Thema der Woche Eins mit der Natur
Leben ohne Strom aus der Steckdose, ohne Kühlschrank und ohne Fleisch, dafür im Einklang mit der Umwelt: Geht das?
Was bedeutet es wirklich, nachhaltig und umweltbewusst zu leben? Plastik in die Gelbe Tonne, Glas in die Grüne Tonne zu werfen, den Stoffbeutel mit zum Einkaufen nehmen, weniger Fleisch essen, ist schon mal ganz gut an, im Vergleich aber ein winziger Beitrag für die Umwelt.
Wenn Dario Ferraro und Konstantinos Sbonias von Nachhaltigkeit sprechen, meinen sie es ernst: Ein Leben in Einklang mit der Natur, unabhängig von öffentlichen Energieversorgern und ohne einen großen Fußabdruck im ökologischen System zu hinterlassen. Strom wird aus Sonnenenergie erzeugt, Wasser aus dem Fluss entnommen und gegessen, was der ökologische Garten hergibt.
Dario Ferraro aus Italien und Konstantinos Sbonias aus Griechenland arbeiten für das Umweltprojekt Sunseed in dem kleinen Dorf Los Molinos del Río Aguas bei Sorbas in der Provinz Almería. Ziel der vor 30 Jahren durch britische Forscher gegründeten Organisation ist es, zu zeigen, dass mit einfachen Techniken und Methoden ein nachhaltiges Leben auch im Alltag geführt werden kann. Bedrohte Wasserquelle Wie das funktioniert, erklären Dario Ferraro und Konstantinos Sbonias während eines Besuchs in Los Molinos del Río Aguas mitten in der Wüste von Sorbas, wo die Versorgung mit dem knappestes Gut Wasser fundamental ist. „Wir leben von dem Wasser aus dem Río Aguas, der direkt am Dorf vorbeifließt“, sagt Dario Ferraro.
Sunseed bedient sich dabei eines ausgeklügelten Systems aus zwei Kilometer langen Bewässerungsgräben, die bereits die Mauren vor 1.000 Jahr bauten. Die Kanäle füttern eine Pumpe, die mit der Kraft des Wassers 500 Liter pro Stunde 40 Meter hoch zu den Häusern leitet. Vor dem Gebrauch wird es durch einen Filter gereinigt. Ein weiterer Teil des Wassers ist den Garten bestimmt.
„Wir sind abhängig vom Río Aguas“, sagt Dario Ferraro mit besorgter Miene angesichts des sinkenden Wasserspiegels. „In diesem Jahr haben wir den niedrigsten Stand überhaupt beobachtet. Die Situation ist kritisch und kann nicht weiter ignoriert werden.“Ein Grund dafür sei der massive Anbau von Olivenbäumen. Dass der Río Aguas eines Tages ausgetrocknet sein könnte, daran will vorerst niemand denken, denn das würde auch das Ende von Sunseed bedeuten.
In dem Ökodorf wird jedenfalls kein Tropfen verschwendet. „Abwasser aus Küche, Dusche und Toilette werden in einer Pflanzenkläranlage gereinigt“, erklärt Konstantinos Sbonias. Das Brauchwasser wird in ein mit Schilf bewachsenes Becken geleitet. „Mikroorganismen aus den Pflanzenwurzeln nehmen dann ihre Arbeit auf, bau- en Inhaltsstoffe ab, setzten Sauerstoff frei und reinigen das Wasser biologisch.“Das saubere Wasser wird entweder zur Bewässerung des Gartens genutzt oder zurück in den Fluss geleitet.
Die Pflanzenkläranlage wird mit einer sogenannten Komposttoilette kombiniert. Dabei handelt es sich um eine Toilette ohne Was- serspülung, bei der die festen Ausscheidungen in einem mit Stroh gefüllten Behälter aufgefangen und kompostiert werden – eine dem einfachen Plumpsklo ähnelnde, aber geruchsarme Angelegenheit. Das Ergebnis ist Dünger. Gartenund Küchenabfälle werden ebenfalls kompostiert.
Das Herzstück und der beliebteste Arbeitseinsatz bei Mitarbeitern und Praktikanten ist der ökologische Garten. Im Sommer gibt er allerdings kein sehr fotogenes Bild ab. „Wir haben gerade geerntet und die Beete mit Stroh bedeckt, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten“, erklärt Konstantinos Sbonias. Nur ein paar rote Tomaten sorgen für etwas Farbe im Garten. „Wir nutzen natürliche Pflanzenschutzmittel und halten den Boden mit Kompost gesund.“Der Garten gibt her, was gerade zur jeweiligen Jahreszeit wächst. Erst kürzlich waren es Mengen an kleinen grünen Äpfeln, die zu Kompott einkocht wurden.
Es sei schwierig, sich zu 100 Prozent selbst zu versorgen, sagt Dario Ferraro, „weil nicht immer genügend Leute hier sind, die sich kontinuierlich um den Garten kümmern. Manche absolvieren ein sechs Monate dauerndes Praktikum, andere bleiben nur drei Monate.“Fehlende Nahrungsmittel werden von Biobauern aus der Gegend gekauft.
Direkt neben dem Garten befindet sich eine Art Freiluft-Labor. Hier wird die Natur beobachtet. „Wir legen verschiedene Beete an und versuchen herauszufinden, welche Pflanzen unter welchen Bedingungen schnell wachsen und wenig Wasser verbrauchen“, sagt Konstantinos Sbonias. In einem kleinen Gewächshaus aus Schilfrohr wird Saatgut von Obst, Gemüse und heimischen Pflanzenarten aufbewahrt. Auf einem weiteren Feld werden Techniken entwickelt, um Regen- und Tauwasser aufzufangen.
Auf dem Weg in den Garten, steht eine Art Riesenzelt mit einem Durchmesser von acht Metern. „Die Abteilung für ökologisches Bauen hat ein Haus in Form der Erde nachgebaut“, erklärt Dario Ferraro. „Zur Konstruktion wurde