Gesundheit, und ich will nicht über Tabak sprechen“, so Ferris ironisch. Schüttgut verdreifacht Im Hafen gerieten Stoffe in Massen in die Luft, die, sichtbar und unsichtbar, nachgewiesenermaßen gesundheitsschädlich seien. Das betreffe nicht nur verschiffte Materialien, sondern auch die Abgase der Dieselmotoren. „Das sind die gleichen, wie im Auto. Entscheidend ist aber die Größe der Motoren der Schiffe, Lkw und Maschinen, sowie die unmittelbare Nähe.“
Im Hafen liege nicht nur unbedenkliches Material, wie das Natriumcarbonat, das am 11. April, vom Wind aufgewirbelt, für die Räumung einer Grundschule gesorgt hatte. Die Umweltbrigade der Guardia Civil stellte damals nach dem Besuch im Gutachten fest, dass die Ladung auf unvorsichtige Weise aufs Schiff befördert wurde.
Für Probleme sorgten laut Fer- ris Stoffe wie Zementklinker und Petrolkoks, die in Alicante auch unter freiem Himmel gelagert und verschifft würden, und dies offenbar in wachsener Menge. Mit einer Statistik von der Hafen-Webseite zeigte er, dass die Zahl an verladenem Schüttgut sich mit 1,9 Millio- nen Tonnen im vergangenen Jahr seit 2010 fast verdreifacht habe. Herzkreislauf-, Hirnerkrankungen oder Krebs seien mögliche Folgen, warnte Ferris, und forderte die Anwohner eindringlich zu mehr Initiative auf. Dem passiv auftretenden Rathaus bescheinigte der eloquente Sprecher „Poligonitis industrial“, „die ansteckende Krankheit, die jede Stadtverwaltung, unabhängig von der politischen Mehrheit, befällt“.
Für Hoffnung im Bezirk sorgte zuletzt immerhin Landesumweltsekretär Julià Álvaro. Bewiesen aktuelle Messungen die Verschmutzungen, werde das Land im Hafen für Lagerhallen sorgen.