Versuch einer Rechtfertigung
Banco de España legt Bericht zur spanischen Finanz- und Bankenkrise vor
Die Rolle der Banco de España in der Krise des spanischen Finanzsystems ist immer mal wieder hinterfragt worden. Unlängst erst räumte Zentralbank-Gouverneur Luis Linde gegenüber der Zeitung „El País“ein, dass man „vielleicht nicht immer angemessen gehandelt habe“, und kündigte an, die Sichtweise seiner Institution einmal darzulegen. Jetzt hat die Banco de España den „Bericht über die Finanz- und Bankenkrise in Spanien zwischen 2008 und 2014“vorgelegt.
Das Werk wird auch eine Rolle spielen, wenn die im Februar beschlossene parlamentarische Untersuchungskommission zum Börsengang der Pleite-Großbank Bankia ihre Arbeit aufnimmt. Deren Crash hatte schließlich dazu geführt, dass Spanien 2012 unter den Euro-Rettungschirm schlüpfen musste. Wer allerdings erwartet hat, in dem 266-seitigen Bericht etwas an Selbstkritik zu finden, wird das Papier wohl schnell zur Seite legen. Zwar werden Fehler eingeräumt. Diese aber seien darauf zurückzuführen gewesen, dass es damals noch „keine wirksamen Instrumente für Eingriffe in das Bankenwesen und für die Bankenaufsicht“gegeben habe. Diese Instrumente seien erst später „implantiert“worden.
Auch behauptet die Banco de España, dass die spanischen Banken die erste Phase der Krise durchaus gut überstanden hätten. Schließlich habe man sich nicht so sehr mit kritischen Papieren eingedeckt. Ohne die zweite Rezession ab 2011 wäre nicht die Hälfte des spanischen Bankenwesens zusam- mengebrochen. Dabei sei die Pleite der Sparkasse Caja Castilla-La Mancha 2009 in der ersten Phase mehr als nur ein Signal gewesen, was sich im spanischen Bankenwesen anzubahnen drohe, entgegnet „El País“in einem Artikel zu dem Zentralbankbericht.
Man habe sehr wohl auf die Probleme hingewiesen, rechtfertigt sich die Zentralbank. Die hohe Verschuldung der Privathaushalte, die extreme Überbewertung der Immobilien sowie die exzessive Abhängigkeit von der Auslandsverschuldung seien angeprangert und als Gefahr für das Finanzsystem benannt worden. „Aber keiner konnte eine so rezessive Phase, wie sie sich ab 2008 ereignete, antizipieren“, heißt es in dem Bericht. Wie überhaupt keine internationale Institution diese Krise vorausgesehen habe.
Ob man energischer hätte handeln sollen? Etwa mit der Forderung nach Gesetzesänderungen, um die Risiken zu verringern. Beispielsweise, indem man die Rücklagen einer Bank in Relation setzt zu den gewährten Krediten und deren tatsächlichem Wert. Zwar wirft der Bericht derartige Fragen auf. Doch die Zentralbank verweist auch hier darauf, dass es für derartige Schritte keine legale Handhabe gegeben habe.
Dass sich die Banco de España rechtfertigen muss, ist klar: 60,6 Milliarden Euro hat die Bankenrettung gekostet. 39,5 Milliarden Euro wurden über den staatlichen Rettungsfonds Frob an öffentlichen Geldern in das spanische Finanzsystem System gepumpt. Gut 21 Milliarden kamen aus dem Einlagensicherungsfonds der Banken. Bislang, so „El País“, sei staatliches Geld in Höhe von 26,3 Milliarden Euro, das in die Pleitebanken Catalunya Banc Novacaixagilicia, CAM und Banco de Valencia floss, definitiv verloren.
„Aber keiner konnte eine so rezessive Phase, wie sie sich ab 2008 ereignete, antizipieren“