Hab’ die Nase voll
Sehr geehrte Frau Edith, ich glaube, ich habe die Nase von Spanien voll. Und so wie ich denken noch eine Menge mehr Leute, wie ich weiß.
Spanien ist mittlerweile sündhaft teuer geworden (ich le- be seit 18 Jahren hier an der Costa Blanca). Von wegen Euro und nur die Hälfte von der DMark zahlen. Die Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit überall nervt ebenfalls. Das Klo ist defekt, aber der Fontanero kommt nicht. Internet geht auch nicht, weil der Router seinen Geist aufgegeben hat und kein Service zu bekommen ist. Stromausfall bei Regen und Gewitter ist normal, Telefonate werden ständig unterbrochen oder man hängt ewig in der Warteschleife und so weiter. Also, die Liste könnte man nun fortsetzen.
Nun meinen meine Freunde in Deutschland, ich sollte vielleicht überlegen, nach Deutschland zurückzugehen. Aber mein Sohn sagt dazu nur: „Was willst Du denn hier?“Für mich heißt das, er hat vielleicht Angst, dass ich ihm lästig werde, und das schmerzt.
Ich bin also im Moment hinund her gerissen und weiß nicht, was ich machen soll. (Ich bin 69) Wie sehen Sie das?
E. L.
Edith meint:
Zuhause ist man eigentlich immer da, wo man sich wohl fühlt und wo man liebe Menschen um sich hat. Dann kann man auch Missstände leichter ertragen. Glauben Sie ja nicht, dass es die in Deutschland nicht gibt. Da hat sich auch einiges in der Zwischenzeit verändert, und nicht immer unbedingt zum Besten.
Ihr Sohn scheint von Ihrer Rückkehr auch nicht gerade sehr begeistert zu sein. Davon würde ich allerdings meine Entscheidung nicht abhängig machen.
Sie haben mir nicht geschrieben, ob Sie in Deutschland noch ein Haus oder eine Wohnung haben und eventuell noch in Deutschland gemeldet sind. Das würde eine Rückkehr erleichtern. Sie müssen abwägen, was Sie hier in Spanien nach 18 Jahren aufgeben und was Sie sich in Deutschland eventuell wieder ganz neu aufbauen müssen. Das könnte ein enormer Kraftakt werden.
Wie immer Sie sich entscheiden, ich wünsche Ihnen alles Gute und dass Sie Ihren Entschluss später nicht bereuen müssen. Bitte denken Sie daran, dass es nirgends auf der Welt etwas absolut Vollkommenes gibt. Irgendwo steckt auch immer der Hase im Pfeffer, wie man so schön sagt. Da muss man dann eben versuchen, das Beste aus einer Misere zu machen. Was auch immer passiert: Nichts ist nur negativ. Alles Gute Ihre Edith Kühn Ich freue mich auf Ihre Post: edita.kuehn@yahoo.es