Die Antchen sind tot
Ballade von Klaus Wiemer
Der Lord, er fährt im Landaulet, die Beine tun vom Golfen weh. Mit Freunden er die Zeit genoss, die Zeche war entsprechend groß. Sein Butler James sitzt vorn am Steuer, er wirkt bedrückt, er riecht nach Feuer. James, was gibt’s Neues auf dem Schloss? Es gibt nichts neues, edler Lord. Die Antchen sind tot, es war kein Mord. Die Antchen sind tot? Die Antchen sind jetzt alle tot, sie starben nach dem Abendbrot. Sie lagen friedlich vor dem Stalle, jetzt sind sie tot, erst zwei, dann alle. Warum sind denn die Antchen tot, die starben doch nicht ohne Not? Die Bullen brachen aus dem Stall, ein wildes Toben, überall und eh ich mich versehen hatt, da waren alle Antchen platt. Der Stall hat lichterloh gebrannt, das Vieh verlor gleich den Verstand, es hat erst wild umhergetobt, und ist dann durch die Wand gerannt. Es brannt zuerst das Herrenhaus, die Flammen schossen hoch heraus, die Funken sind zum Stall gesprungen, das Löschen ist uns nicht gelungen. Der Leuchter war des Übels Quelle, der stürzte ab und auf der Stelle hat dann der Kerzen helle Pracht, ein Feuer lichterloh entfacht. Schuld war die Lady mit dem Hund, denn als sie umfiel ist mit allem der Leuchter unglücklich gefallen, hat erst das Chaiselong entfacht und dann Sie um Ihr Schloss gebracht. Sie hat spontan der Schlag getroffen, als sie erfuhr das Missgeschick, dass ihre Tochter frei und offen was faselt über Mutterglück. Der Stallknecht hats ihr angetan, der Nachwuchs ist schon fest im Plan und sie verliebt wie Turteltauben sich täglich neu die Sinne rauben. Sie war gleich tot, war nicht ihr Wille, als sie mit ihrer Leibesfülle im Sturz den Lieblingshund erschlagen. Das wollt ich Ihnen erst nicht sagen. Das ist doch hinlänglich bekannt, gibt’s sonst nichts Neues in dem Land? Es gibt nichts neues, edler Lord. Die Antchen sind tot, es war kein Mord.