Zwischen Sport und Dünkel
Nach Verlängerung der Betriebserlaubnis mit satter Gebührenerhöhung: Clubs Náuticos kämpfen um ihre Stellung
In praktisch letzter Minute hat die Landesregierung die Betriebserlaubnis für elf Clubs Náuticos vorübergehend verlängert, die am vergangenen 19. Juni abgelaufen sind. Eigentlich eine gute Nachricht für die Jachtund Sporthäfen in Altea, Jávea, Moraira, Les Basetes (Benissa), Costa Blanca (Alicante), Torrevieja, Dehesa de Campoamor (Orihuela), Torre de la Horadada, Vinarós, El Perelló und Cullera – sollte man meinen. Dennoch sei die Nachricht „entmutigend“, beschreibt der Präsident des Club Náutico in Altea, José Román Zurutuza, die Stimmung.
Denn in den meisten Fällen wurde die Verlängerung wieder nur für eine Frist von maximal drei Jahren gewährt – zu kurz, als dass die Clubs in die teils dringend notwendige Modernisierung der Anlagen investieren könnten. Bis Ab- lauf der Frist sollen nun die genauen Konditionen für die definitiven Konzession verhandelt werden.
Was den Clubs dabei am meisten Sorgen bereitet: Die neue Konzession soll an eine immense Erhöhung der jährlichen Gebühren geknüpft werden. Durch die Anwendung des spanischen Hafenge- setzes (Ley de Puertos) errechnet sich die Gebühr künftig nach dem Wert des jeweiligen Jacht- und Sporthafens: Fünf Prozent ihres geschätzten Wertes müssen die Clubs zahlen.
Die Aktualisierung des „an Gütern und Anlagen“gemessenen Wertes eines jeden Hafens müsse angewandt werden, „weil die Berechnungen für die Originallizenzen sehr alt sind, einige mehr als 30 Jahre, und deshalb äußerst überholt“, heißt es in einer Mitteilung des Landesministeriums für öffentliche Bauten. Die 2014 durchgeführte Aktualisierung im Rahmen des neuen Ley de Puertos sei bereits von der vorherigen Regierung und „einvernehmlich mit den Clubs“auf den Weg gebracht worden.
Die Taxierung berücksichtigt aber auch die Preise der umliegenden Grundstücke des jeweiligen Hafens. Ein Bewertungskriterium, mit dem die Clubs nicht einverstanden sind. Dies, so die Vereinigung der Clubs Náuticos im Land Valencia (ACNCV), sei keineswegs so vereinbart gewesen. „Während der Ausarbeitung des Gesetzes haben die Vereinigung und die Landesregierung sich darauf geeinigt, den sportlichen Charakter der Einrichtungen zu berücksichtigen und das ist nicht der, der für die Berechnung der neuen Gebühren zur Anwendung kommt“, heißt es in einer Stellungnahme der Vereinigung der Clubs Náuticos.
Eine satte Erhöhung kommt nach der neuen Berechnung auch auf den Jacht- und Sporthafen in Altea zu, der künftig rund 290.000 statt der bisherigen 42.000 Euro im Jahr zahlen soll. „Es ist sehr seltsam, dass die höchsten Verantwortlichen der Landesregierung auf persönlicher Ebene ihre Unterstützung übermitteln und unsere Arbeit anerkennen, du später aber einen Bescheid erhältst, der den
sozialen und sportlichen Interessen dieser Einrichtungen entgegengesetzt ist, das ist vernichtend“, meint José Román Zurutuza.
„Nach vielen Versprechungen hatten wir eine Lösung für Einrichtungen ohne kommerzielles Interesse erwartet, die über die Förderung des Nautiksports und die Anwendung von Umweltpolitiken wachen“, so der Club-Präsident. Stattdessen sähen sich die Häfen einer „Hammer-Gebühr“gegenüber, die sie dazu zwinge, Aktivitäten zu reduzieren und „unsere Philosophie zu ändern, den Wassersport anhand von erträglichen Beiträgen für Familien zu fördern“.
„Durch Arroganz geglänzt“
Eine Philosophie, die vielen allerdings bisher verborgen blieb. Für nicht wenige stellen die Clubs Náuticos eher versnobte Luxuseinrichtungen als gemeinnützige Vereine dar, die außerdem lange auf der Welle der kontinuierlichen Preissteigerung bei Liegeplatzmieten und Wassersportangeboten mitschwammen.
„Diese Entwicklung ist gleichzeitig ein riesiges Hemmnis für junge Familien ohne den sogenannten goldenen Löffel, wenn sie mit dem Wassersport beginnen wollen“, schreibt etwa CBN-Leser Christian Georg Hülsebeck aus Altea la Vella zum Thema (siehe auch Leserbriefe, Seite 39).
„Die Liegeplatzmieten sind happig. Waren wir doch über lange Zeit die sehr teure Côte d’Azur gewohnt, verlangte man hier an der eher provinziellen Costa Blanca das Gleiche oder gar mehr“, so Georg weiter. „Egal, ob kommerzielle Marina oder Club Náutico. Letztere glänzten eher durch Arroganz oder waren total abweisend, obwohl nicht preiswerter als die Marinas. Die Clubs mögen doch bitte nicht jammern, haben sie doch über viele Jahre mit an der Preisschraube gedreht.“
Jetzt wird die Schraube also auch für die Clubs angezogen, darunter der Sport- und Jachthafen in Moraira, der nach eigenen Angaben der am höchsten bewertete im ganzen Land Valencia ist – konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Die allgemeine Konzession sei dort sogar bis 2030 gültig, für eine der Anlegestellen, an der 15 bis 20 Boote Platz haben, allerdings auch nur bis 2020. Auch hier ist man über die Gebührenerhöhung besorgt, die für einige, vor allem kleinere Clubs eine „Katastrophe“sein wird.
Für größere Clubs Náuticos wie den in Jávea hat die Erhöhung hingegen zunächst keine akuten Aus- wirkungen. Die meisten haben schon seit Jahren etwas Geld beiseite gelegt, um im Fall einer Gebührenerhöhung abgesichert zu sein.
Unter der Hand heißt es in einem der Häfen, es sei schon jetzt etwas Elitäres, in Spanien ein Boot zu besitzen. In anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich sei dies hingegen kein Privileg. Mit der Gebührenerhöhung werde dies noch extremer werden. Nur noch Millionäre könnten sich dann ein Boot leisten, weil die Preise explodieren würden.
Natürlich wollen die Häfen weiter versuchen, mit der Landesregierung über die Gebühren zu verhandeln. Die Clubführung in Altea will das Landesministerium für öffentliche Bauten sogar auffordern, die Verlängerung zu denselben wirtschaftlichen Bedingungen wie bisher auszustellen. „Es gibt genügend juristische Hebel, damit die Verwaltung ihre Haltung noch einmal überdenkt und auf eine wohlwollende und wirksame Form für die Clubs Náuticos setzt“, meint Zurutuza.