Orgullo Hai!
Liebes Kollektiv, „LGBT“, oder auch „LGBTI“, oder auch „LGBTQI“, herzliche Gratulationen zu Eurem internationalen Tag des „Orgullo“. Des Stolzseins darauf, was Ihr seid. Wie schön, dass die Welt immer bunter und toleranter wird. Und dass heute die gefeiert werden, die früher nur zu den Verpönten gehörten. Die Ls, Gs, Bs, Ts, Qs, Is und so weiter. Meine Frage: Wäre bei Euch vielleicht noch ein H frei? Ein H wie Hai, denn ein solcher bin ich.
Es kostet mich viel Überwindung, Euch zu schreiben. Doch die Schlagzeilen aus Mallorca haben bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht. Schließlich verlor ein Vetter von mir dort auf tragische Weise sein Leben. Mit Höllenqualen erreichte er, verletzt und dehydriert, die Küste. Doch helfen wollte ihm da keiner. Alle dachten nur daran, wie sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Höchste Zeit, das Thema Hai in der Gesellschaft ganz neu zu betrachten.
Ich glaube fest, Euer Kollektiv kann uns helfen. Und wir würden uns gut einbringen. Denn viele Eurer Gefühle kennen auch wir. Das der entgegengebrachten Verachtung, wenn nicht der blanken Angst. Ihr beschwert Euch über „Phobie“? Dann erlebt mal, wie alles beim bloßen Anblick Eurer Flosse kreischend und panisch das Weite sucht. Und wir Haie sind weit mehr als unsere Flosse.
Wir sind nämlich intelligente und neugierige Tiere. Ganz anders als unser weißer Vorfahr, der in den Siebzigern allerlei Blödsinn anstellte – im Hollywood-Kino wohlgemerkt! Einige Besserwisser sagen ja, dem Wolf ginge es nicht besser. Dabei hat der nicht nur sein Rotkäppchen, sondern immerhin das Dschungelbuch – Apropos Farbe. Gern würden wir auch auf Eurer bunten Fahne auftauchen. Stimmt es, dass da genau eine Farbe zum Regenbogen fehlt? Himmelblau, wenn ich mich nicht irre. Die wäre mir lieber als Weiß, wegen genannten Hollywood-Bösewichts. Ein helles Blau also, Zeichen für unseren „Hai Pride“!