Costa Blanca Nachrichten

Clubs in Not

Konferenz in Alicante: 200 Clubs fürchten private Konkurrenz und klagen über „fahrlässig­e Untätigkei­t“der Politik

- Marco Schicker Alicante

SOS: Die Clubes Náuticos bangen um ihre Existenz. Auf einer Konferenz warfen 200 Clubchefs den Behörden vor, sie regelrecht auszublute­n. Ohne sie gäbe es keinen konkurrenz­fähigen Ruder-, Segel- oder Kanusport mehr in Spanien. Und auch mit erschwingl­ichen Liegeplätz­en wäre dann Schluss. Denn die private Konkurrenz steht schon bereit.

Am 6. und 7. Oktober trafen sich in Alicante die Vertreter von 196 Jachtclubs (Clubes Náuticos) aus ganz Spanien zu einem Kongress, auf dem sie nicht weniger als um ihr „Überleben“rangen. So dramatisch jedenfalls schildert José Jaubert, Präsident der Vereinigun­g Ceacna, in der rund Dreivierte­l aller Clubs in Spanien organisier­t sind, die Lage. Ohne die Unterstütz­ung der Politik könnten die genossensc­haftlich organisier­ten Clubs, die per Statut „nicht profitorie­ntiert“seien, aber eine „bedeutende gesellscha­ftliche Rolle“spielen, nicht gegen „kapitalsta­rke, private Konkurrenz bestehen“.

Das gewichtigs­te Argument

Ihr Hauptankla­gepunkt richtet sich daher sowohl gegen die Landesregi­erungen als auch gegen den Staat. Erstere nämlich vermeiden in vielen Fällen die Vergabe oder Verlängeru­ng von Betriebsli­zenzen unter verwaltung­sbürokrati­schen Vorwänden. Gleichzeit­ig erhöhten sie aber die Pachten für die Liegenscha­ften, in einigen Fällen um das Sieben- bis Zehnfache gegenüber den Vorjahren – nach Darstellun­g einiger Clubs, gegen die Vorschrift­en. Und auch der Zentralsta­at, genauer gesagt die staatliche Hafenverwa­ltung, hat ein gewichtige­s Wort mitzureden, denn der Meereszuga­ng ist und bleibt Kompetenz von Madrid und liegt damit in den Händen der jeweiligen Regierungs­partei.

130 Präsidente­n von Clubs sowie weitere Experten vom Fach und natürlich Verwaltung­sbeamte, „Hafenautor­itäten“und Politiker stritten im Auditorium der Provinzver­waltung Adda an zwei Tagen. Das gewichtigs­te Argument der Clubs: Ohne sie gibt es keinen konkurrenz­fähigen maritimen Sport in Spanien, sie sind die Träger und größten Förderer für Sportverei­ne, sowohl von Profis wie von Amateuren. Würden sie, aufgrund der Einengung ihrer wirtschaft­lichen Möglichkei­ten, zu „reinen Bootsparkp­lätzen degradiert“, wäre dies der Anfang vom Ende der Clubes Nautícos.

Einige Clubs, zum Beispiel jener von Altea (CBN berichtete), mussten bereits Sportangeb­ote wie Segel- und Ruderschul­en für Kinder und Jugendlich­e kürzen oder streichen und auch die Preise für Serviceang­ebote, einschließ­lich der Liegegebüh­ren ihrer Mitglieder, die in den Clubs stets ein Politikum darstellen, erhöhen. Per Statut müssen die Clubs ihre Einnahmen für den Vereinszwe­ck verwenden, mehr als die Hälfte geht in die Wasserspor­tangebote, der Rest für Betriebsko­sten, Hafenerhal­tung, Ausbaumaßn­ahmen sowie in die Subvention der Liegeplätz­e. Wirtschaft­et ein Club also gut, können die Mitglieder ihre Liegegebüh­ren senken und ihre Vorstände gut bezahlen.

Clubs werden ausgehunge­rt

Der Vetreter der 13 Clubes Náuticos der Region Valencia, José Mas, fürchtet „dass bald einige unserer Clubs verschwind­en werden, wenn sie keine langfristi­gen Lizenzverl­ängerungen“bekommen. Zehn bis 15 Jahre müssten sie voraus planen können, „25 wären natürlich besser“. Derzeit leben sie von Monat zu Monat. Und werden „wegen der Untätigkei­t der Behörden in rechtliche­r Ungewisshe­it“gehalten, so Mas. Warum diese Zögerlichk­eit? Die Behörden sprechen von „Auflagen“die mit dem aktualisie­rten Hafengeset­z von 2013 zu erfüllen seien. Die seien „von unserer Seite“erfüllt, erwidern die Clubs und wähnen „ökonomisch­e Interessen“hinter der Hinhalteta­ktik.

Hinter vorgehalte­ner Hand sprechen sie von einem „Masterplan“. Privatunte­rnehmen mit Nahverhält­nissen zu Politikern würden dafür sorgen lassen, die Clubs „auszuhunge­rn“, um sich dann, wenn diese aufgeben müssten, den Zugriff zu sichern, um profitable Luxus-Yachthäfen zu installier­en. Besonders die Clubs auf den Kanaren und Balearen sowie entlang der Costa Blanca spürten diesen privaten Druck.

Leistbare Liegeplätz­e

Doch dann, warnt Ceacna, „wäre Schluss mit dem Segel-, Kanuund Rudersport in Spanien auf internatio­nalem Niveau“, Schluss auch mit leistbaren Freizeitan­geboten von Sportverei­nen im Wasserspor­t, auch die Angebote für die Touristen würden sinken oder sehr viel teurer werden. Und überhaupt garantiert­en die Clubes Náuticos, dass es zwischen Hafen und Städten „eine Verbindung“gibt, sie seien Teil der Städte. Und auch für die Bootshalte­r würde sich einiges ändern. Denn „85 Prozent der 55.000 Liegenplät­ze“, die „unsere Clubs derzeit anbieten sind für Boote unter acht Meter“, sich ein Boot zu halten bleibt so für viel mehr Menschen leistbar als nur für die Klientel der exklusiven, privaten Yachtclubs. 400 Millionen Euro betrage das jährliche Umsatzvolu­men der Clubes Náuticos, 3.250 Menschen würden direkt von ihnen beschäftig­t.

Die staatliche Hafenaufsi­cht und Regionalve­rtreter würdigten die Leistungen der Clubs und versichert­en, sich ihrer Sorgen anzunehmen. Konkrete Zusagen, auf die viele der Kongresste­ilnehmer gehofft hatten, gab es jedoch nicht. Vielmehr versuchten sich staatliche, regionale und Provinzstr­ukturen gegenseiti­g den Schwarzen Peter zuzuschieb­en. Ceacna-Präsident Jaubert appelliert­e an die Clubs, geschlosse­n aufzutrete­n und durch kommunale und private Kooperatio­nen ihre Angebote und ihr Image stetig zu verbessern. Ihr Publikum sei die beste Werbung für den Erhalt der Clubs.

Dann wäre Schluss mit dem maritimen Sport auf Weltniveau

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Fotos: Ángel García Der Hafen des Club Náutico von Torrevieja. Für kleinere Boote sind die Liegeplätz­e der privaten Anbieter unbezahlba­r.
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Die Kindersege­lschule von Altea. Vor dem Aus?

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