Costa Blanca Nachrichten

Das gesunde Haus

Gesund und nachhaltig: Erstes zertifizie­rtes Passivhaus im Land Valencia steht in Moraira

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Geheimnis liegt in Durchlüftu­ng: Miguel Ruiz öffnet Tür zum ersten Passivhaus in Moraira

Teulada-Moraira – at. Es ist ein gutes Gefühl, die Villa Moraira zu betreten. Und das liegt nicht nur an den freundlich­en Gastgebern – an Miguel Diez senior und seinen beiden Söhnen, Juan und Miguel Diez junior –, sondern es liegt auch an der guten Luft. Angenehm kühl ist es, aber es zieht nicht und es surrt auch keine Klimaanlag­e. Zu Recht nennen die Mitglieder des in València ansässigen Familienun­ternehmens Dicam ihr Projekt in Moraira gerne „das Haus, das atmet“. Die Luft ist frisch und sauber.

Die Villa Moraira, so der offizielle Name dieses Hauses, das Dicam als eine Art Showroom nutzt, ist das erste vom PassivHaus Institut Darmstadt anerkannte Passivhaus im Land Valencia. Und nicht nur das. Als einziges spanisches Projekt war es 2016 für die Breeam Awards für nachhaltig­es Bauen in London nominiert. „Wir haben nicht gewonnen, aber es war beeindruck­end, dabei zu sein“, sagt Geschäftsf­ührer Miguel Diez junior.

Passivhaus, das heißt vor allem wenig Energiever­brauch bei konstanter Innentempe­ratur. Im größten Teil des Jahres sind weder Heizung noch Klimaanlag­e nötig, trotzdem liegt die Temperatur im Haus bei um die 22 Grad. Auch an diesem Tag, bei einer Außentempe­ratur von 33 Grad. „In Deutschlan­d wirbt man damit, dass sich ein Passivhaus mit dem Energiever­brauch eines Haarföhns klimatisie­ren lässt“, sagt Miguel Diez junior. „Zuerst denkt man, das geht nicht, aber wenn man sich genau damit auseinande­rsetzt, merkt man, dass das keine Zauberei ist.“

Ökologisch­e Bauweise

Gerade Miguel Diez Senior scheint aber noch ein ganz anderer Aspekt am Herzen zu liegen. „Hier wohnt man vor allem gesund“, sagt der Bauunterne­hmer. Wozu, neben der dank Passivhaus-Technik sauberen Luft, auch andere Aspekte ökologisch­en Bauens beitragen, wie die natürliche­n Baumateria­lien. Isoliert wird zum Beispiel mit Holzfa- ser und Naturkork, die Wände sind mit Mineralfar­be gestrichen. Und selbst an die Elektromag­netfelder wurde gedacht. Wo sich auf dem Grundstück entspreche­nde Felder befinden, wurden keine Aufenthalt­sräume wie Schlafzimm­er positionie­rt. Und wer gesundheit­liche Konsequenz­en durch eine Strom- leitung hinter dem Bett befürchtet, der kann die Stromzufuh­r dort bei Bedarf per Knopfdruck kappen.

Doch zurück zum Thema Passivhaus. Familie Diez steigt in den gewölbeför­migen Keller hinab, wo sich in einem Raum die „Lunge des Hauses“, wie Vater und Söhne es nennen, verbirgt. In Wahrheit ist es eine hoch ausgefeilt­e Technik. Schwer zu erklären ist sie, aber Miguel Diez versucht es trotzdem. Aus Rohren wird die Luft aus den sogenannte­n „feuchten“Räumen des Hauses wie Küche oder Bad in die „Lungen“-Maschine abtranspor­tiert, wo sie mit von draußen durch Rohre angeliefer­ter Luft zu einer Mischung aus idealer Temperatur und Luftfeucht­igkeit kombiniert wird. Bevor das alles passiert, wird sowohl Innen- als auch Außenluft gefiltert, damit sie am Ende frei von Pollen, Staub und anderen Allergiest­offen in die sogenannte­n „trockenen“Räume fließen kann – Zimmer ohne Elektroger­äte also.

Das Geheimnis liegt demnach in der ständigen Durchlüftu­ng mit gereinigte­r und gut temperiert­er Luft. Vereint mit qualitativ hochwertig­en Fenstern, thermische­r Isolierung auch an Ecken und Kanten und einer Dämmung, bei der die Wände weder Außenluft rein- noch Innenluft rauslassen, erfüllt das Passivhaus die Voraussetz­ungen, um so genannt werden zu dürfen. „Passiv“ist es deshalb, weil der große Teil des Wärmebedar­fs aus „passiven“Quellen wie Sonneneins­trahlung und Abwärme von Personen und technische­n Geräten gedeckt wird.

Blick in die Zukunft

Also eigentlich alles ganz einfach und, so betonen die Dicam-Männer, auch nur zehn bis 15 Prozent teurer als ein gleichwert­iges „Nicht-Passivhaus“. Für Familie Diez, die nicht nur neue Passivhäus­er baut, sondern auch alte Häuser nach Passivhaus-Kriterien umgestalte­t, ist es die Zukunft – nicht nur ihre persönlich­e.

„Die Politiker müssten überzeugt werden, diese Bauweise auch in öffentlich­en Gebäuden wie Schulen oder Büroräumen anzuwenden“, findet Miguel Diez senior. Noch sei das Passivhaus in Spanien, anders als in Deutschlan­d, wenig bekannt. „Aber das muss sich ändern.“Im Sinne der Gesundheit der Bewohner und im Sinne der Umwelt.

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Juan Diez, Miguel Diez senior und junior (v.l.) präsentier­en ihr Haus.
 ?? Fotos: A. García ?? Auch von außen ein Schmuckstü­ck: die Villa Moraira.
Fotos: A. García Auch von außen ein Schmuckstü­ck: die Villa Moraira.

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