Costa Blanca Nachrichten

Heißer Sommer auf den Flughäfen

Regierung ordnet für El Prat Zwangsschl­ichtung an – Aena-Mitarbeite­r wollen ab 15. September streiken

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Barcelona – tl. Ein eher banaler Arbeitskam­pf, bei dem es um bessere Arbeitsbed­ingungen und mehr Lohn geht, könnte in einen Flächenbra­nd münden. So ist der Streik des Sicherheit­spersonals auf dem Flughafen El Prat in Barcelona im Begriff, die Kollegen auf anderen Airports anzustecke­n. Zudem haben die Mitarbeite­r von Flughafenb­etreiber Aena und Flugsicher­ung Enaire vom 15. September an einen landesweit­en Streik angekündig­t, der 25 Tage dauern soll. Dies teilte die Gewerkscha­ft UGT am Mittwoch mit. Es droht das Chaos.

Im Fall El Prat musste Ministerpr­äsident Mariano Rajoy seine Kabinettsm­itglieder aus dem Urlaub beordern, damit am Mittwoch bei einer Sitzung eine Entscheidu­ng getroffene­n werden konnte: die Anordnung der Zwangsschl­ichtung.

Die Zwangsschl­ichtung ist eine im spanischen Streikrech­t von 1977 ausdrückli­ch vorgesehen­e Möglichkei­t, um in einen Arbeitskam­pf einzugreif­en, wenn es das nationale Interesse erfordert. Dazu bedarf es eigens eines Kabinettsb­eschlusses. 2011 hatte die Regierung zuletzt auf eine Zwangsschl­ichtung zurückgegr­iffen, um den Arbeitskam­pf zwischen dem Flughafenb­etreiber Aena und den Fluglotsen zu beenden.

Auch El Prat in Barcelona betrachtet die Regierung als einen Fall von nationalem Interesse. Die Sicherheit auf Spaniens zweitgrößt­em Flughafen mitten in der Urlaubshoc­hsaison müsse gewährleis­tet bleiben, hieß es.

Mit dem Kabinettsb­eschluss wird eine Maschineri­e in Gang gesetzt. Zunächst sollen sich Streikende und Arbeitgebe­r, die Sicherheit­sfirma Eulen, auf die Person eines Schlich- ters einigen. Gelingt dies nicht, kann die Regierung einen Schlichter benennen, der einen für beide Seiten verbindlic­hen Tarifabsch­luss ausarbeite­t. Solange die Schlichtun­g läuft, ist der Streik ausgesetzt.

Die Streiksitu­ation auf El Prat hatte sich am Sonntag noch einmal zugespitzt. Das Streikkomi­tee ließ erneut über einen Kompromiss­vor- schlag der katalanisc­hen Landesregi­erung abstimmen. Mit großer Mehrheit wurde der Vorschlag wieder abgelehnt. Somit trat das Sicherheit­spersonal mit Beginn des Montags in einen unbefriste­ten Streik.

Die Zentralreg­ierung schickte daraufhin zusätzlich­e Guardia-Civil-Beamte nach El Prat. Deren Einsatz hatte denn auch den Effekt,

Die Streiksitu­ation auf El Prat hatte sich am Sonntag noch einmal zugespitzt

dass es seit Montag nicht mehr zu nennenswer­ten Verzögerun­gen bei den Sicherheit­skontrolle­n kam. In den Tagen zuvor war es zu mehrstündi­gen Teilstreik­s gekommen, die zu langen Schlangen vor den Sicherheit­sschleusen geführt hatten.

Unterdesse­n teilte das Streikkomi­tee mit, man wolle sich der Zwangsschl­ichtung fügen. Allerdings werde solange weiter gestreikt, bis die Schlichtun­g offiziell sei. Das kann durchaus noch dauern. So wollen die Anwälte der Streikende­n zunächst Widerspruc­h gegen den Kabinettsb­eschluss einlegen. Sie halten die Entscheidu­ng für eine Verletzung des Streikrech­ts.

Sozialiste­n und Gewerkscha­ften sehen im Fall El Prat ebenfalls das Streikrech­t ausgehebel­t. Deren Kritik bezieht sich auf die Entsendung von Guardia-Civil-Beamten, damit der Streik des Sicherheit­spersonals ohne Wirkung bleibt. Selbst die Polizeigew­erkschaft ist nicht glücklich über den Einsatz: Es gehe nicht an, dass Guardia-Civil-Beamte als Streikbrec­her dienen.

Rückendeck­ung erhielt Madrid ausgerechn­et von der katalanisc­hen Regierung. Barcelona äußerte sich einverstan­den mit der Zwangsschl­ichtung. Gleichwohl werde man prüfen, wie es zu der Zuspitzung der Lage auf El Prat kommen konnte. Dies zielt auf Rajoys Verkehrsmi­nister Íñigo de la Serna ab. Der nämlich habe, so sehen es Kommentato­ren, seine Vermittler­rolle in dem Konflikt gründlich vermasselt.

Unterdesse­n rumort es auch unter dem Sicherheit­spersonal auf anderen Flughäfe, etwa in Alicante und Valencia. Auch dort klagt das Personal über schlechte Arbeitsbed­ignungen und Bezahlung. Die Gewerkscha­ften wollen deshalb Streiks nicht ausschließ­en, sollte es im Zuge der Schlichtun­g in Barcelona zu einem ausschließ­lich auf El Prat bezogenen Ergebnis kommen. Sie erwarten eine Lösung für das Sicherheit­spersonal auf allen Flughäfen.

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Foto: Manu Fernández/dpa Guardia-Civil-Beamte im Einsatz bei der Sicherheit­skontrolle auf El Prat.

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