Ein Ja zum Ankreuzen
Drama in drei Akten. Personen: Jordi, Esther
Akt 1. Jordi sitzt auf einem Stuhl, hat ein blaues Auge, hält sich ein Tuch an die Lippe. „Merda!“(schreit).„Sie hat’s zu weit getrieben. Das war Gewalt.“(Pause) „Es ist vorbei. Endlich! Es war nicht mehr auszuhalten mit ihr. Immer diese Kontrolle. Ihr fehlender Respekt. Was sie interessierte, war das Geld aus meinen Werken. Ansonsten zählte nur ihr Kram. Ihre Verwandten, die nichts hinkriegen, außer blöden Fascho-Witzen. Wie’s meiner Familie geht, das fragte sie nie. Und dieser Manu, ihr schmieriger bester Freund. Die haben doch was miteinander. Esther und ich: Ja, das war mal schön. Und ja, wir hatten damals vereinbart, wenn wir uns mal verlassen sollten, entscheiden wir das gemeinsam. Aber jetzt? Sie hat mich geschlagen! Was vorbei ist, ist vorbei.“
Akt 2. Esther auf dem Boden. Weint. „Mierda! Der undankbare Mistkerl! Immer habe ich ihn mitgezogen. Diesen... Künstler. So humorlos, misstrauisch... und geizig. Katalane halt! Immer das Opfer! Jetzt erst, mit seiner schrecklichen (ironisch) Wunde im Gesicht.“(Pause) „Wir hatten einen Deal. Den hat er gebrochen. Und jetzt? Jetzt kann ich nicht mal auf Manu zählen. Der mir nun mit ‚brillanten‘ Tipps daherkommt. Ich.. ICH!... soll mich bei Jordi entschuldigen. Und dann? Ihn dann gehen lassen. Auf wessen Seite steht Manu eigentlich? Doch er sagte noch mehr. Jordi und ich sollten nach einer Auszeit gemeinsam verreisen. An einen Ort, den Jordi aussucht. Und dann der Hammer. Ich soll Jordi einen Brief schreiben. Mit nur einer Frage. Ob er den Willen habe für eine Zukunft mit mir. Und ein Ja und ein Nein zum Ankreuzen. Ja und Nein. Lächerlich! Und wenn er Nein ankreuzt? Das wäre... das Schlimmste. Der Anblick, die Gewissheit, würde mich umbringen. Ich würde ihn umbringen!“(schluchzt) „Eine Beziehung, die nur noch ein Nein ist, ist tot. Das hat Manu gesagt. Der Spruch habe ihm mal die Ehe gerettet. Quatsch! Bei dem ist alles ein Bilderbuch. Und bei uns? Alles kaputt!“(Vergräbt Kopf in ihren Armen) Akt 3. Eine Straße, eine flackernde Laterne. An der Hauswand sind Parolen zum katalanischen Referendum zu sehen: „Votarem“, „Llibertat“und „Sí“. Ein Graffiti sagt: „Amor=Decisió“. Jordi und Esther sitzen nebeneinander. Sie hat eine Kiste aus Plastik in der Hand. Er einen Zettel. Er wirft ihn hinein. Sie gibt ihm die Kiste. Er schaut sie an. Esther wühlt in ihrer Tasche. Sie holt einen Zettel, wie den von Jordi, heraus. Sie wirft ihn in die Kiste ein. Sie schauen sich an. Die Lampe flackert heftiger. Es ist nicht klar, ob sie ausgeht, oder anfängt zu brennen. Vorhang.