Bieterschlacht um Ikea geht weiter
Mehrere Städte und Gemeinden kämpfen um Sitz für neues Möbelhaus – Alicante ist raus
Alicante – mar. Seit Jahren balzen Hauptstadt und mehrere Gemeinden um die erste Niederlassung des schwedischen Möbelgiganten Ikea in der Provinz Alicante. Es geht um eine Investition von 200 Millionen Euro und bis zu 2.000 Arbeitsplätze. Ikea will neben dem Möbelhaus auch ein Logistikzentrum errichten.
Alicante ist aus dem Rennen, weil es den Flächenhunger des Unternehmens nicht „um jeden Preis“stillen konnte oder wollte. Ikea brach die Verhandlungen über eine Ansiedlung im Gewerbegebiet Rabasa nach Monaten „ohne jeden Fortschritt“ab. Das ist bereits die zweite Absage für die Provinzhauptstadt, schon 2002 bekam València den Vorzug für das erste Einrichtungshaus in der Region.
Ikea verlangt mindestens 250.000 Quadratmeter. Alicantes Bürgermeister Gabriel Echávarri (PSOE) musste sich für das Scheitern heftige Kritik anhören. Er würde durch stures Festhalten an veralteten Flächennutzungsplänen und ideologische Vorbehalte gegenüber Konzernen die Schaffung von Arbeitsplätzen verhindern. Die Kritik weist der Bürgermeister von sich und kontert, der politische Gegner, die PP, habe jahrelang nichts getan, um die Stadt für Investoren attraktiv zu machen, sondern nur die eigene Klientel bedient.
Nun hofft die benachbarte Großstadt Elche, die seit dem Frühjahr mit dem Möbelhaus verhandelt, die Schlacht zu gewinnen. Die Nähe zu Alicante bliebe gegeben, allerdings liegt die Palmenstadt relativ nah an Murcia, wo Ikea bereits eine Filiale betreibt.
Daher wähnt sich El Campello im Vorteil. Diese liegt ebenso im Einzugsgebiet von Alicante, aber auch unweit von Benidorm, das mit seinen Hunderttausenden von Ferienwohnungen ein enormes Marktpotential für Ikea darstellt. Bürgermeister Benjamí Soler bot den Schweden jenes Grundstück an, in das die Stadt über eine Million Euro investiert hatte, weil sie auf die Errichtung eines Campus der katholischen Privatuni „Mare Nostrum“hoffte, 2016 aber eine Absage erhielt. Es liegt unmittelbar an der Nationalstraße N-332 und der Tram-Strecke.
Lage ist nicht alles
Die Nähe zu Benidorm legt auch Villajoyosa in die Waagschale. Die Hauptstadt der Marina Baja will sich jetzt ebenfalls ins Rennen um die Großinvestition einschalten. „La Vila hat perfekte Bedingungen für Ikea“, meint die Orts-PP und möchte die Stadtregierung zur „schnellstmöglichen Kontaktaufnahme“mit dem Möbelhersteller bewegen, denn es liege genau in der Mitte zwischen den Filialen von Murcia und València. Ikea könne sich zwischen Villajoyosa und dem Gewerbe- und Shoppingpark Finestrat ansiedeln und hätte „die Touristenhauptstadt der Costa Blanca vor der Tür.“
Für Ikea bedeutet die Lage viel, aber nicht alles. Das Unternehmen, das weltweit mit 155.000 Mitarbeitern 350 Einrichtungs- und Möbelhäuser in 27 Ländern betreibt, lässt die Bewerber regelmäßig zappeln, um so Zusatzsubventionen, Investitionen in die Infrastruktur oder Nachlässe auf lokale Steuern zu erreichen. So bleibt im Falle Alicantes offen, wann und ob Ikea sich überhaupt für eine Ansiedlung in der Provinz entscheidet.