Roadshow mit Folgen
Bericht der US-Investmentbank Goldman Sachs lässt Kurse von Energiekonzernen purzeln
So schnell können auf einen Schlag Milliardenwerte an der Börse verloren sein: Kaum war eine Bericht der US-Investmentbank Goldman Sachs über den Strommarkt auf der Iberischen Halbinsel an die Öffentlichkeit geraten, fielen die Kurse der Stromkonzerne an der Börse in Madrid rapide. Auf 2,23 Milliarden Euro summierte sich am vergangenen Donnerstag der Verlust an einem einzigen Börsentag.
Der Goldman-Sachs-Bericht spricht eine eindeutige Empfehlung für Investoren aus: Papiere von Stromkonzerne verkaufen und nicht kaufen, besonders von Energía de Portugal (EDP) und Endesa. Die US-Investmentbanker stützen ihre Expertise auf eine Zusammenkunft mit Energiestaatssekretär Daniel Navia und seinem Team in der vorvergangenen Woche im Rahmen einer Rundreise durch Spanien. An dem Treffen nahmen auch andere Investmentbanken und Analysten teil. Dabei ging es um die Situation und die Perspektiven auf dem Energiesektor.
„Nach der Roadshow in Spanien und den Gesprächen mit Vertretern der Regierung senken wir die Bewertung für die gesamte Iberische Halbinsel“, heißt es bei Goldman Sachs. Die Risiken in Zusammenhang mit dem regulierten Rahmen für die Jahre 2020 bis 2025 könnten einen bis zu 40-prozentigen Rückgang an Rentabilität zur Folge haben. Hinzu könnten ab 2020 Änderungen bei den Erneuerbaren Energien kommen mit einer Reduzierung der Vergütung von bis zu 35 Prozent.
Laut Goldman Sachs wiederholten die Vertreter des Energieministeriums, dass der regulierte Anteil am Strompreis – vor allem das Netznutzungsentgeld – auch in der Periode 2020 bis 2025 Bestand haben werde. Was die Vergütung bei den Erneuerbaren Energien anbetrifft, werde es ab 2020 wohl abwärts gehen mit entsprechender Auswirkung auf die Rentabilität. Vor diesem Hintergrund könne man keine Kaufempfehlung für spanische Strom- und Energiekonzerne aussprechen. Man müsse sogar zum Verkauf raten, vor allem von Papieren von EDP und Endesa, die ein Kursrisiko von minus 15 Prozent beinhalten würden.
Die Reaktion an der Börse folgte auf den Fuß: Acciona verlor 2,33 Prozent (minus 96 Millionen Euro), Endesa 2,29 Prozent (minus 498 Millionen), Gas Natural 3,15 Prozent (630 Millionen), Iberdrola 1,75 Prozent (758 Millionen) und Red Eléctrica 2,46 Prozent (249 Millionen Euro).
Die betroffenen Konzerne „bedankten“sich beim Team Navia für so viel Offenheit gegenüber Goldman Sachs. Den Vertretern der Regierung „bereitet es offenbar viel Freude, spanischen Unternehmen Schaden zuzufügen“.
Den Vertretern der Regierung „bereitet es offenbar viel Freude, spanischen Unternehmen Schaden zuzufügen“