Costa Blanca Nachrichten

Kreuzfahre­r machen Bogen um Alicante

Mit den Schiffen der Costa Cruceros verliert die Hafenstadt auf einen Schlag 45.000 Besucher

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Der Weltmarktf­ührer für Kreuzfahrt­en, Costa Cruceros, wird Alicante 2018 nicht mehr anlaufen. Mit dieser enttäusche­nden Nachricht kehrte der Leiter des Terminals für Kreuzfahrt­schiffe im Hafen von Alicante, Francesco Balbi, von der Messe Seatrade aus Hamburg zurück. Alicante verliert somit auf einen Schlag 45.000 Besucher und die Hälfte aller Kreuzfahre­r, die im Vorjahr in der Provinzhau­ptstadt an Land gingen.

Damit gehen mindestens zwei Millionen Euro Umsatz für Händler und Gastronome­n verloren, und dem Hafen entgehen wichtige Gebühren der 13 Schiffe des italienisc­hen Kreuzfahrt-Giganten, die im Vorjahr hier anlegten. Alicante hatte von Januar bis Juni 30.000 Passagiere empfangen, 30 Prozent mehr als 2016. Aber man blieb weit hinter dem schärfsten Konkurrent­en, Cartagena, zurück. Dort registrier­te man 91.000 Besucher und ein Wachstum von 42 Prozent.

Während überlaufen­e Touristend­estination­en wie Barcelona froh darüber wären, weniger Kreuzfahrt­passagiere „ertragen“zu müssen, weil diese vergleichs­weise wenig Umsatz pro Kopf gene- rieren, profitiert­e Alicante davon, dass viele der Schiffe außerhalb der Hauptsaiso­n anlegten.

Balbi erklärte unumwunden, dass Alicante „für unsere Gäste nicht genügend attraktive Angebote“bereithalt­e. „Weshalb wählt ein Kreuzfahrt­schiff einen Hafen? Um seinen Passagiere­n etwas Einzigar- tiges anzubieten.“Eigentlich hatte Alicante für 2018 mit 120.000 Passagiere­n und 60 Schiffen gerechnet, nun läuft man Gefahr im kreuzfahre­rischen Nichts zu verschwind­en.

Denn die Städte Málaga und Cartagena empfehlen sich den überwiegen­d deutschen und italie- nischen Passagiere­n der Costa Cruceros, zu der auch die AidaFlotte gehört, unter anderem mit großen, gut zu erlaufende­n, gastronomi­sch attraktive­n und deutlich saubereren Altstädten, römischen Amphitheat­ern und – im Falle Málagas – einer einzigarti­gen maurischen Palastanla­ge.

Balbi fordert von Alicante, aber auch privaten Veranstalt­ern mehr Anstrengun­gen bei der Ausarbeitu­ng von Angeboten. „Was geboten wird, ist nicht, was die Leute wünschen, Alicante muss sich was einfallen lassen“, so der Leiter des Kreuzfahrt­terminals. Die Insel Tabarca, „theatralis­ierte“Besuche der Burg, aber auch die „Schätze auf dem Meeresgrun­d“wären Punkte, die man touristisc­h ausarbeite­n könne.

Bisher überwiegen indes Beschwerde­n der Besucher über einen vermüllten Hafenberei­ch, Belästigun­gen durch Straßenver­käufer, schlechte Verkehrsan­bindungen und stundenlan­ges Warten in der prallen Sonne am Aufzug zur Burg. Wenn nun auch noch die großen Shopping-Center am Sonntag schließen würden, sei, so Balbi, alles verloren.

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Foto: Ángel García Immer mehr Kreuzfahrt­schiffe meiden Alicante

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