Clubs in Not
Konferenz in Alicante: 200 Clubs fürchten private Konkurrenz und klagen über „fahrlässige Untätigkeit“der Politik
SOS: Die Clubes Náuticos bangen um ihre Existenz. Auf einer Konferenz warfen 200 Clubchefs den Behörden vor, sie regelrecht auszubluten. Ohne sie gäbe es keinen konkurrenzfähigen Ruder-, Segel- oder Kanusport mehr in Spanien. Und auch mit erschwinglichen Liegeplätzen wäre dann Schluss. Denn die private Konkurrenz steht schon bereit.
Am 6. und 7. Oktober trafen sich in Alicante die Vertreter von 196 Jachtclubs (Clubes Náuticos) aus ganz Spanien zu einem Kongress, auf dem sie nicht weniger als um ihr „Überleben“rangen. So dramatisch jedenfalls schildert José Jaubert, Präsident der Vereinigung Ceacna, in der rund Dreiviertel aller Clubs in Spanien organisiert sind, die Lage. Ohne die Unterstützung der Politik könnten die genossenschaftlich organisierten Clubs, die per Statut „nicht profitorientiert“seien, aber eine „bedeutende gesellschaftliche Rolle“spielen, nicht gegen „kapitalstarke, private Konkurrenz bestehen“.
Das gewichtigste Argument
Ihr Hauptanklagepunkt richtet sich daher sowohl gegen die Landesregierungen als auch gegen den Staat. Erstere nämlich vermeiden in vielen Fällen die Vergabe oder Verlängerung von Betriebslizenzen unter verwaltungsbürokratischen Vorwänden. Gleichzeitig erhöhten sie aber die Pachten für die Liegenschaften, in einigen Fällen um das Sieben- bis Zehnfache gegenüber den Vorjahren – nach Darstellung einiger Clubs, gegen die Vorschriften. Und auch der Zentralstaat, genauer gesagt die staatliche Hafenverwaltung, hat ein gewichtiges Wort mitzureden, denn der Meereszugang ist und bleibt Kompetenz von Madrid und liegt damit in den Händen der jeweiligen Regierungspartei.
130 Präsidenten von Clubs sowie weitere Experten vom Fach und natürlich Verwaltungsbeamte, „Hafenautoritäten“und Politiker stritten im Auditorium der Provinzverwaltung Adda an zwei Tagen. Das gewichtigste Argument der Clubs: Ohne sie gibt es keinen konkurrenzfähigen maritimen Sport in Spanien, sie sind die Träger und größten Förderer für Sportvereine, sowohl von Profis wie von Amateuren. Würden sie, aufgrund der Einengung ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten, zu „reinen Bootsparkplätzen degradiert“, wäre dies der Anfang vom Ende der Clubes Nautícos.
Einige Clubs, zum Beispiel jener von Altea (CBN berichtete), mussten bereits Sportangebote wie Segel- und Ruderschulen für Kinder und Jugendliche kürzen oder streichen und auch die Preise für Serviceangebote, einschließlich der Liegegebühren ihrer Mitglieder, die in den Clubs stets ein Politikum darstellen, erhöhen. Per Statut müssen die Clubs ihre Einnahmen für den Vereinszweck verwenden, mehr als die Hälfte geht in die Wassersportangebote, der Rest für Betriebskosten, Hafenerhaltung, Ausbaumaßnahmen sowie in die Subvention der Liegeplätze. Wirtschaftet ein Club also gut, können die Mitglieder ihre Liegegebühren senken und ihre Vorstände gut bezahlen.
Clubs werden ausgehungert
Der Vetreter der 13 Clubes Náuticos der Region Valencia, José Mas, fürchtet „dass bald einige unserer Clubs verschwinden werden, wenn sie keine langfristigen Lizenzverlängerungen“bekommen. Zehn bis 15 Jahre müssten sie voraus planen können, „25 wären natürlich besser“. Derzeit leben sie von Monat zu Monat. Und werden „wegen der Untätigkeit der Behörden in rechtlicher Ungewissheit“gehalten, so Mas. Warum diese Zögerlichkeit? Die Behörden sprechen von „Auflagen“die mit dem aktualisierten Hafengesetz von 2013 zu erfüllen seien. Die seien „von unserer Seite“erfüllt, erwidern die Clubs und wähnen „ökonomische Interessen“hinter der Hinhaltetaktik.
Hinter vorgehaltener Hand sprechen sie von einem „Masterplan“. Privatunternehmen mit Nahverhältnissen zu Politikern würden dafür sorgen lassen, die Clubs „auszuhungern“, um sich dann, wenn diese aufgeben müssten, den Zugriff zu sichern, um profitable Luxus-Yachthäfen zu installieren. Besonders die Clubs auf den Kanaren und Balearen sowie entlang der Costa Blanca spürten diesen privaten Druck.
Leistbare Liegeplätze
Doch dann, warnt Ceacna, „wäre Schluss mit dem Segel-, Kanuund Rudersport in Spanien auf internationalem Niveau“, Schluss auch mit leistbaren Freizeitangeboten von Sportvereinen im Wassersport, auch die Angebote für die Touristen würden sinken oder sehr viel teurer werden. Und überhaupt garantierten die Clubes Náuticos, dass es zwischen Hafen und Städten „eine Verbindung“gibt, sie seien Teil der Städte. Und auch für die Bootshalter würde sich einiges ändern. Denn „85 Prozent der 55.000 Liegenplätze“, die „unsere Clubs derzeit anbieten sind für Boote unter acht Meter“, sich ein Boot zu halten bleibt so für viel mehr Menschen leistbar als nur für die Klientel der exklusiven, privaten Yachtclubs. 400 Millionen Euro betrage das jährliche Umsatzvolumen der Clubes Náuticos, 3.250 Menschen würden direkt von ihnen beschäftigt.
Die staatliche Hafenaufsicht und Regionalvertreter würdigten die Leistungen der Clubs und versicherten, sich ihrer Sorgen anzunehmen. Konkrete Zusagen, auf die viele der Kongressteilnehmer gehofft hatten, gab es jedoch nicht. Vielmehr versuchten sich staatliche, regionale und Provinzstrukturen gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Ceacna-Präsident Jaubert appellierte an die Clubs, geschlossen aufzutreten und durch kommunale und private Kooperationen ihre Angebote und ihr Image stetig zu verbessern. Ihr Publikum sei die beste Werbung für den Erhalt der Clubs.
Dann wäre Schluss mit dem maritimen Sport auf Weltniveau