Auf die Palme
Elche mit erstem Anschnitt zur Dattelernte – In vitro soll Erfolge auf dem Markt bringen
Pralle Frucht aus dem Reagenzglas: Elche nutzt moderne Methoden zum Dattelanbau
Was die Elcher im Oktober auf die Palme bringt? Na klar: Datteln. Dunkelgelb bis braun strahlen sie in der Herbstsonne. Das Signal für die Palmengärtner: Zeit für die Ernte. Die Dattel, deren nahrhaftes Inneres sie als „Brot der Wüste“gelten lässt, ist interessanterweise nie zur Spezialität der Palmenstadt geworden. Das soll sich ändern – dank moderner Reproduktionstechnik. Was die möglich macht, zeigte der Anschnitt zum Ernteauftakt am Freitag. Zwar nicht ganz wie ein Brot, doch prall und groß zeigte sich Elches Dattel.
Den Früchten, die die Palmerers der Kooperative Datelx pflückten, lag nämlich die Produktion in vitro zugrunde. 7.000 von Elches Palmen wurden bereits im Reagenzglas gezeugt – und sollen im Laufe dieser Ernte zehn Tonnen besonders attraktiver Datteln liefern. „In Elche wurde die Dattelproduktion zuvor nie ernst genommen“, sagt Gärtner Miguel Ángel Sánchez. „Bei den Palmen ging es nicht um ihre Früchte, sondern sie sollten ein Mikroklima für den Anbau anderer Produkte schaffen.“
Stammbaum mit Vorteilen
So sei zwar die Dattelpalme dieselbe wie in Ägypten oder Israel – die Früchte aber grundverschieden. Einerseits liege das am feuchteren Boden Elches, weswegen die Frucht nicht austrockne und weniger süß schmecke. „Zudem spezialisierte man sich woanders auf bestimmte Dattelsorten – und vernichtete den Rest“, so Sánchez.
In Afrika und Orient hätte man Palmen mit guter Frucht künstlich vermehrt, indem man ihre Sprösslinge in die Erde setzte. „Hier pflanzte man Palmen nur natürlich fort: mit dem Samen.“Der natürliche Stammbaum habe Vorteile: „Jede Palme trägt eine eigene Sorte Datteln. Was Elches Palmeral zur größten Genbibliothek macht.“
Auch schütze die Vielfalt bei Plagen. „Einige Palmen widerstanden dem Picudo eigenständig“, so Sánchez. Allerdings hätten hiesige Palmengärtner nicht Eigenschaften wie Geschlecht und Qualität kontrolliert. Und daher keine Premium-Sorte hervorbringen können.
„In Elche kann man in einer Woche eine sehr gute Dattel kaufen – und in der Woche darauf herb enttäuscht werden“. In vitro dagegen garantiere, dass die Sorte gleich gut bliebe. Dank der Technik habe Elche die ausländische Art Medjoul einführen und die heimische Confitera fördern können, mit denen es den Delikatessenmarkt aufmischen will. „Premium- Datteln sind sehr begehrt – verkaufen sich von selbst“, so Sánchez.
Das wegen Geldproblemen geschlossene Institut Estación Phoenix entwickelte einst die in-vitroTechnik für Palmen in Elche. Ein neues Institut ist in Planung, um die Technik auszubauen. Und Elche zum „größten Zentrum von invitro-Palmen“zu machen, wie Bürgermeister Carlos González beim Anschnitt ankündigte.
Bei allem Wettbewerb: Vergessen werden sollte nicht, dass auch die nicht ganz perfekte Dattel ihren Verzehr wert ist. „Vor allem dank ihrer Mineralstoffe wie Phosphor sollte man die Dattel vor Prüfungen oder wichtigen Terminen essen“, erklärt Palmerer Sánchez.
Woran man eine gute Dattel auf dem Straßenmarkt erkenne? „Ich achte vor allem auf die Farbe. Bei hellem, goldenen Braun wird die Dattel noch lange leben, im Kühlschrank bis zu einem Monat. Beim Hineinbeißen sollte sie fleischig sein, die Haut eng anliegen, und der Kern so klein wie möglich sein, um den Genuss zu erhalten.“